Light-eMTB mit großem Akku

Rose File Plus im Test

Mit dem Rose File Plus bringt der Direktversender aus Bocholt ein Light-eMTB auf den Markt, das mit seinem großen 580-Wh-Akku, TQ HPR60-Motor und einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis neugierig macht. Doch wie schlägt sich das Bike im Trail-Alltag? Und wie fährt es sich im Vergleich zu den teils deutlich teureren Mitbewerbern?

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Das Rose File Plus positioniert sich im boomenden Markt der Light-eMTBs – also E-Bikes mit moderater Motorunterstützung, niedrigem Gewicht und sportlichem Fahrverhalten. Statt auf rohe Power setzt Rose auf natürliches Fahrgefühl, Effizienz und Reichweite.

Doch mit knapp über 20 Kilo (Größe L, ohne Pedale) ist das File Plus keines der leichtesten Light-eMTBs – trotz des „Light“-Anspruchs. Dafür punktet es mit einem großen Akku, einem effizienten Antrieb und exzellenten Klettereigenschaften.

Rose Fire Plus Testbericht
Das Rose File Plus bringt, nicht nur optisch, frischen Wind in das Light E-MTB-Business.
Rose File Plus Design
Das Rose File Plus hat trotz großem Akku ein Design, dass nicht vermuten lässt, dass es sich hier um E-Bike handelt.
Rose Vorbau
Leider macht das Vorbaudesign die Höhenverstellung des Vorbaus durch Spacer nur möglich, wenn man die Gabel kürzt.
Rose File Plus Test
Das Rose File Plus schafft es, trotz des höheren Gewichts des großen 580-Wh-Akkus, an das Fahrverhalten eines Bio-Bikes heranzukommen.

Was kann der TQ HPR60 Motor?

Der TQ HPR60-Motor ist der Nachfolger des bekannten HPR 50 und wurde in Effizienz und Thermomanagement deutlich verbessert. Während andere Light-eMTBs bei 400 Höhenmetern schon ins Derating gehen, bleibt der HPR 60 dauerbelastbar – bei fast geräuschloser Unterstützung.

TQ HPR60-Motor
Der neueste TQ Motor sorgt für ein extrem natürliches Fahrgefühl.
TQ Remote
Der zugehörige Remote wurde sehr minimalistisch gehalten.
TQ Display
Das Display ist elegant ins Oberrohr integriert, hat aber keine Touch-Funktion.

Ein Light-eMTB – aber schwerer als gedacht

Zugegeben: Beim Begriff „Light-eMTB“ denkt man zuerst an Bikes unterhalb der 19-Kilo-Marke. Das Rose File Plus bringt jedoch in Größe L ohne Pedale stolze 20,4 kg auf die Waage – was eher an klassische E-Bikes erinnert. Das liegt vor allem am großen 580-Wh-Akku, der bewusst gewählt wurde, um ein echtes Tourenrad mit alltagstauglicher Reichweite zu schaffen.

Denn viele andere Light-eMTBs sparen beim Akku – und bieten nur 360–430 Wh. Damit Langzeittest vom Canyon Neuron:ONfly Rose verzichtet bewusst auf dieses Extrem und liefert dafür ein Bike, das sich auch für ausgedehnte Tagestouren eignet – selbst in den Bergen.

Rose File Plus Gewicht
Knappe 20,4 kg wiegt das Rose File ohne Pedale in Größe L.
Rose File Plus Wage
Der 580 Wh-Akku rechtfertigt dieses Gewicht.
TQ HPR 60 Akku
Wir haben den Akku mit knapp unter 2700 Gramm bei einer Kapazität von 580 Wh gewogen.

TQ HPR60 – Der leiseste und effizienteste Motor seiner Klasse

Im Herzstück des File Plus arbeitet der TQ HPR60-Motor, eine Weiterentwicklung des bewährten HPR50. Er bietet 350 Watt Spitzenleistung, bleibt dabei aber äußerst leise und sanft im Ansprechverhalten. Vor allem bei längeren Anstiegen oder technischen Trails spielt der Motor seine Stärken aus – ohne zu überhitzen oder frühzeitig ins sogenannte Derating zu gehen. Das war eine ganz klare Schwäche des Vorgängers (TQ HPR 50), die man in den Griff bekommen hat.

