Understatement mit CX Race Power

Pivot Shuttle AM im Test

Das neue Pivot Shuttle AM wirkt auf den ersten Blick unspektakulär – doch wer die Daten liest, stutzt: 800-Wh-Akku, Bosch Performance CX Race Motor und trotzdem unter 22 kg. Ein E-Enduro, das Gewichtsklassen sprengt und neue Maßstäbe setzt.

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Das neue Pivot Shuttle AM kann schocken. Die Preise sind brachial. Das Gewicht dafür auch. Denn es gibt nicht viele Bikes mit Bosch CX Motor und 800er Akku unter 22 Kilo. Pivot trifft hier einen Sweetspot, auf den viele warten. Aber bevor wir zu den Details kommen, müssen wir über die Geometrie sprechen.

Das neue Shuttle AM markiert möglicherweise einen Wendepunkt: Es ist das erste neue E-MTB, das wir testen, ohne dass die Geometrie gegenüber dem Vorgänger nennenswert verändert wurde. Pivot scheint das Kapitel „immer länger, immer flacher“ für sich abgeschlossen zu haben.

Mit 64,1° Lenkwinkel und 476 mm Reach (Größe L) gibt es bei der Geometrie keine Veränderung zum Vorgänger. Das Handling ist intuitiv, in engen Trails wendig und ohne Eingewöhnungszeit fahrbar – für ein E-Bike mit 160 mm Federweg fast schon handlich. Das hängt allerdings nicht nur von der Geo ab.

Pivot Shuttle AM-Test
Pivot legt das Shuttle AM neu auf. Für die Neuauflage drehen die Amis aber nicht jeden Stein um. Wir waren überrascht.

Fahrwerk: Hoch im Federweg, satt im Downhill

Der DW-Link-Hinterbau startet mit einem extrem hohen Übersetzungsverhältnis von über 3 – dadurch steht das Bike hoch im Federweg und setzt Impulse des Fahrers sehr direkt um. Besonders auf flowigen Trails mit Anliegern ein Genuss. Das Pivot Shuttle AM ist eines der ganz wenigen E-Bikes, die mit einem lebendigen Charakter auch auf flachen, flowigen Trails Spaß machen. Viele andere E-Bikes ersticken in solchen Situationen den Fahrspaß mit üppigem Gewicht und zu soften Fahrwerk im oberen Federwegsbereich.

Die 150 mm Federweg am Heck bleiben im mittleren Bereich geschmeidig, ohne bei harten Einschlägen durchzurauschen. Die Hinterradbremse beeinflusst den Hinterbau nicht, und das hohe Tretlager verhindert Kurbelschläge selbst im technischen Uphill.

Pivot E-Bike Test
Das Shuttle AM schreckt vor Airtime nicht zurück. Anders als viele E-Bikes fühlt sich dieses Bike auch auf Flowtrails wohl.
RockShox Super Deluxe
Die 150 mm im Heck kitzelt der Hinterbau aus einem Rock Shox Super Deluxe Dämpfer.
RockShox ZEB
Obwohl an der Front "nur" 160 mm zur Verfügung stehen, verbaut Pivot beim Pro Model eine dicke Rock Shox Zeb Gabel. Nicht selbstverständlich.
Der DW-Link-Hinterbau von Entwicklerlegende Dave Weagle gehört zur DNA von Pivot. Und er ist ein Qualitätsgarant. Trotz KI und jeder Menge Erfahrung schaffen es nur die wenigsten Konkurrenten, ein derart geniales Fahrgefühl wie Dave Weagle zu erzeugen.

Gewichtssensation trotz dickem Akku

Pivot vereint, was bisher noch kein Hersteller geschafft hat: Die Amis kombinieren einen 800-Wh-Akku, der fest im Unterrohr sitzt, mit nur 21,7 kg Gesamtgewicht (ohne Pedale) im Topmodell. Das Pro-Modell bringt es auf rund 22,7 kg, und selbst das günstigste Ride-Modell bleibt mit Alu-Hinterbau unter 24 kg.

