Lohnenswert oder überflüssig?

DJI Avinox Update im Test

DJI hat seinem Avinox-Motor ein umfassendes Software-Update spendiert. Der Motor schafft jetzt bis zu 1000 Watt – und das sogar ohne Boost. Aber was steckt wirklich hinter dem Update? Welche Features sind neu? Und: Wie verändert sich das Fahrgefühl? Und unter welchen Umständen gibt es die 1000 Watt überhaupt? Wir haben es getestet.

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Installation & erste Eindrücke: Schnell, stabil, reibungslos

Das Update lässt sich bequem über die DJI App aufspielen. Auch mit einer mäßigen Internetverbindung war die Installation in knapp acht Minuten erledigt. Unser Tipp: Am besten im WLAN durchführen, da einige Daten übertragen werden. Die nötige DJI App gibt es übrigens nicht im Playstore, sondern muss direkt bei DJI downgeloadet werden.

Die Strategie, Hardware früh zu launchen und mit Software-Updates im Nachgang zu verbessern, ist aus der Tech-Welt bekannt – bei E-Bikes aber noch eher ungewöhnlich. DJI geht hier einen modernen, update-basierten Weg, der in puncto Innovationsgeschwindigkeit vor allem den großen Namen der Branche – wie Bosch – zu denken geben dürfte.

DJI Avionix Motor Software Update
Wir hatten dem DJI Avinox System schon nach unserem ersten Test unseren Editors' Choice Award verliehen. Jetzt soll das Software-Update den Motor noch besser machen.

Wichtigste neue Funktionen im Überblick: Viel mehr als nur Power

1. Smooth Shift: Schalten im Rollen

Mit dem Update kommt eine Funktion, die bisher kaum ein anderes System bietet: Wer ein Bike mit elektronischer SRAM AXS-Schaltung fährt, kann nun auch im Rollen schalten – der Motor bewegt dabei leicht das Kettenblatt, um den Gangwechsel zu ermöglichen. Praktisch auf Flowtrails, vor engen Kurven oder bei plötzlichen Geländewechseln.

Wichtig: Funktioniert nur bei elektronischer Schaltung – nicht bei mechanischen Varianten mit Bowdenzug.

Smooth-Shift-Funktion
Im technischen Gelände schalten, ohne zu treten. Das jüngste Update macht das möglich, allerdings nur, wenn man eine elektronische Schaltung von SRAM fährt.

2. Kettenschutz beim Schalten

Besonders spannend im Hinblick auf Langlebigkeit: Der Motor reduziert beim Schalten kurzzeitig die Leistung, um Kette und Kassette zu schonen. Sportliche Fahrer spüren die Leistungsdelle – aber wer langfristig denkt (und teure T-Type-Komponenten fährt), wird dieses Feature schätzen.

Kettenschutzfunktion
Die Kettenschutzfunktion nimmt beim Schalten spürbar Last von der Kette. Das verhindert Kettenrisse wie den im Bild und wird vor allem bei hohen Leistungswerten relevant.

3. Vorgepsanter Freilauf

Eine clevere Idee für mehr Ruhe am Heck: Der Motor kann den Freilauf im Hinterrad vorspannen – dadurch verschwindet das typische Klappern, das man sonst oft von E-Bikes kennt.

Freilauf vorspannen
Das Update sorgt mit seiner Vorspannfunktion für den Freilauf für eine ruhigere Fahrt.

4. Individuelle Fahrmodi & Datenseiten

Wer gerne am Setup feilt, bekommt mit dem Update neue Möglichkeiten: Fahrmodi lassen sich jetzt individuell anordnen, Datenseiten mit bis zu 8 Infos frei konfigurieren – alles direkt in der App. Praktisch, aber eher Nebensache im Vergleich zur Motorleistung.

Datenseiten
Nach dem Update können viele Sachen auch direkt am Bike-Display eingestellt werden. Die App bleibt aber nach wie vor eine Bank, wenn's ans Individualisieren der Bildschirmseiten oder Fahrmodi geht.

