neuer Motor, neuer Hinterbau, neues Bike

Santa Cruz Vala im Test

Pünktlich zur Präsentation des neuen Bosch Performance CX Gen 5 Motors gibt es auch im Hause Santa Cruz einiges zu sehen. Das neue VALA. Neues Hinterbausystem, neuer Motor, neue Federwegsklasse. Genug Gründe für uns, das Bike unter die Lupe zu nehmen.

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Santa Cruz lässt zur Präsentation des neuen Bosch CX Motors den Hammer fallen. Nein – die Kalifornier haben kein eigenes Motorsystem entwickelt, mit dem sie dem neuen Klassenprimus DJI Paroli bieten wollen. Im Gegenteil: erstmals setzt Santa Cruz ganz konservativ auf den bewährten CX Motor der Schwaben von Bosch. Den haben die Ingenieure von Santa Cruz aber nicht in eine der bestehenden Rahmenplattformen von Heckler oder Bullit untergebracht. Stattdessen wurde dem neuen Motor gleich ein neues Chassis spendiert.

Hier ist es, das brandneue Santa Cruz Vala. Das erste Santa Cruz mit einem Viergelenkhinterbau. Richtig gehört: Santa Cruz hat den VPP-Hinterbau durch einen Viergelenker ersetzt. Eingefleischten Santa Cruz-Fans dürften wohl gerade die Gesichtszüge entgleisen. Zugegeben – ging uns auch so, als wir das Vala zum ersten Mal gesehen haben.

Doch bevor ihr jetzt in den Keller geht und euren VPP-Hinterbau nostalgisch huldigt, lasst uns einen Blick auf das neue Vala werfen. Wir hatten die Gelegenheit, das Bike für einen ersten Fahreindruck über die Trails zu scheuchen.

Santa Cruz Vala Test
Ungewohnter Anblick. Das neue Santa Cruz Vala ist das erste Santa Cruz EMTB ohne VPP Hinterbau.

Kapitel 1: Ein neues Bike – ein neuer Name – ein neues Hinterbausystem.

Der Name verspricht übernatürliche Kräfte

Am Vala ist so viel neu – und so viel anders, das macht uns ganz nervös. Also einmal tief durchatmen und schön der Reihe nach.

Der Name: Vala. Vala entstammt der germanischen und nordischen Mythologie und heißt übersetzt: Frau mit Stab, wobei der Stab ein Symbol der Macht ist. Vala waren Frauen, denen man seherische Kräfte nachsagte und die im Mittelalter als Prophetinnen verstanden wurden. Santa Cruz greift mit dem Namen seines neuesten Bikes also mächtig hoch. Welche Prophezeiung das neue Vala im Sack hat, verraten wir euch im Fazit. Also dranbleiben.

Santa Cruz E-MTB Test
Vala nannte man im Mittelalter Seherinnen. Wie viel Zauberkraft steckt im Vala der Neuzeit?

Das steckt drin im neuen Vala.

Den Hardfacts nach würden wir das Vala als All Mountain klassifizieren. 160 mm Federweg an der Front, 150 mm am Heck und das gepaart mit einer MX-Laufradkombi. Oder wie viele sagen: Mullet-Wheels. Wobei wir das persönlich immer noch falsch finden, denn Mullet bedeutet übersetzt VoKu-HiLa – also vorne kurz, hinten lang. Dabei ist es beim Bike ja genau andersherum. Sei’s drum – SantaCruz nennt es MX und trifft es damit auf den Punkt.

Das Vala wird von einem Bosch Performance Line CX Motor der 5ten Generation angetrieben. Damit ist klar: das Vala ist ein Full Power E-Bike. Und damit kommen wir zum Wesentlichen. Was wiegt das neue Vala?

Bosch CX Gen 5
Der Bosch CX ist Europas beliebtester Motor. Dass Santa Cruz jetzt ein Modell mit dem neuen CX Performance Line Motor bringt, zeigt klar: Die Amis wollen in Europa Gas geben.