In unserem standardisierten Reichweitentest kam das File Plus auf knapp 2.200 Höhenmeter – ein herausragender Wert für ein Light-eMTB. Die Effizienz wurde im Vergleich zum Vorgänger deutlich gesteigert. Gleichzeitig bleibt der Motor unauffällig im Klang und vermittelt ein besonders natürliches Fahrgefühl, das fast schon an ein analoges Mountainbike erinnert.

Mehr Infos zum Motor haben (inklusive Video) in einem separaten Artikel.

TQ Motor Reichweite
Die ca. 2200 Höhenmeter Reichweite sind für ein Light E-MTB überdurchschnittlich.
Rose File Plus Motorabdeckung
Doch der Akku ist leider nicht so einfach herausnehmbar. Es müssen ein paar Schrauben gelöst werden, dann gehts trotzdem.

Darum ist der TQ HPR 60 aktuell der beste Light-EMTB-Motor

  • Sehr leise und natürliches Fahrgefühl
  • Kein plötzliches Abriegeln bei 26 km/h
  • Effizienter Akkuverbrauch → hohe Reichweite mit 580-Wh-Akku
  • Kein nerviges Rattern oder Surren auf dem Trail
TQ E-Bike-Motor-Test
Der TQ-Motor trägt ebenfalls zu dem natürlichen Fahrgefühl des Bikes bei.

Auf dem Trail: Verspielt, sportlich – aber nicht nervös

Trotz des vergleichsweise hohen Gewichts fährt sich das File Plus erstaunlich agil. Die Kombination aus steilem Sitzwinkel (78,5°) und kurzem Vorbau sorgt für eine kompakte Sitzposition. Man darf sich hier vom hohen Reach-Wert nicht täuschen lassen. Wer zwischen den beiden Größen liegt, tut gut, die größere zu nehmen.

Die niedrige Tretlagerhöhe und der progressive Hinterbau tragen dazu bei, dass das Bike förmlich durch Kurven fräst und verspieltbleibt, selbst auf engen Trails.

In steilen Uphills bleibt das Vorderrad auch wegen der Hinterbaukinematik stets am Boden. Mit einem Anti-Squat-Wert von 100 % wippt der Hinterbau nicht, bleibt aber auch bei Kettenzug zu 100 % aktiv und generiert Grip. Das bedeutet: Keine Kraftverschwendung beim Klettern, sondern volle Traktion – ein echter Vorteil gegenüber vielen Wettbewerbern, die oftmals auf einen höheren Anti-Squat-Wert setzen, der den Hinterbau beim Klettern verhärten lässt.

Rose Feile Fahrverhalten
Bergab fühlt sich das Bike sehr lebendig und agil an.
Rose Fiele Bergaufperformance
Die Hinterbaukinematik sorgt für Traktion, sowohl bei Bremsvorgängen als auch bergauf.

Abfahrtsperformance: Lebendig statt brachial

Mit 150 mm Federweg vorne und 140 mm hinten liegt das File Plus im unteren Bereich der E-Bikes – zumindest bei der Quantität des Federwegs. In der Praxis überzeugt das Fahrwerk durch seine progressive Kennlinie, die zwar bei harten Schlägen weniger Reserven bietet, dafür aber poppig und reaktionsfreudig wirkt. Wer gerne über kleine Kanten abzieht und ein aktives Fahrverhalten liebt, wird hier viel Freude haben.

In Sachen Ausstattung schenkt man sich aber bei Rose nichts. Dicke Maven Bremsen, solide Schwalbe Reifen mit Ultra Soft Gummimischung am Vorderrad zeigen, dass man sich bergab keine Blöße geben will.

