Cube Stereo Hybrid One55 SLX im Test
Cube kann Preis-Leistung. Aber können die Bayern auch Fahrspaß? Das Cube Stereo Hybrid One55 wildert mit 160 mm Federweg fleißig im Enduro-Segment. Geht das abfahrtsorientierte Konzept auf?

Cube steht für gefällige Bikes mit einem bombastischen Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein gutmütiges Handling, poppige Farben und wertige Komponenten sind für Cube zum Erfolgsgaranten geworden. Cube macht Mainstream – und das sehr erfolgreich. Spitz zugeschnittene E-Mountainbikes für versierte Enthusiasten hatte Cube bisher eher weniger im Portfolio. Das hat sich geändert, denn Cube wagt den Schritt über den eigenen Tellerrand.

Das neue Cube Stereo Hybrid One55 soll kompromisslos auf Fahrspaß getrimmt sein und in extremem Gelände so richtig aufblühen. Ob ihr euch auf dieses Versprechen verlassen könnt, haben wir für euch auf die Probe gestellt. In Finale Ligure musste sich das Cube einiges gefallen lassen. Wir waren überrascht, wie es sich geschlagen hat.
Speeddate - die wichtigsten Fakten zum Cube Stereo Hybrid One55
- Preis: 6.999 €
- Federweg: 160 mm vorne / 150 mm hinten
- Motor: Bosch CX (85 Nm Drehmoment)
- Akku: Bosch PowerTube 750 (entnehmbar)
- Gewicht: 22,7 kg (Größe L ohne Pedale)
- Besonderheit: Build to Shred. Leichtes, gut ausgestattetes Bike mit Full-Power-Motor.


Bleibt sich Cube seiner aggressiven Preispolitik treu?
7.000 € ruft Cube für das günstigste Modell des Stereo Hybrid One55 auf, das den etwas sperrigen Namenszusatz „C:68X SLX 750“ trägt. 7.000 € sind ein stolzer Preis, aber einer, an den man sich bei E-Bikes leider längst gewöhnt hat. Ein Thema, das wir nicht zum ersten Mal kritisch ansprechen. Auch wenn Leasing-Modelle vieles möglich machen, so stehen wir der Preisentwicklung der Fahrradbranche skeptisch gegenüber. Nicht jeder hat die Möglichkeit eines Jobrad-Leasings.
Im Vergleich zu Modellen anderer Hersteller in genannter Preisklasse, trumpft das Cube Stereo Hybrid One55 SLX 750 mit einer überdurchschnittlich guten Ausstattung auf. Das ist typisch Cube – gut so. Besonders wertschätzen darf man die Detailtiefe, mit der Cube bei der Komponentenwahl am Werk war. Faule Kompromisse sucht man am Stereo Hybrid ONE55 vergebens – jedes Teil erfüllt seinen Zweck. So viel Detailtiefe gibt es sonst nur bei teuren Luxus-Modellen.



Ausstattungsdetails verraten: Hier war jemand mit Ahnung am Werk
Gebremst wird mit Maguras bissiger MT7 Bremse. Sobald es talwärts geht, begeistert die Bremse mit viel Biss und Zuverlässigkeit – auch wenn sich die Abfahrt über viele hundert Tiefenmeter ins Tal erstreckt. Ein tolles Detail sind die Bremsscheiben. Denn Cube veredelt die Bremsanlage mit hochwertigen MDR-P Scheiben von Magura. Durch ihr zweiteiliges Design sind sie besonders wärmeresistent und gehen auf langen steilen Abfahrten nicht in die Knie.

Sinnvoll ist auch die Reifenwahl. Die Maxxis Reifen halten dank der soliden DoubleDown-Karkasse am Hinterrad auch krassen Belastungen stand. Am Vorderrad spart man mit leichterer EXO+ Karkasse dagegen etwas Gewicht. Und die weiche MaxxGrip Gummimischung lässt das Vorderrad dafür förmlich auf dem Boden kleben und sorgt auch im Heck für Grip ohne Ende. Klar, der Rollwiderstand und auch der Verschleiß schießt durch die weiche Gummimischung in die Höhe – aber was soll’s, schließlich hat das Bike einen Motor.


