Focus Jam² 2025 im Test
Leichter, schneller, besser. So lässt sich der O-Ton vieler EMTB-Hersteller zusammenfassen. Focus klinkt sich mit dem neuen Jam² aus dem Rat-Race der Entwicklungsabteilungen aus und setzt auf andere Werte.
 
				 
									Frage der Priorisierung
Mit 160 mm Federweg an der Gabel und 150 mm im Heck bleibt das Jam² der beliebten All Mountain Klasse treu. Damit bleibt das Bike ein Alleskönner, der wie sein Vorgänger auch, vor groben Trails nicht zurückschreckt.
Das Gesamtgewicht von knapp unter 25 Kilo ist für ein Full Power Bike aus Aluminium normal. Aber man muss der Realität in dem Punkt auch ins Auge blicken. Es gibt leichtere Bikes mit einem 600er Akku zu vergleichbaren Preisen. Focus setzt seine Priorität wo anders.
Das neue Jam² punktet, mit einem wirklich robusten Rahmen. Ein Indiz, dass dieser Rahmen viel einstecken kann, ist die Herstellergarantie von 10 Jahren. Auf Carbonmodelle gewährt Focus 4 Jahre weniger Garantie. Man zeigt sich beim neuen Jam² also großzügig.
 
									Rahmendetails des Focus Jam²
Die Optik macht klar: Hier wurde nicht gespart. Die großen Rohrdurchmesser und die breit abgestützten Hinterbaulager schaffen viel Vertrauen. Ein voluminöses Rohr, wie im Bereich des Steuerrohrs, verwindet sich auf dem Trail nicht. Auch wenn man das Bike mal ordentlich in die Kurve legt, am Vorderrad anbremst oder ein paar Kilo zu viel auf den Rippen hat.
Um Stress zu reduzieren, hat Focus die Komplexität im Rahmen weitestgehend zurückgeschraubt. Während das Jam² SL noch eine verstellbare Kettenstrebe und einen verstellbaren Lenkwinkel hat, verzichtet man hier auf jegliche Verstellmöglichkeiten am Rahmen. Die dafür nötigen Flipchips am Hinterbau und auch die losen Steuersatzcups für einen verstellbaren Lenkwinkel fallen so weg. Das spart nicht nur Bauteile, sondern minimiert auch Kontaktpunkte, die im Dauerbetrieb zum Knarzen beginnen können. Dieses Risiko reduziert man mit dem Verzicht auf die Individualisierungsmöglichkeit deutlich.
Für die Optik setzt Focus im sichtbaren Bereich auf verschliffene Schweißnähte. Das Ergebnis: Im Bereich des Sitzrohrs und des Steuerrohrs hat man den Look wie bei einem Carbon Rahmen. Der Prozess ist sehr aufwendig und wird deshalb nur an den Stellen durchgezogen, die optisch super präsent sind. Am Hinterbau oder im Bereich des Motors sind die Schweißraupen ganz klar zu sehen.
 
				   				    
				   				    
				   				    
				   				    
				   				    
				   				   Boschs neuer CX-Motor der 5. Generation
Bosch nennt das gute Stück liebevoll BDU384Y. Ich denke, einfacher ist es, vom Bosch CX Generation 5 zu sprechen. Und mit diesem Update sind die Schwaben von Bosch nicht nur an den Motor, sondern an alle Punkte ihres Ökosystems rangegangen. Es gibt also auch neue Akkus und Displays. Aber fangen wir mit dem Motor an.
Das Datenblatt fällt sehr ähnlich zum Vorgänger aus. 85 Nm Drehmoment. 600 Watt Spitzenleistung, 100 Gramm leichter. Und in der Tat. Wer auf dem Trail ein völlig neues Fahrerlebnis mit dem neuen Motor erwartet, den müssen wir enttäuschen. Der Motor fährt sich im Vergleich zu seinem Vorgänger sehr ähnlich.
 
