Wie gut fährt das neue light EMTB?Mondrakers neues Neat im Test
17,99 Kilo! Das Mondraker Neat lässt den Hammer im Light-E-Bike-Segment fallen. Denn die Spanier erreichen das Gewicht mit 160 mm Federweg an der Front und einer voll Enduro-tauglichen Ausstattung. Muss die Konkurrenz jetzt dicke Backen machen?
Mondraker hat seine Wurzeln tief im Mountainbike-Rennsport. Neben der Ästhetik sind die Spanier deshalb besonders für den Leichtbau bekannt. Dass sie viel Know-how in dem Bereich haben, zeigt auch ihr aktueller Hardtail-Rahmen ohne Motor.
Der Podium-Rahmen untermauert mit einem Gewicht unter 800 Gramm, dass Mondraker derzeit diejenigen sind, die im Thema Leichtbau den Ton angeben. Und mit dem Know-how gehen sie erstmals rein in das Light-EMTB-Segment.
Das neue Neat ist das erste Light-EMTB von Mondraker. Mit dem Crafty hat Mondraker das Full-Power-EMTB-Segment entscheidend geprägt. Und genau an dem Erfolg wollen die Spanier mit dem neuen Neat-Modell ansetzen. Aber die Entwicklung im Light-EMTB-Segment ist rasant.
Wir haben das Bike an die Waage gehängt: Reichen 17,99 Kilo inklusive Pedale, um bei den trendigen light E-Bikes vorn mitzuspielen?
Wie leicht ist das Mondraker Neat mit 17,99 Kilo wirklich?
Scott hat mit dem Lumen zuletzt ein Bike gezeigt, das sogar unter 16 Kilo wiegt. Allerdings muss man das Gewicht einordnen. Das Scott Lumen hat nur 130 Millimeter Federweg und eine deutlich touren-orientiertere Ausstattung.
Einer der bekanntesten Vertreter aus dem Light-EMTB-Segment ist mit Sicherheit das Orbea Rise. Das Rise hat sowohl vorn als auch hinten 10 Millimeter weniger Federweg als das Neat. Aber es schafft es auch die 18-Kilo-Marke zu knacken.
Wenn man Bikes mit 160 Millimeter an der Front und 150 Millimeter Federweg im Heck sucht, die unter 18 Kilo bleiben, dann findet man eigentlich nur das neue Specialized Levo SL und das Focus Jam2 SL. Das neue Mondraker Neat tritt also damit einem sehr elitären Club bei.
Grundlage für das geringe Gesamtgewicht ist der Carbon-Rahmen. Und den gibt Mondraker mit 2300 Gramm ohne Akku und Motor an. Damit wiegt der Rahmen genau so viel, wie die top Mountainbike Fully Rahmen ohne Motor. Das Gewicht ist aber natürlich nicht die einzige Kenngröße von so einem Bike.
Das Mondraker Neat kommt ohne Bosch Motor
Der Blick auf den Tretlagerbereich des Mondraker Neats wirft Fragen auf:
So unscheinbar wie sich der TQ HPR 50 Motor hinter dem Kettenblatt versteckt, darf man ihn getrost als Winzling bezeichnen. Und damit werden viele unwissende Passanten mit Blick auf das Mondraker Neat folgende Frage stellen: Ist das überhaupt ein E-Bike? Die Antwort fällt leicht: Ja, aber eben ein besonders schickes. Denn auch die Silhouette des Bikes fällt deutlich schlanker aus als bei den meisten E-Bikes.
Wer die Marke Mondraker kennt und den Trend zum light EMTB bereits länger verfolgt, wird sich dagegen eine andere Frage stellen: Warum verbaut Mondraker im neuen Neat keinen Bosch Motor, wie bei allen anderen E-Bikes in ihrem Lineup? Die Schwaben von Bosch haben doch gerade erst ihren neuen Light-Motor, den Bosch SX, vorgestellt. Der TQ HPR 50 Motor ist aktuell der leiseste EMTB-Motor auf dem Markt.
Das Entwicklungsziel von Mondraker mit dem Neat war es, das Bike so nahe wie möglich vom Fahrgefühl her an ein Bike ohne Motor heran zubekommen. Die geringe Geräuschkulisse und das kleine Baumaß des TQ HPR 50 Motors passt zu diesem Entwicklungsansatz tatsächlich am besten.