Das Vala an der Waage.

In der von uns getesteten Top-Version für schlappe 13.000 Euro wiegt das Bike 21,6 kg (in Gr. L). Das ist im besten Sinne ein solides Gewicht, für ein Full-Power-E-Bike seiner Klasse.

Doch die Sache hat einen Haken: Das Gewicht kommt nicht von ungefähr, denn Santa Cruz erkauft sich das niedrige Gewicht mit einem kleinen Akku. Nur 600 Wh sind im Unterrohr des Vala untergebracht – fest verbaut und ohne Möglichkeit, den Akku werkzeuglos zu tauschen. Um ein paar schnelle Party-Laps auf den Hometrails zu drehen, sollen die 600 Wh reichen – das ist auch so, wie wir bei unserem Test herausfinden konnten.

Santa Cruz Vala Gewicht
Für viele ist Gewicht ein Thema, für Santa Cruz nicht. Die Amis stellen schon immer den Fahrspaß in den Mittelpunkt und sprechen nur selten über das Gewicht ihrer Bikes.
Bosch 600 Wh Akku Gewicht
Die neuen Bosch Akkus haben abgenommen. Der 600er Akku wiegt nur noch knapp über 3000 Gramm.
Amflow PL Carbon Pro Gewicht
Nachgewogen: Das Topmodell des neuen Amflow Bikes bringt bei gleicher Akkugröße fast zwei Kilo weniger auf die Waage als das Vala.
Cannondale Moterra SL
Das Cannondale Moterra SL war das erste Full-Power-EMTB, das wir im Frühjahr 2024 unter 20 Kilo gewogen haben.
Orbea Rise LT
Auch das Orbea Rise LT zählt zur exklusiven Auswahl der sub 20 Kilo Full-Power-Bikes auf dem Markt.

Santa Cruz war nie eine Firma, die sich über leichte Bikes besonders profiliert hat. Auch das Heckler SL war in unserem Test für ein Light EMTB relativ schwer. Wer auf niedriges Gewicht steht, findet hier alle Infos zu den Gewichtskönigen in der 600 Wh Full Power Klasse.

Bike Federweg Motor / Akku Gewicht
Amflow PL Carbon im Test 160 / 150 mm DJI Avionix / 600 Wh 19,4 Kilo
Orbea Rise LT 160 / 150 mm Shimano EP 801 RS / 600 Wh 19,85 Kilo
Cannondale Moterra SL 160 / 150 mm Shimano EP 801 / 600 Wh 19,95 Kilo

Reicht der kleine 600 Wh Akku für ein Full-Power-E-Bike?

Ganze 6 Mal konnten wir die 260 Hm zum Einstieg unserer Vereinsstrecke hochpedalieren – das ergibt 1.560 Hm. 4 Mal non-stop im Turbo-Modus. Das reicht, um sich nach Feierabend so richtig auf dem Trail auszupowern.

Wer nach Ganztagesabenteuern strebt und in den Bergen hoch hinaus will, der kann in einen Bosch PowerMore Range Extender investieren und bekommt dann 250 Wh obendrauf. Obendrauf trifft es dabei auf den Punkt, denn der Range Extender wird auf dem Unterrohr montiert. Damit summiert sich die Akkukapazität auf insgesamt 850 Wh. Ausreichend, um einen Tag lang in den Bergen epische Trails zu suchen.

Reichweite Santa Cruz Vala
Im Turbomodus geht dem Bike nach 1500 hm der Saft aus. Wer mehr will, muss eine oder zwei Unterstützungsstufen zurückschalten. Es gibt die Option, einen Range Extender anzuschließen. Der Akku lässt sich aber nicht wechseln.

Kapitel 2: Das Motorsystem.

Bosch legt ihn neu auf, den legendären CX-Motor.

