Unno Mith im Test
Ein aufregender Exot im EMTB-Feld: Das Unno Mith bringt radikale Ideen, revolutionäre Technik und ebenso viele Fragezeichen mit. Sieht es nicht nur geil aus, sondern überzeugt das Leichtgewicht mit DJI-Antrieb auch auf dem Trail?



Das Herzstück: der DJI Avionics Motor
Kein anderer Motor hat jemals so viel Hype ausgelöst wie das DJI Avinox System. Auch uns hat das System bei seiner Markteinführung so geflasht, dass wir ihm unseren Editors Choice Preis verliehen haben.
Leistung, Hitzebeständigkeit, User Interface, Motorsteuerung, Baumaß und Gewicht sind auf einem Niveau, wie es kein anderer Hersteller derzeit liefern kann. Und auch ein Jahr nach seiner Einführung bleibt der DJI Avinox Motor der heiße Sch****.
Nach dem jüngsten Update liefert das System permanent 1000 Watt.
Im Boost Modus gibt es die Leistung in Kombination mit 120 Nm Drehmoment. Ohne Boost liegen immerhin 105 Nm Drehmoment an. In jedem Fall ist der Vortrieb brutal stark. Das System reagiert direkt und kraftvoll und lässt sich über die App in vielen Belangen individualisieren.
Wen das Ganze genauer interessiert, dem empfehlen wir, unseren Test zum Avinox System zu lesen und unser jüngstes Video zum Update zu checken.

Akku: Wie zur Hölle passen 800 Wh in dieses Unterrohr?
Das schlanke Unterrohr ist das zentrale Element im Design des Unno Mith. Wer den Blick auf andere E-Bikes mit Bosch oder Specialized Motor wirft, fragt sich zwangsläufig: Wie zur Hölle passen 800 Wh in dieses Unterrohr?
Unno weiß es hier geschickt, den schlanken und auch leichten DJI Akku zu integrieren. Mit 3758 Gramm ist der Akku auch der leichteste 800 Wh Akku, den wir je gewogen haben. DJI weiß hier das Know-how aus dem Bereich der Drohnen geschickt auch in seinen EMTB Akkus umzusetzen.
Eine Pille muss man für die geniale Optik aber schlucken. Der Akku ist fest verbaut und lässt sich nicht mal eben schnell wechseln. Wer nicht permanent die maximale Leistung abruft, schafft mit dem Akku aber locker über 2000 hm. Unser standardisierter Reichweitentest zeigt ganz klar: Die Effizienz des Systems liegt auf demselben Niveau wie die aller anderen Motoren.


Leicht, leistungsstark, speziell
Schon beim ersten Blick auf die Geometrie fällt auf: Das Unno Mith ist kompakt gebaut. In Größe S2 (Reach 460 mm, Kettenstrebe 450 mm) sitzt man zentriert bis leicht nach vorne versetzt auf dem Rad – ungewöhnlich in dieser Kategorie.
Größe S3 fällt mit einem Reach von 490 mm sehr groß aus. Mehr als drei Rahmengrößen gibt es nicht. Zusammen mit dem flachen Lenkwinkel (63,5°) ergibt sich ein langes Bike, das vor allem bei hoher Geschwindigkeit und in Anliegern brilliert.
Auf verwinkelten Trails verlangt das Bike nach einer gekonnten Hand am Lenker und Commitment beim Einsatz des Körpergewichts. Wer das liefert, hat mit dem Unno Mith in jedem Gelände Spaß. Wer auf dem Bike zaghaft agiert, bleibt eher Passagier als Pilot.

Anspruchsvolles Fahrwerk – mit Lernkurve
Ein zentrales Thema beim Unno Mith ist das Fahrwerkssetup. Die Kinematik ist extrem progressiv im ersten Drittel, danach eher linear. Das bedeutet: Wer den Sag nicht exakt im empfohlenen Bereich (30–35 %) einstellt, bekommt ein Bike, das entweder trampelt wie ein Hardtail oder durchs Federwegslimit rauscht.
Hier ist Feingefühl gefragt. Stimmt man den Dämpfer richtig ab, offenbart das Mith sein volles Potenzial: satte Traktion, präzises Handling und beeindruckende Kurvenperformance – wenn man bereit ist, zu tüfteln.
Mit dem langen unteren Umlenkhebel ergibt sich auch eine Hinterbaulängung von fast 10 mm. So kommt vor allem zu Beginn des Federwegs ein Fahrgefühl wie bei einem High Pivot Bike auf. Wer den Gashahn aufmacht, wird vom Hinterbau nicht enttäuscht. Die Kehrseite: Am unteren Umlenkhebel liegen extrem hohe Kräfte an den Lagern an. Da dürften von Zeit zu Zeit neue Lager fällig werden.


- Extrem leicht für ein Enduro-e-MTB
- DJI-Antrieb mit massivem Punch und guter App-Tuning-Möglichkeit
- Außergewöhnliche Geometrie mit sehr guter Kurvenlage
- Hochwertige Verarbeitung und futuristisches Design
- Hoher Setup-Aufwand – nicht Plug-and-Play
- Hohe Kräfte auf untere Hinterbaulager
- Akku nicht austauschbar
- nur 3 Größen mit großen Abständen dazwischen

Fazit: High-End für Könner mit Geduld
Das Unno Mith ist ein echtes Statement-Bike. Leicht, schnell, kompromisslos – aber nichts für Einsteiger oder Fahrer, die ein unkompliziertes EMTB suchen. Wer bereit ist, sich mit Kinematik, Sag und Motorabstimmung auseinanderzusetzen und viel Geld zu zahlen, wird mit einem der potenziell schnellsten EMTBs am Markt belohnt – bergauf wie bergab.