Test: Cube AMS Hybrid 177 Action Team
21,4 Kilo, Bosch CX Race, 170 mm Federweg und ein Preis ab 6000 € – Cube greift mit dem neuen AMS Hybrid 177 die Highend-Konkurrenz frontal an. Doch wie schlägt sich das Bike mit fest verbautem 600-Wh-Akku und kompromissloser Auslegung im Praxistest? Wir waren mit dem neuen E-Enduro am Geißkopf unterwegs.
Shimano XT Di2 – endlich zeitgemäß
Mit der neuen XT Di2 verabschiedet sich Shimano endgültig von Kabelsalat und zieht den Strom für das Schaltwerk direkt aus dem E-Bike-Akku. Damit kommen endlich Funktionen wie Free-Shift und Auto-Shift ins Spiel, die wir schon von SRAM kennen.
Im Test zeigte sich die Schaltung schnell und präzise, die Haptik des Schalthebels gefällt besser als bei SRAM. Dennoch bleibt ein Wermutstropfen: Das Schaltauge ist nach wie vor ein potenzielles Problem – im Vergleich zur robusteren SRAM Transmission wirkt Shimano noch etwas anfälliger.
Wer maximale Performance unter Last will, fährt mit SRAM Transmission derzeit immer noch besser. Aber: Shimano hat endlich wieder ein konkurrenzfähiges Produkt am Start. Wobei in ruppigen Abfahrten das Schaltwerk bei einprasselnden Schlägen am Hinterrad leicht klappert. Das ist ertragbar, bei harter Gangart scheppert es eben hier und da mal, nervt aber in dieser Preisklasse.
Bosch CX Race – mehr als Marketing?
Der Bosch CX Race unterscheidet sich vom Bosch CX Power Update technisch nur marginal: 100 Gramm weniger Gewicht dank Titanachse und Keramiklager – Leistung bleibt bei 750 Watt Peak und 100 Nm.
Der spannende Unterschied liegt in der Charakteristik: Der Race-Modus gibt die volle Unterstützung früher und aggressiver frei. Auf Schotteranstiegen ein Traum, im technischen Uphill manchmal zu nervös – hier hilft es, auf EMTB-Plus umzuschalten und die Dynamik zu drosseln.
Mit dem 600-Wh-Akku sind bei moderater Fahrweise ca. 1600 Höhenmeter im Turbomodus drin. Wer es im Race Modus krachen lässt, leert den Akku schneller – logisch. Im Vergleich zum normalen CX hält sich der Mehrverbrauch aber in Grenzen.
Fahrwerk & Handling – Progression pur
170 mm Federweg vorn und hinten, Fox 38 Factory und ein progressiver Hinterbau – das AMS Hybrid 177 ist klar aufs Ballern ausgelegt.
Während das Cube Stereo Hybrid One77 SLX , arbeitet das AMS deutlich progressiver: Körperspannung im tiefen Federweg ist Pflicht, dafür belohnt das Bike mit unglaublicher Direktheit. Pushen in Kurven, Abziehen an Kanten, hohe Geschwindigkeiten – hier fühlt sich das Cube wohler als je ein Cube zuvor.
Die neue Steifigkeitsbrücke am Hinterbau eliminiert den früher oft kritisierten Flex. Selbst bei härtester Gangart am Geißkopf gab es kein spürbares Verwinden und keine Abriebspuren.
Der Anti Rise liegt super niedrig, und im Vergleich auch deutlich niedriger als beim Stereo One77. Das heißt, die Bremse hat keinerlei Einfluss auf die Hinterbaufunktionen. In manchen Kurven hätte ich mich aber gewünscht, dass der Hinterbau etwas mehr Gegendruck aufbaut, wenn man die Bremse zieht. Dann denke ich, wär das Gripniveau am Hinterrad nochmal geiler gewesen. Wir haben das Bike mit etwas mehr Druckstufe am Dämpfer genau in die Richtung tunen können, die ich aber wollte.
Geometrie & Handling
Mit 63,6° Lenkwinkel, 475 mm Reach (Größe L) und 443 mm Kettenstreben bewegt sich das AMS Hybrid 177 im modernen, aber nicht extremen Geometriebereich. Der BB-Drop von nur 6 mm erlaubt es, mehr Sag zu fahren, ohne gleich Pedalaufsetzer zu riskieren.
Die Lastverteilung passt, Grip ist satt vorhanden – vorne wie hinten. Das Bike fühlt sich leichtfüßiger und verspielter an als klassische 25-Kilo-E-Enduros. Spontane Richtungswechsel, Manuals oder kleine Sprünge gehen locker von der Hand.
Der Lenkwinkel ist über den Steuersatz um 0,6° steiler stellbar – interessant für Fahrer, die öfter auf flacheren Trails unterwegs sind. Aber ehrlich: Dieses Bike schreit nach grobem Gelände.
Produktion & Preisstrategie
Cube profitiert massiv von seiner Großserienproduktion in Waldershof: über 1 Mio. Bikes pro Jahr, entsprechend starke Einkaufskonditionen. Das erklärt, wie man ein solches Gesamtpaket für unter 8000 € schnürt – während kleinere Marken für dieselbe Ausstattung vierstellige Beträge mehr verlangen müssen.
Pro
- Sehr leicht für ein 170-mm-E-Enduro (21,4 kg)
- Progressiver Hinterbau, extrem direkter Fahrspaß
- Top-Ausstattung zu konkurrenzlosem Preis
- Bosch CX Race mit aggressiver Leistungsentfaltung
Contra
- Fester 600-Wh-Akku limitiert Toureneinsatz
- Integration teils zweckmäßig, nicht High-End
- Di2 ist gut, aber noch nicht das Gelbe vom Ei
Fazit – das Cube zum Gas geben
Das Cube AMS Hybrid 177 ist ein klares Statement: ein Bike fürs Bergab-Ballern. Mit progressiver Kinematik, starkem Fahrwerk und erstaunlich niedrigem Gewicht bringt es Fahrspaß auf ein Niveau, das sonst deutlich teurere Marken beanspruchen.
Für Tourenfahrer mit Akku-Sorgen ist das Stereo One77 die bessere Wahl. Für Trail-Liebhaber und Enduro-Fans, die ein schnelles, steifes und robustes Bike suchen, ist das AMS Hybrid 177 dagegen ein echtes Highlight.
Cube hat es geschafft, ein E-Enduro unter 22 Kilo auf die Laufräder zu stellen, das ab 6000 € verfügbar ist – und damit vielen Highend-Konkurrenten den Nerv raubt. Mehr „Baller-Bude“ fürs Geld gibt’s aktuell kaum.