Damit kratzt das Shuttle AM an Gewichtsregionen, die bislang nur von Modellen mit DJI-Motor oder mit einem 1 Kilo leichteren 600-Wh-Akku erreicht wurden. Das Ganze bei voller Bosch-Power und 160 mm Federweg an der Gabel. So kann die Entwicklung gerne weitergehen. Um den Rahmen so leicht wie möglich zu bauen, hat man den Akku fest integriert. Ein schneller Akkutausch fällt dem Leichtbau zum Opfer.

Pivot Shuttle AM Topmodell
Das Topmodell des Shuttle AM zieht beim Preis und in Sachen Leichtbau alle Register. Die 36er Gabel, DT-Swiss Carbon Laufräder, Bosch Race Motor und Srams XX-Transmission Schaltung drücken das Gewicht auf unter 22 Kilo.
Gewicht Pivot Shuttle AM
Wir hatten das Pro Model mit 22,7 Kilo im Test. Immer noch ein sehr guter Wert für ein Bike mit Bosch-Motor und 800er Akku.
Pivot Shuttle AM-Team
Das Einstiegsmodell kostet immer noch saftige 9000 €. Es hat als einziges keinen Race-Motor, sondern den normalen CX Gen 5. Außerdem hat es einen Alu-Hinterbau. Es wiegt unter 24 Kilo.
Pivot Shuttle AM Erfahrung
Das geringe Gewicht macht das Handling des Bikes auch auf Flowtrails oder in langsamen Trail-Passagen angenehm.

racing is life - der Bosch CX Race

Technisch fast identisch zum CX Gen 5, spart der Race-Motor dank Titanachse und Keramiklagern nur etwa 100 g. Die maximalen Leistungswerte: identisch (750 W / 100 Nm), aber die Powerentfaltung ist aggressiver. Schon bei geringer Eigenleistung gibt’s den vollen Schub – perfekt für schnelle Schotteranstiege, im technischen Gelände aber manchmal zu giftig.

Tipp: Mit der Bosch Flow App lässt sich die Dynamik zähmen und das Drehmoment bzw. die Maximalleistung im EMTB+ Modus maximieren – ideal für rutschige Trails.

Bosch CX Race-Motor
Der Bosch CX Race Motor der 5ten Generation definiert sich nicht mehr über mehr Leistung. Denn seine maximale Leistung bleibt wie beim normalen Modell bei 750 Watt und 100 NM. Allerdings gibt er diese Leistung schneller frei als der nicht "Race" Motor. Außerdem ist er etwas leichter.
Bosch Kiox 400 C
So muss das sein. Das Bosch Kiox 400C Display sitzt geschützt im Rahmen. Es kann sogar navigieren.
Bosch eMTB+ Modus
Wer im technischen Gelände klettern will, der tut gut, den EMTB+ Modus per App zu individualisieren für maximale Leistung. Der Race Modus ist im Gelände fast schon zu aggressiv und lässt das Hinterrad schneller durchdrehen.

Details mit Nerd-Faktor

Pivot ist für seine Details bekannt. Die Amis machen keine Kompromisse und scheuen es auch nicht, an der ein oder anderen Stelle vom Standard der Branche abzuweichen, um die technisch perfekte Lösung umzusetzen. Das beste Beispiel dafür ist der 157 mm breite Superboost-Hinterbau, aber wir haben auch noch andere spannende Details gefunden.

  • Superboost-Hinterbau (157 mm): Gleicher Speichenwinkel links/rechts für gleichmäßige Speichenspannung. Nachteil: Ersatzlaufräder sind rar.
  • Geschwungene Kettenstreben: Keine Probleme mit Fersenfreiheit, trotz breitem Hinterbau.
  • Schwimmend gelagerter Akku: Ein Gummipuffer zwischen Rahmen und Akku schont das Zellenpack vor Torsionskräften, die ansonsten über den Rahmen übertragen werden.
  • Sehr steifer Rahmen: Dank kurzer Umlenkhebel und geschlossenem Hinterbau.
DW-Link-Umlenkhebel
Kurze Umlenkhebel und ein geschlossenes hinteres Rahmendreieck machen das Pivot Shuttle AM besonders steif.
Flipchip
Ein Flip-Chip am oberen Rocker macht leichte Geometrieanpassungen möglich.
Flaschenhalterösen
Den Flaschenhalter oder auch Bosch Range Extender kann man in verschiedenen Positionen am Rahmen anschrauben.
Rahmenschutz
Beim Rahmenschutz setzt Pivot auf formschlüssige Kunststoffteile, die den kompletten Hinterbau und nicht nur die Kettenstreben schützen.
geschwungener Hinterbau
Der Hinterbau ist zwar breit, bietet durch seinen stark geschwungenen Kettenstreben und Druckstreben aber mehr Platz für die Ferse beim Treten als viele normale Hinterbauten. Der Q-Faktor bleibt trotz Superboost Hinterbau normal.
Zugverlegung
Eine Zugverlegung durch den Steuersatz spart man sich bei Pivot. Mechaniker werden diesen klassischen Ansatz lieben.