Erstmals setzt Santa Cruz auf einen Bosch Motor. Das Vala wird vom neuen Bosch CX Motor angetrieben. Der hat gegenüber seinem Vorgänger einen neuen Formfaktor, was man mit dem bloßen Auge aber kaum bemerkt. Kaum zu spüren ist auch der Gewichtsvorteil, denn der Motor hat 100 Gramm abgespeckt. Im Fahrbetrieb sind solche Werte nicht zu spüren – aber Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist.

Hand aufs Herz: hätten wir nicht gewusst, dass uns der neue Bosch Motor den Berg hoch schiebt, hätten wir keinen Unterschied zu seinem Vorgänger bemerkt. Das Surren des Motors ist deutlich leiser als beim Vorgänger aber die Leistung hat sich nicht spürbar verändert – wie auch, denn laut Datenblatt liefert der neue CX Motor weiter 600 W Spitzenleistung und schiebt mit 85 Nm Drehmoment an.

Die Sensorik habe sich verändert, so Bosch. Dadurch würde der Motor noch feinfühliger die Impulse des Motors reagieren. Mal ehrlich – in Sachen Ansprechverhalten und Fahrdynamik war für uns schon das Vorgängermodell das Maß der Dinge. Einen nennenswerten Unterschied zum eh schon guten Vorgänger konnte man nicht spüren. In Hinblick auf das hohe Niveau des Vorgängers ist das zu verschmerzen, mit Blick auf den neuen Klassenprimus Avinnox aus dem Hause DJI ist es hingegen erstaunlich, wie sehr sich Bosch vom chinesischen Drohnenhersteller die Show stehlen lässt.

Wer vom Bosch CX Gen 4 ein neues Uphill-Erlebnis erwartet, wird enttäuscht. Er funktioniert auf vergleichbarem Niveau wie sein Vorgänger.
Display Santa Cruz Vala
Das Vala kommt ohne Display daher. Das Oberrohr ist aber so üppig ausgespart, dass man vermuten muss, dass Bosch hier bald etwas zeigen wird, das den Platz ausfüllt.
Bosch Mini Remote
Der Bosch Mini-Remote ist der beste Schalter für EMTBs. Dezent, klein, robust. So muss das sein.

Der große Unterschied: Ruhe im Gebälk

Der große Unterschied zwischen neuem und altem CX-Motor? Endlich klappert das Übersetzungsgetriebe nicht mehr. Sobald man die Kurbeln ruhen lässt und mit dem Bike in den Trail einbiegt, herrscht Ruhe. Eine Wohltat für die Ohren. Und wenn wir schon dabei sind: auch das Vala selbst ist ein bemerkenswert ruhiges Bike. Selbst bei harter Gangart in garstigem Gelände bleibt das Bike ruhig – das schafft Vertrauen und schärft die Konzentration auf den Trail.

Motorgeräusch Bosch CX Gen 5
Endlich: 100% Fahrspaß ohne nervige Geräusche. Bosch hat das Getriebeklappern beim neuen CX Motor in den Griff bekommen.

Kapitel 3: Ans Eingemachte – ein Santa Cruz ohne VPP. Funktioniert das?

Wenn Leistung wichtiger ist als die eigene Identität

Wer an Santa Cruz Bikes denkt, der denkt wohl unweigerlich auch an deren ikonisches Hinterbau-Konzept. Der VPP-Hinterbau ist seit 2001 ein unverkennbares Markenzeichen aller Santa Cruz Fullies (mit wenigen Eingelenker-Ausnahmen Anfang der 2000er Jahre). Es ist nur wenigen Bike-Marken gelungen, sich so sehr über ein technisches Alleinstellungsmerkmal von der Konkurrenz abzuheben. Doch mit dem neuen Vala bricht Santa Cruz mit der eigenen Identität.

Erstmals hängt das Hinterrad bei einem Santa Cruz Fully an einem klassischen Viergelenk-Hinterbau mit Horst-Link. Also genau so, wie bei zahlreichen anderen Mitbewerbern. Es wirkt fast wie ein Zugeständnis an die großen Viergelenker-Verfechter Specialized und Canyon, die allen Trends im Fahrwerkbau immer den klassischen Viergelenker beschworen haben.