Motorleistung im Detail: Wann kommen die 1000 Watt wirklich?

In unseren Tests haben wir das Leistungsspektrum des Avinox-Motors unter realistischen Bedingungen ausgelotet:

  • Input-Leistung von 125 W bei 85 U/min bringt ca. 860 Watt Output
  • Bei 150 bis 275 Watt Input bleibt der Output relativ stabil bei ca. 870–950 Watt.
  • Den Sweet Spot erreicht der Motor ab 90 Kurbelumdrehungen/min – darunter sinkt der Output spürbar.
  • Bei 60 U/min: nur noch ca. 670 Watt
  • Boost-Modus bleibt weiterhin aktiv: bis zu 120 Nm Drehmoment, auch bei niedrigeren Kadenzen.

Wir ermitteln die Outputleistung des Motors immer über einen Testzeitraum von ca. 2 Minuten. Die angegebenen Werte sind über diesen Zeitraum geglättet. In der Spitze liefert der Motor sogar über 1000 Watt.

Testprozedere
Für unseren Test arbeiten wir immer mit einem einheitlichen Systemgewicht von 100 Kilo. So können wir sämtliche Testszenarien immer miteinander vergleichen.

Kurz gesagt: Wer das volle Potenzial will, muss treten – und zwar zügig. Bei etwa 90 U/min gibt der Motor richtig Gas. Punktuell, bei Sprints, lassen sich laut Display sogar über 1000 Watt abrufen – dauerhaft gemessen liegen wir bei etwa 950 W.

Wem die Trittfrequenz von 90 zu hoch ist, der kann auch bei niedrigeren Trittfrequenzen mit der Boost-Funktion die volle Leistung des Motors abrufen. Denn die zusätzlichen 15 Nm Drehmoment im Boost-Modus machen die maximale Leistung bereits ab ca. 70 U/min möglich.

Inputleistung steigt
Ab 125 Watt Eingangsleistung (sehr locker) liefert der Motor bereits über 860 Watt Ausgangsleistung.
Wer die volle Motorleistung vom DJI Avinox abrufen will, muss die Kurbeln mit über 90 U/min rotieren lassen oder die Boost-Funktion betätigen.

Pro: Was spricht für das Update?

  • Spürbarer Leistungszuwachs bis knapp 1.000 Watt
  • Cleveres Kettenschutz-Feature verlängert Lebensdauer
  • Schalten im Rollen – exklusiv bei elektronischer SRAM-Schaltung
  • Ruhigerer Freilauf durch Kettenspannung
  • Schnelles, stabiles Update via App
  • Personalisierbares Fahr-Setup über neue App-Funktionen
  • Zukunftsversprechen für bestehende Kunden durch regelmäßige Software-Pflege

Contra: Was spricht dagegen?

  • 1000 Watt nur bei hoher Trittfrequenz erreichbar
  • Schalten im Rollen nur für AXS-Nutzer
  • Kettenschutzfunktion unterbricht kurz die Leistung – kann den sportlichen Flow stören
  • Mehr Power = potenziell weniger Reichweite
Update Fazit
Das neue Update liefert auf dem Trail einen echten Mehrwert und ist kein theoretisches Konstrukt.

Fazit: Premium-Update für Umme

DJI zeigt mit dem Update, dass der E-Bike-Markt längst in der digitalen Zukunft angekommen ist. Wer ein Avinox-System fährt, profitiert messbar von der neuen Software – nicht nur durch höhere Leistung, sondern durch Funktionen, die Komfort, Ruhe und Haltbarkeit verbessern.

Für Tourenfahrer, Trail-Fans und technikaffine Biker ist das Update ein echter Zugewinn – vor allem, weil DJI damit zeigt: Wir entwickeln nicht nur neue Produkte, sondern auch bestehende weiter.

Über den Autor

Ludwig Döhl

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

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