									Bewährter Motor-Charakter
Bei ausreichender Input-Leistung fühlt sich der Motor deutlich stärker an als die angegebene 600 Watt. Das war auch beim Vorgänger so. Vor allem im Turbomodus stellt der Motor seine Power in den Vordergrund. Aber er ist minimal mehr abhängig von der Drehzahl.
Er unterstützt zwar weiterhin sehr stark ab ca. 70 Umdrehungen pro Minute. Wer aber mit 80, 90 oder gar 100 Umdrehungen pedaliert, hat das Gefühl, dass der Motor hier nochmal etwas mehr Leistung freigibt.
Wer im Gelände steilste Trails hochklettern will, ist nach wie vor mit dem etwas feinfühligeren EMTB-Modus am besten beraten. In diesem Modus wird die Power smoother modelliert und nicht ganz so explosiv bereitgestellt wie im Turbomodus. Nach wie vor arbeitet der Motor mit einem spürbaren Nachschub, wenn man zum Treten aufhört.
 
				   				    
				   				   Neuer Sound
Der große Unterschied zu seinem Vorgänger ist tatsächlich der Sound. Unter Last bergauf ist der Motor jetzt deutlich leiser als sein Vorgänger. Und bergab ist er jetzt sogar ganz still. Endlich hat Bosch das nervige Getrieberasseln in den Griff bekommen, das wir bei so vielen EMTBs immer wieder kritisiert haben. Damit ist Shimano endgültig im Zugzwang nachzuziehen.
In Kombination mit der Verlässlichkeit und einer wirklich sehr guten Servicestruktur hat der Bosch Motor jetzt wieder Argumente im Ärmel, die ihn von Shimano EP801 ganz klar abgrenzen. Bei den Displays und Bedienelementen bleibt man dagegen konservativ. Es gibt zwar ein neues Purion 400 Display, das ist aber keine Revolution. Focus setzt beim Jam² ohnehin auf das bewährte Kiox 300.
 
									 
				   				    
				   				   Flexible Akku-Strategie
Bosch hat außerdem sein Akkukonzept komplett überarbeitet und bietet damit mehr Optionen denn je. Denn man kann das Bike mit einem 600er-Akku oder einem 800er-Akku bestücken. Beide Akkus haben die gleiche Länge und passen deshalb in dieselben Unterrohre. Für den 800er Akku wird aber ein etwas bauchigeres Cover nötig. Zusätzlich hat man die Möglichkeit, einen Powermore Range Extender mit 250 Watt anzuschließen.
Bosch hat aber nicht nur neue Akkugrößen, sondern auch am Gewicht gearbeitet. Möglich macht das eine neue Zelle. Der 800er Akku wiegt jetzt 3960 Gramm. Zum Vergleich, bislang hat der 750er Akku ca. 4300 Gramm gewogen. Der neue 600er Akku wiegt nur noch etwas mehr als 3000 Gramm.
Mit dem entnehmbaren Akku hat man hier wirklich alle Optionen. Wer will, kann das Bike also mit bis zu 1050 Wh Energie vollpumpen. Gerade Vielfahrer werden tendenziell aber eher zum Wechselakku greifen. Der ist, pro Wattstunde gerechnet, billiger und leichter und man hat nicht nur 250, sondern gleich 600 oder 800 Wh mehr zur Verfügung. Damit lassen sich im Bikepark Partylaps bis zum Abwinken drehen.
 
									 
				   				    