Der niedrige Anti-Rise-Wert des Hinterbaus sorgt außerdem dafür, dass das Fahrwerk beim Bremsen aktiv bleibt – besonders auf flowigen Trails mit vielen Richtungswechseln fühlt sich das Bike dadurch sehr lebendig an. Wird es jedoch sehr steil und technisch, fehlt es im tiefen Federwegsbereich etwas an zusätzlicher Sicherheit. Hier machen sich die begrenzten 140 mm bemerkbar.

Rose Flite Plus Downhill
Die 140 mm im Heck fordern auf garstigen Trails ein präzises Handling. Drauf hocken und überall drüber wabern ist nicht.

Top-Design mit kleinen Schwächen

Ein kleines Manko zeigte sich allerdings im Test: Schon nach wenigen Kilometern traten leichte Knarzgeräusche auf – vor allem bei technischen Passagen. Mit etwas Pflege, Fett und Liebe für den Steuersatz ließ sich das aber schnell beheben.

Außerdem macht es das Design des Vorbaus, das passgenau zur spezifischen Ahead-Kappe passt, unmöglich, schnell mal einen Spacer von unten nach oben zu wechseln. Wer den Lenker tiefer haben will, als er ab Werk ausgeliefert wird, muss zwangsläufig den Gabelschaft kürzen.

Sram Maven Rosé
Die SRAM Maven Bremsen haben ordentlich Power.
Sram X0 Transmission
Auch beim Antrieb wurden Top-Komponenten verbaut.

File Plus Base: Das spannendere Modell für viele?

Spannend ist auch das Einstiegsmodell für 6.000 Euro. Es wiegt laut Rose nur rund 400 Gramm mehr als das Topmodell, bietet aber denselben Rahmen, Motor und Akku. Lediglich bei Schaltung und Details wird auf bewährte mechanische Technik gesetzt. Für viele dürfte dieses Modell die cleverere Wahl sein – vor allem, wenn man ohnehin eher Touren fährt als auf Race-Setups abzielt.

Wer also ein hochwertiges, modernes Light-eMTB sucht, das auch bei längeren Touren überzeugt und dabei optisch wie technisch auf der Höhe der Zeit ist, findet mit dem File Plus Base eine preislich sehr attraktive Alternative. Canyons Spectral ON:fly spielt in einer ähnlichen Liga, hat aber einen deutlich kleineren Akku.

Canyon Spectral:ON Fly
Das Canyon Spectral ONfly 8 ist ein vergleichbares Bike zum Flite Plus Base, allerdings mit der Achillesferse des kleinen Akkus. Mit 360 Wh kommt man, auch in Kombination mit dem alten TQ HPR 50 deutlich weniger weit.

Positive Aspekte

  • Großer Akku mit sehr guter Reichweite
  • Effizienter, leiser TQ-HPR60-Motor
  • Super Kletterverhalten
  • Natürliches Fahrgefühl, sehr nah am Bio-Bike
  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Einstiegsmodell bietet fast die gleiche Performance zu einem deutlich günstigeren Preis

Negative Aspekte

  • Mit 20,4 kg für ein Light-eMTB eher schwer.
  • Weniger Reserven bei sehr harten Abfahrten (140 mm hinten)
  • Leichte Knarzgeräusche im Test (behebbar)
  • Weniger Motorleistung als Full-Power-eMTBs → mehr Eigenleistung nötig
Rose Filite Plus Langzeittest
Das Rose File Plus - kein klassisches Light E-MTB.

Fazit: Reichweiten-Wunder mit natürlichem Fahrgefühl

Das Rose File Plus bricht mit klassischen Light-eMTB-Konventionen – und das mit Absicht. Statt auf maximale Gewichtseinsparung setzt Rose auf ein ausgewogenes Gesamtpaket aus echter Tourentauglichkeit und sehr gutem Handling. Für alle, die ein sportlich-natürliches Fahrerlebnis mit hoher Reichweite suchen, ist das Rose File Plus ein echtes Highlight – insbesondere im direkten Preisvergleich zur Konkurrenz.

Über den Autor

Ludwig Döhl

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

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