Ergonomie: Hochwertige Kontaktpunkte zwischen Körper und Bike
Manche Biker sind der Meinung, dass Kleinteile wie Griffe oder Sattel an Bikes über 5.000 € nicht ins Gewicht fallen. Die Begründung: wer sich ein Bike dieser Preisklasse leisten kann, der kann sich auch andere Griffe leisten, falls die Werkskonfiguration nicht passt. Viele Hersteller verstehen das als Freifahrtschein, das Bike ab Werk mit billigen Kontaktpunkten auszuliefern.
Umso ehrenwerter, wenn ein Hersteller schon ab Werk ein Gesamtpaket liefert, auf das man sich raufsetzt und wohl fühlt. Genau das ist Cube gelungen. Sattel und Griffe: top. Die stark folierten Griffe bieten besten Halt und eine tolle Dämpfung. Cube beweist, dass neben einer gelungenen Geometrie auch Ausstattungsdetails für Vertrauen ins Bike sorgen.


Fahrwerk: Gut, aber es geht noch besser
Die Lyrik Select+ Gabel mit 160 mm Federweg verrichtet zuverlässig ihren Dienst, ist aber kein Wunderwerk der Technik. Sie glänzt eher mit Einfachheit als mit üppigen Einstelloptionen. Dennoch spricht sie solide an und kann auch mit schnellen Schlagabfolgen gut mithalten. Lässt man es aber mal so richtig krachen, wirkt die Gabel etwas undefiniert und tut sich schwer, dem Untergrund zu folgen.
Jammern auf hohem Niveau, aber der Unterschied zu einer Fox 36 in der Factory-Version, wie sie im Specialized Turbo Levo SL verbaut ist, oder auch einer Lyrik Ultimate ist spürbar. Der Hinterbau mit einem Super Deluxe Select+ Dämpfer kann mehr als die Gabel. Und das, obwohl er nominell 10 Millimeter Federweg weniger hat. Cube holt aus den 150 Millimetern Knautschzone dank guter Kinematik aber alles raus.

22,7 Kilo - Das Cube ist leichter als seine Konkurrenten
Pannensichere Reifen, eine bissige Bremsanlage und ein solides Fahrwerk. Dazu ein großer Akku mit 750 Wh und ein starker Bosch CX Motor. Das Cube ist ein ausgewachsenes Full-Power-E-Bike für extremes Gelände. Doch der Knaller kommt beim Blick auf die Waage. Leichte 22,7 kg wiegt das abfahrtsorientierte Spaßgerät. Respekt.
Zum Vergleich: Ein Canyon Spectral:ON kommt bei 7.000 Euro auf 22,9 kg. Ein Focus Jam liegt in dieser Preisklasse bei über 24 kg. Da fragt man sich: Wie macht Cube das? Wurde da am Rahmen und der Haltbarkeit gespart?

Bis einer weint: Das Cube im Härtetest
Ob ein Bike die nötige Haltbarkeit mitbringt, lässt sich ziemlich leicht herausfinden. Man prügelt es schonungslos über die härtesten Trails, schanzt sich über jede erdenkliche Kante. Gesagt, getan. Das Cube hat in Finale Ligure die Sporen von uns bekommen. Geschadet hat es ihm nicht – fast nicht.
Der Rahmen des Hybrid One55 erwies sich trotz seines geringen Gewichts als grundsolide. Es ist zwar zu spüren, dass der Hinterbau recht nachgiebig ist, doch dadurch fährt sich das Cube gutmütig und fehlerverzeihend. Auch wirkt sich der seitliche Flex des Hinterbaus positiv auf den Grip aus. In Sachen Haltbarkeit zeigte sich der Rahmen von unseren Schandtaten unbeeindruckt.


Allerdings kam das Hinterrad nicht unbeschadet davon. Als es in einem der Steinfeldern ordentlich rumpelte, gab die Felge nach. Die Delle im Felgenflansch war noch das geringste Problem. Wirklich ärgerlich war, dass einige Speichen durch den Schlag komplett die Spannung einbüßten. Die fachkundige Anamnese: Felge verformt. In Anbetracht unseres Tests in Finale kein Todesurteil, aber eben ein Schaden an den Newmen Laufrädern, mit dem man bei harter Gangart wohl rechnen muss.

Uphill-Test: Kraftvoll zum Gipfel
Berghoch begeistert das Cube mit enormer Traktion und natürlich einem starken Motor. Vor allem die Kombination aus niedrigem Gesamtgewicht, starkem Motor und spielerischem Handling machen das Cube zum perfekten Werkzeug für Uphill-Flow. Keine Frage, das Cube beherrscht dank entspannter Sitzposition auch die Langstrecke – doch seine Paradedisziplin ist die „Power Hour“. Auf kürzestem Weg möglichst viele Höhenmeter – für das Cube kein Problem. Bergauf wählten wir am liebsten die direkte Linie – also den Trail.
Das Fahrwerk verleiht auch im Sitzen viel Komfort und hält die Reifen fest am Boden. Auch wenn der Trail steil und verwinkelt nach oben geht, wühlt sich das Cube souverän den Berg hinauf. Und mit 750 Wh im Akku kann man getrost in den Boost-Modus schalten und schon im Uphill Party-Laps feiern.

