Santa Cruz Heckler CC Test
Der Name Heckler ist Kult. Vor über 20 Jahren war das Heckler ein Pionier unter den All-Mountain-Fullies. Das Heckler war leicht, simpel und wendig. Nachdem das Heckler lange Zeit von der Bildfläche verschwunden war, lebt es jetzt wieder auf – als E-Bike. Auch mit Akku bleibt das Heckler ein All Mountain. Aber eines für die harte Gangart. Ob es immer noch so wendig ist, soll unser Test zeigen.
Das heutige Heckler CC hat mit seinem Urahn nicht mehr viel gemein. Das Bike wirkt brachial. An der Front arbeitet eine brachiale RockShox ZEB-Federgabel. Das Unterrohr hat die Größe eines gut durchtrainierten Unterschenkels. In ihm steckt ein fetter Akku mit 720 Wh.
Auf den ersten Blick sieht das Heckler gar nicht so wendig aus, wie es die Gene seines Ur-Ahnen vermuten lassen. Doch in einer Sache bleibt sich das Heckler treu. Es ist leicht. 22,4 kg bringt unser Testbike in Gr. L auf die Waage – ein guter Wert, vor allem für ein Full-Power-E-Bike mit großem Akku und robusten Komponenten.
Das Santa Cruz Heckler CC MX in Zahlen
- Bike-Typ: All Mountain
- Federweg: 160 mm / 150 mm (vorne / hinten)
- Laufräder: Mullet (29"/27,5")
- Rahmenmaterial: Carbon (Hauptrahmen und Hinterbau)
- Gewicht: 22,4 kg (Gr. L)
- Motorsystem: Shimano EP8
- Akku: 720 Wh (entnehmbar)
- Max. Gesamtgewicht: 158 kg
- Besonderheiten: Lebenslange Garantie (Rahmen & Laufräder)
- Preis: 10.999 Euro
136 kg Zuladung - WOW!
Bleiben wir beim Stichwort „robust“: Santa Cruz zeigt sich in Sachen Haltbarkeit selbstbewusst. Das Heckler CC darf mit bis zu 136 kg „beladen“ werden. Maximal zulässige Zuladung nennen das die Amis. Die bei uns übliche Angabe des max. Gesamtgewichts ist in den USA nicht so geläufig. Der Unterschied: Die Zuladung beschreibt das Gewicht von Fahrer samt Ausrüstung.
Das maximal zulässige Gesamtgewicht bezieht das Bike selbst in die Rechnung mit ein – also Bike plus Fahrer plus Ausrüstung plus Zubehör. 136 kg für Biker samt Ausrüstung sind demnach ein top Wert. Es ergibt sich ein maximales Gesamtgewicht von 158 kg. Respekt. Diese Werte versprechen Haltbarkeit. Santa Cruz unterstreicht das mit einer lebenslangen Garantie auf Rahmen und Laufräder.
Premiumklasse: Die Details machen den Unterschied
Bei genauerem Hinsehen stechen einige Details am Heckler ins Auge. Beispielsweise die Kabeleingänge der innenverlaufenden Zugführung. Entgegen dem Trend zur Kabeldurchführung durch den Steuersatz verlaufen die Kabel am Santa Cruz noch klassisch an den Seiten ins Unterrohr. Gut so, denn die Kabelführung durch den Steuersatz birgt viele Nachteile – beispielsweise lässt sich bei vielen Bikes der Vorbau nicht ganz unten setzen.
Ein tolles Detail ist auch der üppig dimensionierte Protektor auf der Kettenstrebe. Der schützt die Kettenstreben über die gesamte Länge vor Schlägen. Dadurch wird das Bike leise, denn der Protektor kann das lästige Kettenklappern effektiv auffangen.
Leise ist das Bike leider nicht. Auch wenn vom Kettenschlag nichts zu hören ist, so macht der Shimano Motor mit lautem Geklapper auf sich aufmerksam. Der Grund für das Klappern ist bauartbedingt, braucht aber kein Grund zur Sorge sein. Nervig ist die Geräuschkulisse trotzdem.
