Canyon Neuron:ON AL im Test
Mit dem neuen Canyon Neuron:ON AL bringt die Koblenzer Marke ein überarbeitetes E-Mountainbike zum guten Preis auf den Trail. Aluminium-Rahmen, 150 mm/145 mm Federweg und Bosch Performance Line CX Gen5 – viel Technik für viel Fahrspaß, oder zu günstig für ein echtes EMTB?
Bosch CX Gen 5: Neues Herz mit dickem Akku
Die Bosch Fangemeinde ist nach wie vor riesig und Canyon weiß das. Die Koblenzer verbauen deshalb den Bosch Performance Line CX Motor der 5. Generation. Bosch Motoren sind in Sachen Langlebigkeit und Servicenetz unschlagbar und die neuesten Bosch-Antriebe sind zudem in Sachen Motorsteuerung besser geworden. Zudem sind sie endlich leise. Gerade im Downhill gibt es kein Klappern mehr – ein echter Fortschritt. Das hat auch unser großer Motorentest gezeigt.
Dazu kommt ein großer 800-Wh-Akku, der bei Bedarf gegen einen 600er getauscht werden kann. Optional ist ein Range Extender anschließbar – damit ist auch für lange Touren vorgesorgt. Im Turbo Modus schafft man mit dem 800er Akku ca. 2000 hm. Eine Reichweiten-Marke, die auch lange Tagestouren möglich macht.
In Sachen Akku gibt es hier nichts zu bemängeln. Dafür ist die Bosch Peripherie mit dem Remote Controller und dem großen Display etwas klobig. Auch die Ladeklappe wirkt etwas lieblos. Style geht anders.
In der Praxis - Sitzposition und Klettereigenschaften
Wir hatten das Neuron:ON AL 9 – das Topmodell – ausführlich im Gelände getestet. Forstwege, flowige Trails und anspruchsvolle Enduro-Sektionen: das Bike musste sich überall beweisen.
Auffällig ist der hohe Fahrkomfort. Die Sitzposition fällt aufrecht aus. Dank der hohen Front sitzt man auch auf langen Touren bequem. Der sensibel ansprechende Hinterbau liefert viel Traktion.
Beim Klettern punktet das Bike mit Ruhe und Kontrolle: Lange Kettenstreben sind in steilen Anstiegen der Gegenspieler zur relativ hohen Front. Denn sie halten das Vorderrad am Boden. Wenn es richtig steil wird, klettern andere Bikes aber besser.
Im Trail bergab -
Die stimmige Geometrie positioniert einen zentral auf dem Bike. Das vermittelt viel Vertrauen. Aber ein Bike mit 25 Kilo ist kein Kurvenschreck. Wer im Singletrail gerne Gas gibt, muss mächtig arbeiten, um das Canyon Neuron AL zum spontanen Richtungswechsel zu überreden. Das sensible Fahrwerk strotzt vor Komfort, verschluckt gelegentlich aber auch etwas Impuls vom Fahrer.
Geht’s ruppiger zur Sache, bleibt das Handling berechenbar. Doch hier stößt die Ausstattung ans Limit: Die RockShox Lyrik Base und die SRAM DB8-Bremsen sind solide, aber nicht endurotauglich. Vor allem aber der knapp bemessene Federweg macht sich im rauen Gelände bemerkbar. Der tendenziell lineare Hinterbau kommt bei harten Einschlägen an seine Grenzen.
Wer’s richtig krachen lassen will, fährt bei Canyon besser mit dem Spectral:ON oder Strive:ON. Wer dagegen ein unkompliziertes und gutmütiges Touren- und Trailbike sucht, liegt mit dem Neuron:ON AL richtig.
Vorteile
- Neuester Bosch CX Gen5: leise, agil, effizient
- Große 800 Wh Batterie, entnehmbar & Range-Extender möglich
- Komfortable, ausgewogene Geometrie mit guter Kletter-Performance
- Vielfältige Ausstattung: kabellose Schaltung, hochwertige Bremsen, GPS, Diebstahlschutz, Ständer- und Gepäckträgeraufnahme
Nachteile
- Nur das Einstiegsmodell ist preislich super attraktiv - 5.499 € fürs Topmodell sind relativ teuer
- Bosch-Display zentral platziert, im Fall eines Sturzes gefährdet
- 25 Kilo – schwer für den Federweg
- etwas klobige Optik
Fazit
Das Canyon Neuron:ON AL ist ein Allrounder – mit neuem Bosch‑Motor, großem Akku und vielseitigen Ausstattungsoptionen. Das Bike ist ideal für die Langstrecke oder den Einsatz im Alltag. Für technische Trails gibt es spaßigere Alternativen. Seine Stärke ist der Komfort, gepaart mit einem der besten Motoren, die es aktuell gibt.