Santa Cruz begründet den Entwicklungsschritt mit fehlendem Bauraum zwischen Motor und Hinterbau. Der untere Umlenkhebel des VPP-Dual-Link-Designs hatte einfach keinen Platz. Der Viergelenker sei die logische Konsequenz gewesen – mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass gegenüber einem VPP-Hinterbau nun plötzlich neue Möglichkeiten für die Auslegung des Anti-Rise zur Verfügung standen.

Viergelenker-Hinterbau
Tschüss VPP. In Verbindung mit dem Motor ist es einfach praktischer, mit einem 4-Gelenker-Hinterbau zu arbeiten. Dieser braucht in der Konstruktion einfach weniger Platz.
Umlenkhebel
Der einteilige Umlenkhebel fällt massig aus.
Host-Link
Das wohl bekannteste Lager der Bike-Industrie gibt es jetzt auch bei Santa Cruz: Das Horst-Link-Lager in der Kettenstrebe.
Platz am Hinterbau
Der Hauptdrehpunkt auf Kettenblatthöhe braucht deutlich weniger Platz als der Umlenkhebel eines VPP-Hinterbaus. So kann das Bike kürzer gebaut werden.
Reifenfreiheit
Der Magic Mary Reifen hat Platz im Hinterbau, ist aber nicht mit der üppigsten Reifenfreiheit gesegnet.

Anti-Rise? Was ist das denn bitte?

Der Anti-Rise beschreibt das Verhalten des Hinterbaus beim Bremsen. Also ob der Hinterbau beim Bremsen ein- oder ausfedert oder neutral bleibt. Oder anders gesagt, ob er beim Bremsen verhärtet – auch als „stempeln“ bekannt. Aufgrund der Anordnung des Horst-Links, also dem Drehpunkt zwischen Ketten- und Sitzstrebe, lässt sich dieser besagte Anti-Rise sehr genau bestimmen – zugunsten eines voll aktiven Fahrwerks auch unter Bremslast. Dazu später mehr.

Host Link Lager
Ob Horst Leitner den Begriff Anti-Rise kannte, als er das erste Mal ein Lager in der Kettenstrebe einbaute?

Viergelenker vs. VPP

Für alle Tech-Nerds ein kurzer Technik-Exkurs. Santa Cruz‘ eingetragener Markenname „VPP“ steht für nichts anderes als „Virtual Pivot Point“ und beschreibt den virtuellen Drehpunkt, um den der Hinterbau beim Einfedern rotiert. Klinkt fancy – und total unique. Ist es aber nicht. Denn auch der klassische Viergelenker rotiert um einen virtuellen Drehpunkt. Wenn man es genau nimmt, dann ist sogar ein „VPP“-System eine Art Viergelenker, nur eben ohne den von Horst Leitner „erfundenen“ Horst-Link. Der untere Link des „VPP“-Systems arbeitet auf die gleiche Weise, wie die Kettenstrebe bei einem Viergelenker – nur dass der Hebel viel kürzer ist.

Wem der „Virtual Pivot Point“ also wichtig ist, der darf sich auch beim neuen Vala weiterhin über einen virtuellen Drehpunkt freuen.

Santa Cruz Heckler
Das Heckler und auch das Heckler SL haben den klassischen VPP-Hinterbau.
Santa Cruz Vala
Zum Vergleich stellen wir den Hinterbau des Vala einmal direkt gegenüber.
VPP-Hinterbau
Das geschlossene Rahmendreieck rotiert beim VPP um einen Drehpunkt, der sich während des Einfederns verändert.
Viergelenker-Hinterbau
Beim Viergelenker liegt der Hauptdrehpunkt des Hinterbaus knapp über der Motorhöhe. Es ist das System, das bei geringer Komplexität die meisten Vorteile vereint.

Kapitel 4: Also wie fährt sich das Vala nun?

Was runter will, muss erst mal hochkommen.