Denn der Bosch Motor ist größer und minimal lauter. Dafür liefert er mit 600 Watt in der Spitze auch deutlich mehr Leistung. Übrigens: Alle Bikes mit TQ Motoren findest du hier.
So fährt sich der TQ HPR 50 Motor im Mondraker Neat
Der TQ HPR 50 liefert 300 Watt in der Spitze. Damit fällt die Unterstützung deutlich geringer aus, als bei Boschs neuem SX Motor. Auch mit dem 50 Newtonmeter Drehmoment wird klar: Dieser Motor ist kein Dampfhammer! Aber das soll er auch nicht sein.
Im Light-EMTB-Segment gibt es Motoren, die mehr Power liefern. Der Fazua Ride60 zum Beispiel, hat eine Boost-Funktion, die in steilen Anstiegen nochmal deutlich besser unterstützt. Aber es gibt keinen Motor, der so leise ist und kein Bike, dass dasnatürliche Fahrgefühl eines Mountainbikes so gut abbildet wie der TQ.
Die harmonische Motorsteuerung lässt den Motor sanft anpacken. Bei kaum einem anderen Motor vergisst man so schnell, dass man hier elektrisch fährt, wie beim TQ.
Thema Akku: Wie weit kommt das Mondraker Neat mit 360 Wattstunden?
Wie alle Bikes mit TQ Motor wird auch das neue Mondraker Neat von einem 360 Wh TQ-Akku gespeist. Der Akku sitzt im Unterrohr und ist über eine Klappe am Tretlager entnehmbar. Wie weit kommt man mit diesem Akku, bevor die Reichweitenangst einsetzt?
Die Antwort ist natürlich abhängig vom Gelände, der gewählten Unterstützungsstufe und dem Fahrstil bzw. dem Gewicht des Fahrers. Aber pauschal kann man sagen: Die Reichweite ist begrenzt. Oder auf andere Art formuliert: Das System verlangt mehr Input vom Fahrer als klassische Full Power E-Bikes, um die gleiche Reichweite zu haben.
Im welligen Gelände reichte uns die Akkuladung bei stetiger Fahrt im Turbomodus und einem Fahrergewicht von 75 Kilo ca. 40 Kilometer und 1000 Höhenmeter.
So lässt sich die Reichweite des Mondraker Neats erhöhen
Ein Tipp für alle Vielfahrer: Über die TQ-App lässt sich jede Unterstützungsstufe individuell anpassen. Wer die Leistung in der leichtesten Unterstützungsstufe radikal drosselt, schafft sich einen “Stromsparer-Modus” und erhöht damit die Reichweite des Bikes.
Wer generell mehr will, der muss die Option mit dem Range Extender ziehen. Für ca. 500 Euro bekommt man hier 160 Wattstunden extra. Die Besonderheit beim neuen Mondraker Neat ist, dass trotz Range Extender immer noch Platz für eine Trinkflasche im Rahmen ist. Um das möglich zu machen, hat Mondraker seine bewährte Zero-Suspension-Hinterbau-Konstruktion angepasst.
Alle Standards am Mondraker Neat
- Motor: TQ HPR 50
- Akku: 360 Wattstunden (Option auf 160 WH Range Extender)
- Rahmengewicht: 2,3 kg (ohne Dämpfer, Motor, Akku)
- Laufradgröße: 29 Zoll
- Einbaumaß Hinterrad: 12×148
- Sattelstütze: 31,6 mm
- Leitungsführung: durch den Steuersatz
- Flaschenhalter: Platz für zwei Flaschen
- Besonderheit: Lenkanschlagsbegrenzer
- Schaltauge: UDH (SRAM Eagle Transmisson kompatibel)
Das Mondraker Neat kommt mit neuem Zero-Suspension Hinterbau Design
Anders als bekannte Hersteller wie Cube oder Canyon, welche beim Hinterbau auf ein herkömmliches 4-Gelenke-System setzen, hat Mondraker seit jeher ein eigens patentiertes Zero-Suspension Hinterbau.
