günstiges Fully mit Bosch Herz

Canyon Neuron:ON AL im Test

Mit dem neuen Canyon Neuron:ON AL bringt die Koblenzer Marke ein überarbeitetes E-Mountainbike zum guten Preis auf den Trail. Aluminium-Rahmen, 150 mm/145 mm Federweg und Bosch Performance Line CX Gen5 – viel Technik für viel Fahrspaß, oder zu günstig für ein echtes EMTB?

Canyon Nueron ON AL im Test
Die klar sichtbaren Schweißnähte machen klar: Das Design ordnet sich hier den Preis unter.

Canyon setzt bei seinem Neuron ON AL 2025 auf einen grundlegend neuen Aluminiumrahmen mit 150 mm Federgabel vorn und 145 mm Federweg hinten. Das Bike will ein echtes EMTB sein, kommt dafür aber relativ bullig ums Eck.

Die voluminösen Rohre sind mit sichtbaren Schweißnähten verbunden. Zuletzt haben hier Hersteller wie Focus mit dem Jam² und verschliffenen Schweißnähten einen Carbon-Look mit ihren Alu-Bikes imitiert. Davon will Canyon beim Neuron ON AL aber nichts wissen.

Die Optik verrät, hier geht es nicht um Leichtbau und Schicki-Micki, sondern darum, einen guten Preispunkt mit einem universellen Bike zu erzielen.

Mit 150 mm Federweg an der Front kommt das Neuron:ON AL in harten Enduro-Passagen an sein Limit.
Bosch Performance Line CX Gen 5
Mit dem Bosch Performance Line CX Gen 5 Motor hat Canyon eine souveräne Plattform gewählt.

Bosch CX Gen 5: Neues Herz mit dickem Akku

Die Bosch Fangemeinde ist nach wie vor riesig und Canyon weiß das. Die Koblenzer verbauen deshalb den Bosch Performance Line CX Motor der 5. Generation. Bosch Motoren sind in Sachen Langlebigkeit und Servicenetz unschlagbar und die neuesten Bosch-Antriebe sind zudem in Sachen Motorsteuerung besser geworden. Zudem sind sie endlich leise. Gerade im Downhill gibt es kein Klappern mehr – ein echter Fortschritt. Das hat auch unser großer Motorentest gezeigt.

Dazu kommt ein großer 800-Wh-Akku, der bei Bedarf gegen einen 600er getauscht werden kann. Optional ist ein Range Extender anschließbar – damit ist auch für lange Touren vorgesorgt. Im Turbo Modus schafft man mit dem 800er Akku ca. 2000 hm. Eine Reichweiten-Marke, die auch lange Tagestouren möglich macht.

In Sachen Akku gibt es hier nichts zu bemängeln. Dafür ist die Bosch Peripherie mit dem Remote Controller und dem großen Display etwas klobig. Auch die Ladeklappe wirkt etwas lieblos. Style geht anders.

Canyon Neuron:ON AL Range Extender
Zusätzlich zum entnehmbaren 800-Wh-Akku kann auch noch ein Range Extender angeschlossen werden.
Bosch Kiox-Display
Das Bosch Kiox Display ist unserer Meinung nach fast ein bisschen klobig und im Weg.
Bosch LED-Remote
Gleiches gilt für das LED-Remote welches mehr für den Einsatz im Alltag als für den sportlichen gebrauch ist.

In der Praxis - Sitzposition und Klettereigenschaften

Wir hatten das Neuron:ON AL 9 – das Topmodell – ausführlich im Gelände getestet. Forstwege, flowige Trails und anspruchsvolle Enduro-Sektionen: das Bike musste sich überall beweisen.

Auffällig ist der hohe Fahrkomfort. Die Sitzposition fällt aufrecht aus. Dank der hohen Front sitzt man auch auf langen Touren bequem. Der sensibel ansprechende Hinterbau liefert viel Traktion.

Beim Klettern punktet das Bike mit Ruhe und Kontrolle: Lange Kettenstreben sind in steilen Anstiegen der Gegenspieler zur relativ hohen Front. Denn sie halten das Vorderrad am Boden. Wenn es richtig steil wird, klettern andere Bikes aber besser.

Sram
Das Sram S1000 Transmission Schaltwerk hat die jüngste Technologie an Board und funktioniert tadellos.

Im Trail bergab -

Die stimmige Geometrie positioniert einen zentral auf dem Bike. Das vermittelt viel Vertrauen. Aber ein Bike mit 25 Kilo ist kein Kurvenschreck. Wer im Singletrail gerne Gas gibt, muss mächtig arbeiten, um das Canyon Neuron AL zum spontanen Richtungswechsel zu überreden. Das sensible Fahrwerk strotzt vor Komfort, verschluckt gelegentlich aber auch etwas Impuls vom Fahrer.

Geht’s ruppiger zur Sache, bleibt das Handling berechenbar. Doch hier stößt die Ausstattung ans Limit: Die RockShox Lyrik Base und die SRAM DB8-Bremsen sind solide, aber nicht endurotauglich. Vor allem aber der knapp bemessene Federweg macht sich im rauen Gelände bemerkbar. Der tendenziell lineare Hinterbau kommt bei harten Einschlägen an seine Grenzen.

Wer’s richtig krachen lassen will, fährt bei Canyon besser mit dem Spectral:ON oder Strive:ON. Wer dagegen ein unkompliziertes und gutmütiges Touren- und Trailbike sucht, liegt mit dem Neuron:ON AL richtig.

Canyon Neuron:ON Fahrverhalten
Zur Fahrtrichtungsänderung ist aufgrund des hohen Gewichts Kraftaufwand gefragt.
Canyon Neuron:ON Sitzposition
Auf langen Touren sorgt die aufrechte Sitzposition für Komfort.

Vorteile

  • Neuester Bosch CX Gen5: leise, agil, effizient
  • Große 800 Wh Batterie, entnehmbar & Range-Extender möglich
  • Komfortable, ausgewogene Geometrie mit guter Kletter-Performance
  • Vielfältige Ausstattung: kabellose Schaltung, hochwertige Bremsen, GPS, Diebstahlschutz, Ständer- und Gepäckträgeraufnahme

Nachteile

  • Nur das Einstiegsmodell ist preislich super attraktiv - 5.499 € fürs Topmodell sind relativ teuer
  • Bosch-Display zentral platziert, im Fall eines Sturzes gefährdet
  • 25 Kilo – schwer für den Federweg
  • etwas klobige Optik
SRAM DB8 Bremse
Die Sram DB8 Bremsen sind kein wirklicher Anker, vor allem nicht bei einem 25 kg schweren Bike.
RockShox Base Fahrwerk
Das RockShox Base Fahrwerk sorgt für Komfort, ist mit wenig Federweg aber auch ein begrenzender Faktor im Gelände.

Fazit

Das Canyon Neuron:ON AL ist ein Allrounder – mit neuem Bosch‑Motor, großem Akku und vielseitigen Ausstattungsoptionen. Das Bike ist ideal für die Langstrecke oder den Einsatz im Alltag. Für technische Trails gibt es spaßigere Alternativen. Seine Stärke ist der Komfort, gepaart mit einem der besten Motoren, die es aktuell gibt.

Über den Autor

Ludwig Döhl

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

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