Santa Cruz Bullit im Test
Das Santa Cruz Bullit sieht dem Santa Cruz Heckler nicht nur zum Verwechseln ähnlich, es kostet auch vergleichbar viel und hat denselben Motor. Der große Unterschied: Das Bullit ist mit 170 mm Federweg mehr auf Vollgas bergab ausgelegt. Ist es damit der bessere Deal?



Sollte man sich aktuell noch einen Shimano EP801-Motor kaufen?
Bosch und DJI haben den Motorenmarkt mit ihren jüngsten Neuvorstellungen gut aufgemischt. Shimano hat dagegen nur mit einem eher mauen Race-Update gekontert. Der Shimano EP801 wurde 2021 vorgestellt und ist immer noch der aktuellste und hochwertigste Motor aus dem Hause Shimano. Und er ist auch die Grundlage für das exzellente Gewicht des Santa Cruz Bullit, denn mit 2,6 Kilo ist er leichter als Boschs CX-Motoren.


Der EP801 ist, auch wenn er schon einige Jahre auf dem Buckel hat, noch immer ein exzellenter EMTB-Motor, der den harten Geländeeinsatz abkann. Doch mit Boschs neuem CX-Motor der 5. Generation und dem DJI Avinox E-Bike-Motor im Test hat Shimano in Sachen Motorsteuerung und Modulation etwas Boden verloren. Zudem hat der Shimano-Motor ein paar kleinere Tücken, die der eine oder andere im Jahr 2025 vielleicht nicht mehr so akzeptieren will wie 2021:
● Er klappert bergab im Trail laut.
● Er surrt bergauf beim Unterstützen sehr hell.
● Er braucht relativ viel Drehzahl (über 90), um in den optimalen Arbeitsbereich zu kommen.
Wer sagt, diese Punkte seien ihm egal, bekommt mit dem EP801-Motor auch 2025 einen Motor, der in Sachen Gewicht, Power und Energieverbrauch noch State of the Art ist.



Wie weit kommt man mit einem 630-Wh-Akku?
Das sehr gute Gewicht des Santa Cruz Bullit rührt maßgeblich vom kleinen 630-Wh-Akku her. Zum Vergleich: Das Santa Cruz Heckler hat weniger Federweg, dafür aber einen größeren 750-Wh-Akku und kommt deshalb auf ein vergleichbares Gewicht.
Doch 630 Wh sind keineswegs unterirdisch wenig. Auch viele Bosch-E-Bikes, wie z. B. das Santa Cruz Vala, haben aktuell nur einen 600-Wh-Akku. Bei voller Unterstützungsstufe und einem Systemgewicht (Fahrer + Bike) von 100 Kilo reicht das in etwa für 1700 Höhenmeter.
Die Zahl ist grob geschätzt, da sie stark vom Untergrund, den Reifen und dem Fahrergewicht abhängt. Doch die Reichweite liegt in einer Größenordnung, mit der man auch auf Touren gehen kann – zumal der ausbaubare Akku die Option auf einen Wechselakku offen hält.

Geometrie & Fahrverhalten
Trotz des unterschiedlichen Federwegs im Vergleich zum Santa Cruz Heckler sind die Geometrieunterschiede minimal. Das Heckler hat ein tieferes Tretlager und kürzere Kettenstreben, während das Bullit einen flacheren Lenkwinkel besitzt. Das passt zum zusätzlichen Federweg.
Bergab ist das Bullit ein Bike, das viel Souveränität ausstrahlt. Der üppige Federweg und die dicken Reifen vermitteln in Kombination mit der laufruhigen Geometrie ein sicheres Fahrverhalten. Lediglich Srams Code-Bremsen könnten etwas fester zupacken.
Mit 450 mm ist der Hinterbau trotz kleinem 27,5-Zoll-Hinterrad nicht super kurz. Da die Front wegen der 170er-Gabel relativ hoch ist, hat man in steilen Uphill-Passagen dennoch damit zu tun, das Vorderrad am Boden zu halten – eine Tatsache, die in der Natur eines 170-mm-Bikes liegt.




Original VPP-Hinterbau
Bei seinem jüngsten EMTB, dem Vala, hat sich Santa Cruz vom VPP-Hinterbau getrennt. Das Bullit dagegen vertraut noch auf die legendäre Konstruktion mit einem geschlossenen hinteren Rahmendreieck.
Ein detaillierter Blick auf die Kinematik zeigt, dass die Raderhebungskurve des Bullit relativ weit zurückgeht. Man hat hier fast schon eine Art „High-Pivot“-Effekt. Auf dem Trail merkt man, dass einem die 170 mm Federweg im Heck so schnell keine Grenzen setzen.
„Draufhalten, festhalten und drüber.“ – Diese Taktik geht mit dem Bullit-Fahrwerk problemlos auf. Dank der starken Progression im Hinterbau hat man selbst im härtesten Gelände oder bei großen Sprüngen noch etwas Reserve im Heck. Passend dazu war die Fox 38 Federgabel an unserem Testbike absolut souverän. In Sachen Fahrwerk gibt es an diesem Bike nichts auszusetzen.
Vorteile des Bullit:
- Wechselbarer Akku
- Top-Fahrwerk
- Gutes Handling
- Aktuell zu einem guten Preis erhältlich
Nachteile des Bullit:
- Shimano EP801-Motor ist nicht mehr der Jüngste
- SRAM Code-Bremsen sind etwas schwach.
- Relativ kleiner 630-Wh-Akku



Fazit: Für wen lohnt sich das Bullit?
Das Santa Cruz Bullit ist ein hochwertiges, kraftvolles E-Enduro, das sich besonders für Fahrer eignet, die technisch anspruchsvolle Trails fahren und keine Kompromisse in Sachen Fahrwerk eingehen wollen. Mit 170 mm Federweg und einer durchdachten Geometrie bietet es eine Menge Potenzial für Enduro-Fans, die das Maximum aus ihrem EMTB herausholen wollen. Das Bullit ist immer noch ein zeitgemäßes Rad, das es aktuell zu top Konditionen gibt. Doch mit Blick auf die Erstvorstellung 2021 und den Motor darf man bereits Richtung Update seitens Santa Cruz schielen.