Im Vergleich zu allen anderen Mondraker Bikes ist beim Neat aber eines auffällig: Der Dämpfer steht nicht mehr, sondern liegt jetzt nahezu im Rahmen. Das schafft nicht nur Platz (z.B. für zwei Trinkflaschen oder einen Range Extender und eine Trinkflasche), sondern zieht auch den kompletten Schwerpunkt des Bikes nach unten.
Ansonsten bleibt das Hinterbausystem unverändert. Der Dämpfer ist also nach wie vor schwimmend gelagert und das hintere Rahmendreieck kommt ohne Gelenk aus. In Kombination mit den kurzen Umlenkhebeln ist die Konstruktion besonders steif.
So fährt sich das neue Mondraker Neat auf dem Trail
Man sollte bei Testberichten nicht übertreiben, aber das Bike klebt bei hohem Tempo förmlich am Boden. Das liegt zum einen daran, dass der Hinterbau sensibel arbeitet. Zum anderen hält er sich, wenn es richtig rappelt, auch immer ein paar Reserven in der Hinterhand.
Dass hier im Heck 10 mm weniger Federwege als an der Front zur Verfügung stehen, merkt man auf dem Trail nicht. Und das, obwohl die 36er Gabel an der Front ebenfalls einen hervorragenden Job macht. Beim Fahrwerk lässt das Neat keine Wünsche offen.
Mit der Fast-Forward-Geometrie haben die Spanier schon vor über 10 Jahren den Markt deutlich geprägt. Auch hier fällt der Reach – Mondraker typisch – mit 450 mm bei Rahmengröße M sehr lang aus.
Der Lenkwinkel bleibt mit 64,5° im Bereich des Üblichen. Auffällig ist aber der relativ lange Hinterbau. Mit 450 mm sind die Kettenstreben deutlich länger als bei vielen Konkurrenten. Das unterstreicht das laufruhige Fahrverhalten bergab. Und wenn es bergauf richtig steil wird, bleibt das Vorderrad auch dank des langen Hinterbaus lange am Boden.
Die Kehrseite: Trotz des geringen Gewichts fordert das Bike vor allem auf verwinkelten Trails aufgrund des langen Radstands eine aktive Fahrweise. Sportliche Fahrer lieben diesen Charakter. Anfänger müssen sich daran erst gewöhnen
Die SRAM Eagle Transmission Schaltung knallt die Gänge auch unter Volllast rein. Die SRAM Level 4 Kolben Bremsen verzögern, sind aber keine Wurfanker. Zu behaupten, dass Mondraker Neat macht keinen Spaß auf dem Trail wäre schlichtweg gelogen.
Denn vor allem im Vergleich zu Full Power EMTBs erreicht das Handling dieses Bikes hauptsächlich aufgrund des geringen Gewichts neue Horizonte.
Alle aktuellen Mondraker Neat Modelle auf einen Blick inkl. Preise und Verfügbarkeiten:
Das Bike gibt es in drei Ausstattungsvarianten ab 8.000 Euro. Eine Alu-Version wird es nicht geben. Das Top-Modell, das wir hier haben, kostet 12.000 Euro. Die Preise sind hoch, aber oftmals dennoch unter dem Niveau der Konkurrenz.
Im Gegensatz zu allen anderen Medien erlaubt es unser innovatives und absolut objektives Testsystem euch Informationen zur kompletten Modellfamilie zu liefern. Hier könnt ihr euch zu dem richtigen Mondraker Neat je nach eurem Budget informieren. Eine generelle Kaufberatung zum Thema Light EMTB findet ihr hier.
Alle aktuellen Mondraker Neat Modelle im Überblick
Fazit zum Mondraker Neat
Das Bike ist leise, das Bike ist leicht und das Bike hat ein natürliches Fahrgefühl. Abschließend kann man sagen, dass Mondraker mit dem neuen Neat den Light-EMTB-Trend wirklich auf den Nerv trifft.
Das schicke Design und der exzellente Hinterbau sind das Sahnehäubchen von Mondrakers erstem light EMTB. Für all diejenigen, die überlegen, ihr klassisches Enduro ohne Motor durch ein E-Bike zu ersetzen, ist das Bike hier eine riesengroße Versuchung.