Noch etwas fällt auf: Vorder- und Hinterrad liegen nicht auf einer Achse. Die Hinterachse sitzt tiefer. Das liegt an der Mullet-Bereifung. Oder wie das die lockeren Amis aus dem kalifornischen Surfer-Städtchen Santa Cruz gerne sagen: Business in the front, Party in the rear. Das große 29-Zoll-Vorderrad verleiht dem Heckler ein stabiles Überrollverhalten. Das kleinere Hinterrad bringt Agilität in die Kiste.
Über alle Berge: Wie viel All-Mountain steckt im Heckler CC?
Das Heckler ist ein Full Power All Mountain E-Bike für extremes Gelände. Dennoch will es auch auf langen Touren punkten. Und das macht es. Die entspannte Sitzposition fühlt sich auch nach Stunden im Sattel angenehm an. Die Sitzposition ist aufrecht, wie bei den meisten E-Bikes dieser Klasse.
Ein Pluspunkt für lange Touren ist der herausnehmbare Akku. Mit einem Ladegerät im Rucksack lässt sich der Akku bei Pausen in Cafés und Restaurants kurzerhand entnehmen und nachladen. Auch für üppiges Trinken ist gesorgt: Ab Rahmengröße L passen sogar 750 ml große Trinkflaschen in den Flaschenhalter im vorderen Rahmendreieck.
Trotz der großen Öffnung im Unterrohr wirkt das Heckler angenehm steif. Die Kraftübertragung der eigenen Beinkraft fühlt sich beim Treten angenehm effizient an. Wer besonders weit kommen möchte und im sparsamen Eco-Modus auf Tour geht, kann den Motor aus eigener Kraft bestens unterstützen – das steigert die Reichweite deutlich.
Wie viel Bergziege steckt im Heckler CC?
Santa Cruz ist vor allem für Bikes mit hohem Suchtpotenzial in der Abfahrt bekannt. Doch kann das Heckler CC auch Uphill? Ja – und wie. Das Heckler CC ist ein entspannter aber souveräner Kletterer, der auch auf steilen Rampen kontrolliert den Berg hochmarschiert. Dabei verhält sich das Rad erstaunlich wendig, sodass auch verblockte Trails ohne zu kippeln hochgezirkelt werden können.
Das Tretlager ist tief. Sehr tief. Das gibt viel Kontrolle. Es fühlt sich an, als stünde man förmlich im Bike. Als wäre das Bike die Verlängerung des eigenen Körpers. Das ist gut, vor allem in verblocktem Gelände oder bei hohen Geschwindigkeiten auf zornigen Trails.
Doch das tiefe Tretlager hat auch seine Schattenseiten. Bodenkontakt mit den Pedalen lässt sich kaum vermeiden – zumindest nicht mit großen Flat-Pedalen. Und das, obwohl Santa Cruz dem Heckler CC ab Werk sogar schon kompakte Kurbeln spendiert – 165 mm messen die Shimano-Kurbeln.
Doch das Heckler CC hat ein spannendes Detail zu bieten: den Flip-Chip an der hinteren Dämpferaufnahme. Durch Drehen des Flip-Chips lässt sich die Geometrie in den Positionen „Hi“ und „Lo“ einstellen. Die Tretlagerhöhe variiert um 8 mm und der Lenkwinkel um 0,3°. Zugegeben, die Veränderung ist minimal und mag auf den ersten Blick belanglos wirken. Doch 8 mm mehr Bodenfreiheit entsprechen nahezu dem Sprung von einer 165er zu einer 175er Kurbel. Jeder, der schon einmal zwischen 165er und 175er Kurbeln hin und her getauscht hat, weiß, wie sehr man den Unterschied im Gelände spürt.