Handling des Bikes im Gelände

Das Pivot Shuttle AM ist der Gegenspieler zum Shuttle LT, das wir früher im Jahr schon im Test hatten. Während das schwerere Enduro mit mehr Federweg nach krassen Strecken lechzt und überall anders gelangweilt ist, präsentiert sich die AM-Version des Shuttles deutlich vielfältiger.

Durch sein niedriges Gewicht und den exzellenten Hinterbau, der relativ hoch im Federweg steht, kommt mit dem Bike auch auf flowigen, flachen Strecken schon Spaß auf. Das hohe Tretlager lässt einem überall kurbeln, ohne mit den Pedalen aufzuschlagen. Die Sitzposition strapaziert einen nicht, ist aber auf der sportlichen Seite. Das Pivot Shuttle AM ist ein Bike, das vorwärts kommen will.

Erst im wirklich rauen, alpinen Gelände fällt auf, dass das Tretlager etwas höher liegt als bei vielen anderen Bikes dieser Federwegsklasse. Wenn es steil kommt, erreicht das Shuttle AM nicht direkt seine Grenzen, fordert aber ein präzises Händchen in der Steuerung. Es zeigt sich: Das Shuttle AM ist mehr Allrounder als Shred-Only-Bike. Wer einen absoluten Shredder sucht, findet den im Pivot Shuttle LT. Den absoluten Leichtbau gibt es dagegen mit dem Pivot Shuttle SL.

Pivot Shuttle AM Test
Das Shuttle AM ein Alleskönner, der sich im rauen Gelände nicht enttäuscht.
Pivot Shuttle AM Uphill
Mit seiner Auslegung fühlt es sich aber vor allem auf technischen Touren wohl und weiß auch im Uphill zu überzeugen.
Pivot Shuttle LT
Wer hauptsächlich bergab maximal ballern will, findet mit dem Pivot Shuttle LT den richtigen Partner.
Pivot Shuttle LT
Das Shuttle LT hat 170 mm Federweg und noch einen Bosch CX-Motor der 4. Generation.
Pivot Shuttle SL
Für Fans des absoluten Leichtbaus hat Pivot das Shuttle SL im Angebot.
Pivot Shuttle SL
Das Shuttle SL wog mit seinem Fazua-Motor und 430-Wh-Akku auf unserer Waage unter 18 Kilo.

Pro

  • top Gewicht trotz großem Akku
  • Agiles, intuitives Handling
  • DW-Link: klettert effizient, bleibt bergab stabil
  • Bosch CX Race: kraftvoll und individuell einstellbar
  • Sinnvolle Detaillösungen (Superboost, Akku-Lagerung, Flip-Chip)

Contra

  • Sehr hoher Preis (8.599–13.999 €)
  • Akku nicht entfernbar
Pivot Shuttle AM Fazit

Fazit

Das Pivot Shuttle AM ist kein Blender: Unter 22 kg bei 800 Wh Akku und Bosch CX Race-Motor ist schlicht eine Ansage. Dazu kommt ein Handling, das von der ersten Kurve an Spaß macht, ein herausragender Hinterbau und viele durchdachte Details. Wer bereit ist, für Top-Performance tief in die Tasche zu greifen, bekommt ein E-Enduro, das auf lange Sicht wohl Maßstäbe setzen wird – und eine Ära der Geometrie-Experimente für beendet erklärt.

Über den Autor

Ludwig Döhl

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

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