				   				   Wie fährt sich das Focus Jam² im Gelände?
Man darf bei diesem Bike nicht das quirlige Fahrverhalten des Jam² SL erwarten. Denn die knapp 25 Kilo sind beim Handling nicht zu leugnen. Beim Springen oder bei schnellen Richtungswechseln ist mit Bikes dieser Gewichtsklasse Nachdruck gefragt.
Hat man sich daran gewöhnt, funktioniert das Handling intuitiv. Es lohnt sich, dass Focus bei der Geometrie nicht ins Extreme abtaucht, sondern mit einem 65-Grad-Lenkwinkel auf der Seite des Bewährten bleibt. Trotz langem Reach sitzt man sehr aufrecht auf dem Bike. Die hohe Front sorgt für ein komfortables Gefühl im Sattel.
| SIZE | XXS | XS | S | M | L | XL | XXL | 
|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Hersteller-Größenbezeichnung | - | - | s | m | l | xl | - | 
| Laufradgröße | - | - | 29 | 29 | 29 | 29 | - | 
| Stack | - | - | 630 | 639 | 648 | 657 | - | 
| Reach | - | - | 425 | 455 | 480 | 510 | - | 
| Oberrohrlänge | - | - | 576 | 608 | 636 | 668 | - | 
| Sitzrohrlänge | - | - | 390 | 420 | 440 | 460 | - | 
| Sitzwinkel | - | - | 76,5 | 76,5 | 76,5 | 76,5 | - | 
| Steuerrohrlänge | - | - | 110 | 120 | 130 | 140 | - | 
| Lenkwinkel | - | - | 65 | 65 | 65 | 65 | - | 
| Tretlagerabsenkung | - | - | 25 | 25 | 25 | 25 | - | 
| Tretlagerhöhe (absolut) | - | - | - | - | - | - | - | 
| Kettenstrebenlänge | - | - | 450 | 450 | 450 | 450 | - | 
| Radstand | - | - | 1205 | 1239 | 1268 | 1303 | - | 
| Überstandshöhe | - | - | 783 | 783 | 783 | 783 | - | 
Bergab blüht das Fahrwerk auf. Es klebt förmlich am Boden und erzeugt in Verbindung mit den 2,6 Zoll breiten Radialreifen von Schwalbe erstklassigen Grip. Auch im rauen Geläuf bleibt man mit dem Jam² Herr der Lage.
 
									 
				   				    
				   				   Reichweite mit 600er Akku
Wie effizient arbeitet der neue Bosch CX Motor? Mit dem vollen 600 Wh Akku haben wir im Test knapp unter 1500 hm geschafft. Wir waren dabei immer im Turbomodus und mit einem Fahrergewicht von 75 Kilo unterwegs. Neben vielen Schotterstraßen haben wir auch ein paar Uphilltrails eingebaut.
Die Schwalbe Radial Reifen haben mächtig Rollwiderstand. Unser exemplarischer Feldtest sagt, dass dieser Motor auf ähnlichem Niveau wie sein Vorgänger ist. Mit Shimanos EP8 haben wir mit einem anderen Bike auf einer anderen Teststrecke ca. 100 hm etwas mehr Höhenmeter aus einem 600er Akku bekommen.
 
									Ausstattung mit Köpfchen
Focus investiert sein Budget bei der Ausstattung mit Köpfchen. Anstatt den Bling Bling Faktor beim Schaltwerk hochzuschrauben, investiert Focus lieber in robuste DT Swiss Laufräder, die mit dickeren Speichen und stärkerem Freilauf extra für den EMTB Einsatz ausgelegt sind.
Der Griff zur hochwertigen Lyrik-Gabel von Rock Shox zahlt sich im Fahrspaß aus. Srams GX Eagle Transmission Schaltung ist wie gemacht für den Einsatz am EMTB. Denn sie wechselt die Gänge selbst im Turbomodus zuverlässig. Die Energie dafür kommt übrigens aus dem Hauptakku des E-Antriebs.
 
				   				    
				   				   Alle Focus Jam² Modelle
Bis auf das Topmodell gibt es jedes Jam² wahlweise mit einem 800er oder 600er Akku. Für 4999 € geht das günstigste Modell über den Tresen des Fachhandels. Das Topmodell gibt es nur in limitierter Auflage.
 
									Fazit zum Focus Jam²
Das Focus Jam² ist die Antwort für alle, die mit ihrem E-Bike einfach sorglos und lange über die Trails fahren wollen. Der robuste Rahmen ergibt mit den ausgewählten Komponenten ein stimmiges Komplettbild. Die Performance auf dem Trail stimmt. Vor allem das Fahrwerk und die Reifen sorgen hier für ein sicheres Fahrgefühl. Der neue Bosch Motor hebt sich vor allem wegen seiner Soundkulisse vom Vorgänger ab. Danke liebe Ingenieure, dass ihr das Getriebeklappern in den Griff bekommen habt.
 
           
	

 
    


 
  
  
  
  
  
 


