Yeti MTe im Test
Mit dem MTe bringt Yeti ein EMTB auf den Markt, das in Sachen Technik, Design und Trail-Charakter Maßstäbe setzen will – allerdings zu einem stolzen Preis. Wir haben das 12.500 € teure Traumbike mit dem neuen TQ-HPR60-Antrieb auf dem Trail getestet.


Switch Infinity? Nicht beim E-Bike
Die größte technische Änderung im Vergleich zu den Kultbikes von Yeti ohne Motor betrifft den Hinterbau. Da der TQ-Motor Platz fordert, musste Yeti den ikonischen „Switch Infinity“-Link weglassen – jener goldene Gleitmechanismus, der das Markenzeichen der Nicht-E-Bikes ist.
Stattdessen kommt beim MTe ein sechsgelenkiger Hinterbau zum Einsatz. Der sieht nicht nur anders aus – er lässt sich auch deutlich feiner abstimmen. Einen spürbaren „Wow-Effekt“ gibt’s zwar nicht sofort, aber auf dem Trail offenbart das System seine Stärken.



Fahrverhalten: Kontrolle statt Spektakel
Im Trail-Alltag überzeugt das Yeti MTe mit enormer Bodenhaftung. Selbst mit moderater Progressionseinstellung zeigt der Hinterbau Grip satt. Die gefühlte Federwegsnutzung ist dabei größer, als es die 145 mm am Papier vermuten lassen.
Yeti schafft es, eine Performance zu liefern, die dem 160 mm-Fahrwerk an der Front in nichts nachsteht. Der Hinterbau reagiert sensibel, poppt bei Bedarf – und bleibt auch beim Anbremsen aktiv.
Der Vorteil der sechs Gelenke liegt dabei vor allem darin, dass die Entwickler einzelne Parameter besser abstimmen können, ohne unerwünschte Nebeneffekte an anderer Stelle. Und das spiegelt sich in einer exzellenten Bodenhaftung wider.

Motor & Akku: Weniger ist manchmal mehr
Im Vergleich zum TQ HPR50 bringt der neue HPR60-Motor 50 Watt mehr Leistung. Die Unterstützung ist kräftiger, mit 350 Watt aber nicht aufdringlich. Wer extreme Uphill-Fähigkeiten sucht, wird hier aber nicht fündig. Dafür punktet das System mit Natürlichkeit. Einen vollen Test zum TQ HPR 60 System findet ihr hier.
Mit 580 Wh ist der Akku größer als bei vielen Light-EMTBs, aber kleiner als bei klassischen Full-Power-Modellen. In Kombination mit einem optionalen Range Extender (180 Wh) reicht das für ausgedehnte Touren über 2.000 Höhenmeter.



Technische Eckdaten:
- TQ HPR60-Motor: max. 350 Watt
- Akku: 580 Wh, optional 180 Wh Extender
- Sehr natürliches Unterstützungsgefühl
- Kein abrupter Leistungsabfall über 25 km/h

Gewicht & Geometrie: Zwischen Welten
Mit knapp unter 20 Kilo ist das Yeti MTe kein Leichtgewicht unter den Light-EMTBs. Verantwortlich sind u. a. die schweren Schwalbe-Reifen mit radialer Karkasse und der große Akku. Auf dem Trail fällt das Gewicht aber kaum auf – der Motor unterstützt harmonisch, der Hinterbau kaschiert gut.
Die Geometrie ist modern, ohne aggressiv zu sein. Reach, Lenkwinkel und Tretlagerhöhe sorgen für ein zentrales, kontrolliertes Fahrgefühl. Das Rad wirkt ausgewogen – und lässt sich intuitiv manövrieren.
Ab Werk kommt das Bike mit einem 29er Hinterrad und das hat uns sehr gut gefallen. Über einen Flip Chip lässt sich der Hinterbau aber auch auf ein kleineres 27,5 Zoll Hinterrad umstellen.

Ausstattung: Kompromisslos für den Fahrspaß
Wer bereit ist, über 12.000 € auszugeben, erwartet Premium-Komponenten – und genau die bekommt man. Das Fox-Fahrwerk der neuesten Generation arbeitet butterweich, die SRAM Transmission-Schaltung ist präzise, und die neuen Maven-Bremsen packen richtig zu. Bei der Sattelstütze setzt man vor allem wegen der geringen Wartung auf eine Rock Shox Reverb, die denselben Akku wie die Schaltung nutzt.
Yeti spart hier an keiner Stelle – etwas anderes war bei dem Preis auch nicht zu erwarten. Wobei man sagen muss, es gäbe noch leichtere Laufräder von DT Swiss. Hier ist noch minimal Luft nach oben.




Positiv am MTB
- Sehr natürliches Fahrgefühl
- Feines Hinterbau-Tuning möglich
- Top-Ausstattung ohne Kompromisse
- Reichweitenstark trotz „Light“-Systems
- Edles Design & hochwertiger Look
Negativ am MTB
- Sehr hoher Preis
- Nicht superleicht (19,9 kg)
- Kein spürbarer Vorteil des Sechs-Gelenkers
- Motor-Power reicht nicht für extreme Uphills

Fazit: Nicht für jeden – aber für Genießer
Das Yeti MTe ist kein Bike für die breite Masse – und will es auch nicht sein. Es richtet sich an E-MTB-Enthusiasten, die auf ein besonders natürliches Fahrgefühl, hochwertige Technik und exzellente Trail-Performance Wert legen – und bereit sind, dafür zu zahlen. Es liefert keine Rekorde bei Leistung, Akku oder Gewicht. Aber es liefert Fahrfreude auf einem extrem hohen Niveau. Und manchmal ist genau das der Punkt.