Wenn man schon die Kraft eines Full-Power-E-Motors zur Verfügung hat, dann darf der Uphill auch Spaß machen. Also runter vom eintönigen Schotterweg, rauf auf den Trail. Obwohl in der E-MTB-Entwicklung in den letzten Jahren enorm viel passiert ist, gibt es immer noch viele E-Bikes, die mit steilen, technischen Anstiegen überfordert sind. Die häufigsten Probleme: ein steigendes Vorderrad und Traktionsabriss am Hinterrad. Das meistert beides mit Bravour.

Das Vorderrad klebt förmlich am Untergrund, weshalb sich das Bike auch im steilen Uphill präzise steuern lässt. Der steile Sitzwinkel zentriert den Fahrer mittig im Bike und der lange Hauptrahmen zieht den Oberkörper in Richtung Front – dadurch bekommt das Vorderrad viel Druck ab. Zudem steht der Hinterbau stabil im oberen Federweg und sackt nicht weg. Das Vala fährt sich in jeder Situation sehr definiert.

Auch wenn der Hinterbau straff wirkt, so nimmt er Schläge reaktionsfreudig an und ermöglicht dem Hinterrad, dem Untergrund perfekt zu folgen. Der Hinterradreifen hält somit souverän den Kontakt zum Boden, wodurch die Kraft des Motors ohne nennenswerte Verluste in Vortrieb umgesetzt wird.

Santa Cruz Vala Uphill
Die aufrechte Sitzposition lädt zum gemütlichen Klettern ein.
Der steile Sitzwinkel und der flache Lenkwinkel machen das Oberrohr relativ kurz.

Viel hilft viel – zumindest was Grip anbelangt

Die starke Leistung des Hinterbaus wird gekrönt vom außergewöhnlichen Grip der neuen Schwalbe Magic Mary Reifen mit Radial-Karkasse. Die Reifen verbeißen sich förmlich im kompakten Waldboden des festgefahrenen Uphill-Trails. Selbst nasse Wurzeln lassen die Reifen unbeeindruckt. Somit kann man entspannt in die Pedale treten, den Motor kräftig seine Arbeit machen lassen und genießen, mit wie viel Flow sich das Vala durchs Gelände in Richtung Gipfel zirkeln lässt.

Allerdings gibt es auch einen Wermutstropfen an den griffigen Schwalbe-Reifen: fährt man den 600 Wh-Akku doch einmal leer und muss das Bike ohne Unterstützung auf Schotter- und Asphaltstraßen nach Hause treten, dann wird man den spürbar hohen Rollwiderstand der Reifen schnell verfluchen.

Santa Cruz Vala Erfahrung
Bergab läuft das Vala wie auf Schienen. Fahrwerk, Reifen und Geometrie stimmen für Trailschredder.

Wird das Vala dem Ruf eines Santa Cruz auch im Downhill gerecht?

Erhebt man sich aus dem Sattel, um die Downhill-Position einzunehmen, dann spürt man die Länge des Bikes. Das Vala wirkt lang in Gr. L – und das obwohl der Reach mit 477 mm längst ein gängiges Maß misst und sich somit gewohnt anfühlen müsste. Dennoch wirkt das Bike länger, als es das Datenblatt vermuten lässt.

In Größe L passt das Vala einem Fahrer mit 1,81 m ziemlich perfekt – wenngleich das Bike bei schneller Fahrweise eine zentrale Fahrposition abverlangt. Sich entspannt im Heck des Bikes „niederzulassen“ ist mit dem Vala nicht drin – denn das wird durch Untersteuern quittiert – das Vorderrad bricht aus.

Besonders beachtlich ist die enorme Bewegungsfreiheit über dem Bike. Das Unterrohr verläuft für ein Bike in Größe L besonders tief. In Kombination mit dem langen Hub der Dropper Post ergibt sich enorm viel Bewegungsspielraum.

Santa Cruz Vala Test
Unser Tester Maxi hat die üppige Bewegungsfreiheit auf dem Bike direkt ausgenutzt.

