NOX HYBRID ALL-MTN 5.9 im Test
Das Nox Hybrid All MNT fällt aus der Reihe. Es hat eine wuchtige Optik und einen starken, aber seltenen BMZ RS Motor. Wie schlägt es sich damit in unserem Praxistest?


Was kann der BMZ-Motor?
Mit einem beeindruckenden maximalen Drehmoment von 112 Nm und einer Spitzenleistung von 890 W stellt er viele Konkurrenten – darunter Bosch und Shimano – in den Schatten. Allerdings bringt er mit 3,5 kg auch ein spürbares Zusatzgewicht mit sich. Das sind beeindruckende Werte, aber wie sieht es in der Praxis aus?
Der Motor entfaltet seine Kraft besonders in flachen Anstiegen mit beeindruckender Dynamik. In sehr steilen Passagen hingegen scheint er gelegentlich an seine Grenzen zu stoßen, sodass die volle Leistung nicht immer spürbar ankommt. Zudem ist das Betriebsgeräusch relativ laut, das Getriebe klappert auf dem Trail und die Kraftentfaltung erfolgt nicht in jeder Situation optimal abgestimmt. Das können die Motoren von Bosch, DJI und Shimano besser.



Wie lange halten denn 725Wh?
Der Akku des NOX ALL-MTN 5.9 bietet eine Kapazität von 725 Wh bei einem Gewicht von 3,9 kg. Zum Vergleich: Der Orbea Wild setzt auf einen 750 Wh Akku, der mit 3,5 kg etwas leichter ausfällt. Viele Konkurrenten setzen aber auf einen 600 Wh Akku, der doch schon eher leer geht.
In puncto Reichweite ist das System etwas hinter dem, was wir in unserem großen Motorentest mit anderen Systemen ermittelt haben. Leistung kostet eben Strom. Im Turbo-Modus konnten wir mit einem Akku innerhalb von 1,5 Stunden rund 1.000 Höhen- und Tiefenmeter auf unseren Hometrails bewältigen. Wer im Trail- oder Eco-Modus unterwegs ist oder sich auf Schotter- und Straßenpassagen bewegt, kann mit einer deutlich höheren Reichweite rechnen.


Die Ausstattung unseres Testbikes
Für unseren Test stand uns das NOX ALL-MTN 5.9 in der Pro-Ausstattung zur Verfügung. Das Bike setzt auf eine FOX 36 Float Performance GRIP Federgabel mit 160 mm Federweg an der Front sowie einen FOX Float X Performance Dämpfer mit 150 mm Federweg am Heck.
Die DT Swiss HX1700 Laufräder sorgen für Stabilität und Haltbarkeit, während die Shimano SLX Bremsen für zuverlässige Verzögerung sorgen. Geschaltet wird mit einer Shimano XT Schaltung, die für präzise Gangwechsel bekannt ist.
Mit dieser grundsoliden Ausstattung bringt das Bike insgesamt aber über 26 kg auf die Waage und ist somit sogar unter den E-Bikes ein echtes Schwergewicht.





Rahmendetails, Geometrie und Handling
Der Rahmen besteht aus durchweg voluminösen Alu-Rohren, deren Look Geschmackssache ist. Mit 150/160 mm Federweg ist es der optimale Begleiter für jeden Hometrail, sowohl den Ausflug ins gröbere Gelände.
Der moderate Lenkwinkel des NOX ALL-MTN 5.9 sorgt für einen gelungenen Kompromiss aus Laufruhe und Agilität, insbesondere auf Abfahrten. Allerdings fallen die Reach-Werte eher kurz aus – hier empfehlen wir, eine Größe größer zu wählen, um eine optimale Passform zu gewährleisten.
Das Handling überzeugt mit einer angenehmen Wendigkeit, selbst wenn die Kettenstreben nicht zu den kürzesten gehören. Durch das hohe Gewicht bietet das Bike auf ruppigen Trails eine beeindruckende Laufruhe. Der tiefe Schwerpunkt trägt zudem dazu bei, dass das NOX auch im technischen Uphill ruhig und kontrolliert bleibt.


Das Bike in den Anstiegen
Man möchte meinen, die 112 Nm helfen einem wirklich überall hochzuklettern, aber wirklich mehr Power als von anderen E-Bikes war nicht spürbar. Dennoch gab es kaum Anstiege, an denen man verzweifelt ist. Das Verstellen der Modi geht ganz intuitiv auch während der Fahrt und so lässt sich je nach Gelände optimale Traktion finden.
Technisches Bergauffahren ist gar nicht so einfach und erfordert viel Übung. Manchmal schiebt der BMZ Motor nach dem Treten noch für eine Sekunde weiter. Das kann in bestimmten Situationen praktisch sein, aber wenn eine enge Kurve bevorsteht, kann es auch für Unsicherheit sorgen. Daher ist es wichtig, sich mit dem Motor vertraut zu machen und die verschiedenen Unterstützungsmodi auszuprobieren. Aber nicht vergessen: Trails, die hauptsächlich für Abfahrten gedacht sind, sollte man nicht bergauf fahren!

Wie gut performt das NOX auf dem Trail bergab?
26 Kilo fordern Einsatz. Besonders bei Sprüngen erfordert das Gewicht eine gewisse Eingewöhnung, aber auch bei schnellen Richtungswechseln.
Dafür ist der Kurvengrip durch das Gewicht, die Schwalbe-Reifen und den Radstand in Größe L bei einer Körpergröße von 1,78 m beeindruckend gut. Trotzdem erfordert das Nox viel aktiven Körpereinsatz, was die Abfahrten anstrengender macht als mit einem motorlosen Enduro.
Wenn es steil und schnell bergab geht, ist das Nox in seinem Element. Auf flachen, welligen Abschnitten machte sich das Gewicht von 26 kg bemerkbar – hier war es spürbar schwerer zu pushen.

Ausstattungsvarianten
Unser Testbike war das ALL-MTN 5.9 in der Pro-Variante. Diese Ausstattung gibt es für 7.399 €. Das günstige Modell Core gibt es für 5.999 € und das Ultra-Modell für 8.399 €. Die Modelle unterscheiden sich in Sachen Fahrwerk, Bremsen, Schaltung und Laufräder. Motor und Akku sind die gleichen.

Vorteile des NOX All-MTN 5.9:
- Wechselbarer und großer Akku
- Solide Ausstattung
- Österreichische Marke
Nachteile des NOX ALL-MTN 5.9:
- Motor veraltet
- ziemlich schwer

Fazit
Die 112 Nm Drehmoment sind nicht wirklich eine Klasse für sich. Die Zahl verspricht mehr, als sie tatsächlich liefert. Dennoch kann er mit Motoren anderer Hersteller leistungstechnisch mithalten. Bei der Motorsteuerung und beim Sound muss BMZ nachbessern.
Mit einem Gewicht von 26 kg muss man erst lernen, umzugehen, doch mit etwas Eingewöhnung fährt es sich souverän. Wer ein E-MTB aus europäischer Produktion mit einem besonderen Charakter sucht, sollte das NOX definitiv in Betracht ziehen.