Downhill-Test: Blick nach vorn und Bremsen auf
Das Cube vermittelt vom ersten Moment an Sicherheit. Draufsetzen, wohlfühlen und den Trail zum Spielplatz machen. Dieses Gefühl zu vermitteln, das schaffen nur wenige Hersteller. Am bekanntesten dafür ist wohl Specialized. Mit dem Stereo Hybrid One55 reiht sich nun auch Cube in diese Liga ein.
Das Fahrwerk schluckt ordentlich was weg. Und das, obwohl der Federweg mit 160 mm an der Front und 150 mm am Heck nicht einmal üppig bestückt ist. Besonders bemerkbar macht sich die Leichtfüßigkeit des Cube. Das Bike fährt sich agil und lebendig – das erlebt man selten mit einem Full Power E-MTB.


Der Hinterbau hat mächtig Pop, gibt in Kurven guten Gegenhalt und verleitet den Fahrer, das Bike an Geländekanten in die Luft zu ziehen. Da kommt Spaß auf. Verpatzt man mal eine Landung, verzeiht einem das Bike den Fahrfehler gutmütig. Das liegt auch an der spürbar progressiven Kinematik – vor Durchschlägen des Hinterbaus muss man sich nicht fürchten.
Egal wie hart es auf dem Trail zur Sache geht, hinter dem hohen Cockpit fühlt man sich tief im Bike bestens aufgehoben. Allerdings hat das hohe Cockpit auch seine Kehrseite: es braucht viel Druck auf der Front, damit das Cube ohne zu untersteuern durch die Kurve geht. Ein weiterer Wermutstropfen ist die Teleskopsattelstütze: der Hub beträgt 170 mm, könnte aber für unseren Geschmack größer ausfallen. Denn leider geht der Sattel auch in abgesenkter Stellung gelegentlich im Weg um.

Wer wird Freude am Cube Stereo Hybrid One55 finden?
Das Stereo Hybrid One55 ist wie gemacht für E-Mountainbiker, die gerne den ganzen Tag im Sattel sitzen und so viele Abfahrten wie möglich sammeln wollen. Für alle, die gern aktiv durchs Gelände zirkeln und die Reserven ihres Bikes auch ausnutzen.


Pro:
- super Handling
- leicht und dementsprechend lebendig
- sinnvolle Ausstattung
- Gutes Fahrwerk mit potentem Hinterbau
Contra:
- Hub der Teleskop-Sattelstütze könnte länger ausfallen
- Zugverlegung durch den Steuersatz ist komplex. Wird sie nicht ordentlich verlegt, kann es beim Lenken zu Problemen kommen.
- Defekt am Hinterrad

Cube Stereo Hybrid One55 SLX
Das Cube übertrifft die Erwartungen an ein All-Mountain-E-Bike deutlich. Die Sitzposition ist komfortabel und für lange Touren bestens geeignet. Doch möchte man mit dem Cube vor allem eines: ab ins Gelände und die Sau rauslassen. Leichtfüßig spielt sich das Cube über den Trail – bergauf wie bergab. Selbst wenn es richtig zur Sache geht, vermittelt das Bike Kontrolle und Sicherheit. Für 7.000 Euro bietet Cube ein E-Bike, das verdammt viel kann und mit durchdachten Details großen Fahrspaß garantiert. Für so viel Fahrspaß muss man bei anderen Marken deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Konkurrenzumfeld und alle Hybrid One55 Modelle auf einen Blick
Wie immer liefern wir nicht nur den Überblick über alle Modelle, sondern bieten auch die Möglichkeit, einzelne Modelle direkt miteinander zu vergleichen. Wer auf das Pfeil-Symbol auf den Widgets unten klickt, kann Ausstattungs- und Geometriedaten von verschiedensten Modellen miteinander abgleichen.
Alle Konkurrenzmodelle zum Vergleich findet man in unserer großen E-MTB Marktübersicht. Wem das Stereo One55 zu abfahrtslastig ist, der sollte unbedingt einen Blick auf das neue AMS Hybrid One44 von Cube werfen.