Bremsen auf und „Steve Peat“-Gedächtnismodus an

Das Vala liebt Speed – je schneller, desto wohler fühlt sich das Bike. Das liegt unter anderem am 63,9° flachen Lenkwinkel. Die nötige Selbstsicherheit stellt sich durch das tiefe Tretlager ein, wodurch man das Gefühl hat, in Motocross-Manier sicher hinter dem hohen Cockpit eingebettet zu sein.

SIZE XXS XS S M L XL XXL
Hersteller-Größenbezeichnung
-
-
sm
md
lg
xl
-
Laufradgröße
-
-
29 / 27,5 Mullet
29 / 27,5 Mullet
29 / 27,5 Mullet
29 / 27,5 Mullet
29 / 27,5 Mullet
Stack
-
-
626
636
644
657
671
Reach
-
-
432
456
477
497
522
Oberrohrlänge
-
-
574
602
623
646
675
Sitzrohrlänge
-
-
380
400
420
460
500
Sitzwinkel
-
-
77,2
77,2
77,2
77,2
77,2
Steuerrohrlänge
-
-
110
120
130
150
160
Lenkwinkel
-
-
63,9
63,9
63,9
63,9
63,9
Tretlagerabsenkung
-
-
24,5
24,5
24,5
24,5
24,5
Tretlagerhöhe (absolut)
-
-
340
340
340
340
340
Kettenstrebenlänge
-
-
440
441
444
447
451
Radstand
-
-
1211
1242
1269
1298
1334
Überstandshöhe
-
-
736
730
730
730
723

Das Bike lässt sich sehr präzise steuern. Der Hinterradreifen klebt förmlich am Boden, denn das Heck generiert eine verdammt hohe Traktion. Das schafft Vertrauen. Vor allem, weil der Hinterbau Bremsmanöver hervorragend auf den Boden bringt. Den Anker zu werfen führt daher genau zu der Verzögerung, die man sich wünscht – im richtigen Moment, am richtigen Ort. Wer später bremst, ist länger schnell.

Wenn das Rad ausbricht, dann am Vorderrad. Das Bike ist lang, dementsprechend will es mit viel Druck über der Front gefahren werden. Wer die Kraft und das Selbstvertrauen hat, zentral über dem Bike zu stehen und mit dem Oberkörper nach vorne zu gehen, der wird mit hervorragendem Grip an beiden Rädern belohnt.

Sram Maven
Der Bremshebel der neuen Maven-Bremse liegt perfekt in der Hand.
Sram Maven
Fett-Optik, fette Leistung: Die Sram Maven ist ein Wurfanker.

Also wie fühlt sich der Viergelenker nun an?

Tendenziell fühlt sich das Fahrwerk eher straff an. Eine Sänfte ist das Vala aber nicht. Vor allem ist das Fahrwerk sehr definiert. Es gibt exzellente Rückmeldung über das, was unter einem passiert – ohne Schläge ungefiltert an den Fahrer weiterzureichen. Dennoch fühlt man sich nicht vom Untergrund isoliert, sondern bestens mit ihm verbunden.

Die Fox 38 Factory Gabel und der Hinterbau harmonieren perfekt und lassen das Rad wie auf Schienen über den Trail gleiten. Dass der Hinterbau nur 150 mm Federweg generiert, merkt man nicht – das Heck fühlt sich nach mehr an und passt somit super zu den 160 mm Federweg der Gabel.

Santa Cruz setzt beim Vala auf eine 38er Gabel. Alle anderen Hersteller sind hier schmächtiger unterwegs.
Fox Float X
Fox Float X Dämpfer liefert ab, egal wie lange oder hart die Schläge einprasseln.

Vertrauen kommt durch Widerstandskraft

Das Bike ist steif und somit präzise. Und es fühlt sich robust an, sehr robust. Auch wenn das natürlich ein sehr subjektiver Eindruck ist. Denn über die Haltbarkeit kann nur der Prüfstand oder die Langzeiterfahrung fundierte Erkenntnisse bringen. Doch im Fahrbetrieb gibt das Bike den Eindruck, dass man sich kompromisslos auf das Bike verlassen kann. Dadurch lässt man in Passagen die Bremse offen, in denen man sonst nach dem Hebel zum Verzögern sucht.

Die formschlüssigen Kettenstrebenschoner gehören mittlerweile zum guten Ton in der Branche.
Zugverlegung
Beim Übergang in den Hinterbau ist die Bremsleitung kurz zu sehen. Ansonsten verläuft sie under Cover.
Zugverlegung
Die teuren CC-Rahmen können nur mit Funkschaltung gefahren werden. Die günstigen Versionen haben eine Leitungsführung für einen Bowdenzug.
Flaschenhalter
Akkuhalterung und Flaschenhalterposition werden mit diesen Schrauben kombiniert.

Alles eine Frage der Einstellung - Progression

An der unteren Dämpferaufnahme des Vala steckt ein Flipchip, über den sich die Progression des Hinterbaus einstellen lässt. Die Geometrie bleibt davon unberührt – denn zur Geometrieanpassung haben die Santa Cruz Ingenieure dem Vala einen zweiten FlipChip am Gelenk zwischen Sitzstrebe und RockerArm spendiert.

Unser Favorit war die tiefe Geometrie-Einstellung mit der weniger progressiven Kennlinie – also Geo Lo und Pro Lo. Mit der etwas weniger progressiven Kennlinie verhält sich das Bike zwar etwas weniger lebendig, liegt dafür umso ruhiger und satter auf dem Trail – genau richtig, um präzise seine Linien zu treffen und Sekunden zu jagen.

Mit mehr Progression fühlt sich das Rad etwas lebendiger an und verführt den Fahrer, an Kanten bewusst abzuziehen und mit dem Gelände mehr zu spielen.

Flip-Chip
Der Flip-Chip verändert die Progression des Hinterbaus und die Geometrie des kompletten Bikes. Wir waren im Low-Setup unterwegs.

Kapitel 5 - Gibt's das Vala auch unter der 13.000 € Grenze?

Santa Cruz ist nicht für Schnäppchen bekannt. Mit 13.000 € ist das Bike in einer Liga mit dem S-Works Turbo Levo SL. Aber es geht auch günstiger. Für 7499 € gibt’s zwar nur die Sparausstattung, aber immerhin denselben Motor. Den hochwertiger verarbeiteten CC-Rahmen gibt es erst ab 11.499 €. Damit genug über die Preise diskutiert. Man muss sich dieses Bike leisten wollen. Mit Vernunft hat das nichts mehr zu tun. Mit dem Pfeilsymbol könnt ihr alle Preisklassen untereinander vergleichen und auf den Detailseiten findet ihr alle Ausstattungsdetails.

Santa Cruz Vala Testbericht
Hell Yeah, wir hatten Spaß beim Testen!

Kapitel 6 – Fazit zum Santa Cruz Vala

Das Vala ist genau richtig für Speed-Freaks und Adrenalin-Junkies, die mit dem E-Bike einen Shuttle-Ersatz suchen und bergab kompromisslos ihren inneren Downhill-Piloten ausleben möchten.

Das Vala lässt die jüngsten Prophezeiungen wahr werden. Immer mehr Biker suchen den Kick bergab und die Unabhängigkeit von Bikeparks und Shuttle-Bussen. Das Vala fährt sich erstaunlich lebendig und liegt dennoch wie ein Brett auf dem Trail – beste Voraussetzungen, um den Downhill-Piloten in sich zu wecken. Mit dem Vala kann man seinen Downhill-Ambitionen daher auch abseits von Liftanlagen frönen. Wäre da nur nicht die Sache mit dem Preis: 13.000 Euro fürs Topmodell setzen die Hemmschwelle, die Bremsen aufzumachen, dann vielleicht doch wieder herab.

Über den Autor

Ludwig Döhl

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

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