Nimmt man den gelegentlichen Bodenkontakt der Pedale auf technischen Uphills in Kauf, kann man mit dem Heckler CC schon im Bergauf jede Menge Spaß haben. Spielerisch lässt sich das Bike Kehre für Kehre über verblockte Trails den Berg hinauf zirkeln. Die Gewichtsverteilung auf dem Bike ist ausgewogen, so bleibt das Vorderrad stabil am Boden – auch wenn es steil nach oben geht. Einzig der 2,4“ Maxxis DHR II Hinterradreifen bietet auf dem kleinen 27,5“ Hinterrad nicht den allerbesten Grip. Das liegt vor allem an der mittelharten MaxxTerra Gummimischung. Allerdings wirkt der Reifen auch erstaunlich schmal – obwohl er auf einer Reserve DH Carbon-Felge mit 30 mm Innenbreite aufgezogen ist.
Tuning-Tipp: Santa Cruz gewährt am Heckler CC MX eine Reifenbreite bis zu 2,6“. Wer den Weg nach oben am liebsten auf technischen Trails zurücklegt, wird von einem griffigen Hinterradreifen in 2,6“ Breite sehr profitieren – nicht nur wegen des Grips, sondern auch weil der Reifen höher baut und so das Tretlager leicht anhebt. Ein Plus an Bodenfreiheit.
Brachial bergab: Fühlt sich nach mehr an, als man vermutet
Bergab besticht das Heckler CC mit einem satten Fahrwerk. Das Heck fühlt sich nach mehr Federweg an, als ein Bike mit 150 mm Federweg vermuten lässt. Hinterbau und Dämpfer arbeiten dermaßen gut zusammen, dass die Hinterradfederung die Federgabel übertrifft. Das führt zu einer leichten Dysbalance im Fahrwerk.
Die Gabel wirkt im Vergleich zum Heck etwas überdämpft und reicht kleinere Schläge unsensibel an den Fahrer durch – vor allem bei niedrigen Geschwindigkeiten. Selbst bei maximal geöffnetem Druckstufen-Setup ist diese Charakteristik deutlich zu spüren. Es braucht viel Speed und Nachdruck, damit die Zeb Ultimate in Fahrt kommt und ihr volles Potenzial zeigen kann. Je schneller, desto besser liegt das Heckler CC.
Das ausgewogene Handling überzeugt mit einer gesunden Mischung aus Verspieltheit und Laufruhe. Das Heckler CC ist ideal für E-Biker, die in extremem Gelände entspannt ihre Grenzen ausloten wollen. Bergab beweist sich das Santa Cruz als gutmütiges Vollgas-Bike, das seinen Fahrer mit einem satten Fahrgefühl sicher durch extremes Gelände führt.
Der Charakter des Bikes erinnert an Balu den Bären: Es ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Auch in garstigen Steinfeldern möchte man am liebsten lauthals „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ vor sich hin trällern.
Pro
- recht leicht für ein Full-Power E-Bike
- herausnehmbarer Akku
- super Fahrwerk
Contra
- Gabel wirkt überdämpft
- Motor könnte etwas leiser sein
Zum Vergleich: Verwandte Bikes in dieser Preisklasse
Fazit des Santa Cruz Heckler CC
Das Santa Cruz Heckler CC MX ist eine super Wahl für E-Biker, die gerne lange Touren in extremem Gelände fahren.
Egal, ob man es entspannt angeht oder im Vollgas-Modus zu Werke geht, das Santa Cruz macht aufgrund seines ausgewogenen Handlings in jeder Fahrsituation eine gute Figur. Ein Bike mit einem enorm breiten Einsatzbereich.
Weitere Infos zu allen Santa Cruz Heckler-Modellen
Wir haben für unseren Test auf der Topversion des Santa Cruz Heckler CC gesessen. Wer die volle Dröhnung will, muss über 10.000 € in der Tasche haben. Wer mit etwas weniger Luxus zurechtkommen kann, kann sich auch die günstigeren Versionen ansehen.
Alle Informationen, einschließlich Geometrie-Tabellen und technischen Daten, zu allen Modellen finden Sie wie immer auf den jeweiligen Detailseiten: