Das Enduro zum Ballern

Test: Cube AMS Hybrid 177 Action Team

21,4 Kilo, Bosch CX Race, 170 mm Federweg und ein Preis ab 6000 € – Cube greift mit dem neuen AMS Hybrid 177 die Highend-Konkurrenz frontal an. Doch wie schlägt sich das Bike mit fest verbautem 600-Wh-Akku und kompromissloser Auslegung im Praxistest? Wir waren mit dem neuen E-Enduro am Geißkopf unterwegs.

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Cube positioniert das AMS Hybrid 177 deutlich selbstbewusster als die Cube Stereo Hybrid One77 SLX. Schon die Action-Team-Version mit Shimano XT Di2, Fox Factory-Fahrwerk und Bosch CX Race kostet „nur“ 7499 € – bei einem Gewicht von 21,4 Kilo ohne Pedale.

Das darunterliegende ™-Modell spart 1500 €, wiegt aber nur 200 Gramm mehr. Zum Vergleich: Ein Specialized S-Works Turbo Levo kratzt in Sonderversionen inzwischen an der 20.000-€-Marke, und selbst Bikes wie das Pivot Shuttle AM mit ähnlicher Ausstattung liegen deutlich über 10.000 €. Cube setzt mit seinem Preispaket also ein klares Ausrufezeichen.

Natürlich geht das nicht ohne Kompromisse: Der 600-Wh-Akku ist fest verbaut – ein radikaler Unterschied zum Stereo One77, das mit 800-Wh-Wechselakku, aber fast 25 Kilo Gewicht, eher auf Tourenfahrer zielt.

Cube AMS Hybrid 177
Die Action Team Version des Cube AMS 177 kostet 7500 € und will vor allem Highend-Konkurrenten wie dem Santa Cruz Bullit oder dem Pivot Shuttle LT mit seinem Kampfpreis Kunden abwerben.
Cube AMS Hybrid 177 Gewicht
Natürlich haben wir das Bike in Rahmengröße L ohne Pedale selbst gewogen.
Cube AMS Hybrid 177 Action Team Gewicht
21,6 Kilo können sich vor allem bei der stabilen Bereifung und den Alulaufrädern mit Downhill-Felge am Hinterrad sehen lassen.
Cube AMS Hybrid 177 Test
Wir haben dem neuen AMS 177 unter anderem im Bikepark Geißkopf auf den Zahn gefühlt.

Shimano XT Di2 – endlich zeitgemäß

Mit der neuen XT Di2 verabschiedet sich Shimano endgültig von Kabelsalat und zieht den Strom für das Schaltwerk direkt aus dem E-Bike-Akku. Damit kommen endlich Funktionen wie Free-Shift und Auto-Shift ins Spiel, die wir schon von SRAM kennen.

Im Test zeigte sich die Schaltung schnell und präzise, die Haptik des Schalthebels gefällt besser als bei SRAM. Dennoch bleibt ein Wermutstropfen: Das Schaltauge ist nach wie vor ein potenzielles Problem – im Vergleich zur robusteren SRAM Transmission wirkt Shimano noch etwas anfälliger.

Wer maximale Performance unter Last will, fährt mit SRAM Transmission derzeit immer noch besser. Aber: Shimano hat endlich wieder ein konkurrenzfähiges Produkt am Start. Wobei in ruppigen Abfahrten das Schaltwerk bei einprasselnden Schlägen am Hinterrad leicht klappert. Das ist ertragbar, bei harter Gangart scheppert es eben hier und da mal, nervt aber in dieser Preisklasse.

Shimano XT Di2 8200
Shimanos neue XT Di2 schaltet blitzschnell. In Sachen Anfälligkeit und Schalten unter Last ist Sram aber weiterhin der maßgebende Player am Markt.
Shimano XT Di2 8200 12-fach
Das Cube AMS Hybrid 177 hat ein UDH-Schaltauge. Die beiden anderen Ausstattungsvarianten kommen mit einer T-Type-Schaltung von Sram. Die XT Di2 8200 des Actionteam-Modells hängt nach wie vor an einem Schaltauge.
Shimano XT Di2 8200 Schalter
Beim Shifter macht Shimano alles richtig. Es ist der erste elektronische Shifter, der eine Haptik hat, die wie fürs Mountainbiken gemacht ist. Man merkt deutlich, wann man einen Gangwechsel eingeleitet hat. Der Shifter ist geil.
Shimano XT Di2 8200 Schaltgeschwindigkeit
Shimanos neue XT Di2 8200 funktioniert blitzschnell, hat aber beim Schalten von mehreren Gängen auf einmal auch ab und zu Schluckauf. Gerade bei der enormen Last, die ein Motor auf den Antriebsstrang gibt, sind singuläre Gangwechsel zu empfehlen.
Shimano XT Di2 8200 Bremsen
Auch in der neuesten Ausführung eine Bank. Shimanos XT 4-Kolben-Bremsen haben genug Power für den Einsatz im Bikepark.
Race Face Era Kurbel
Nice: Die Race Face Era Carbon-Kurbeln haben an der Stelle, wo der Schuh Abrieb erzeugt, ein poliertes Alublech. So sehen sie länger gut aus.

Bosch CX Race – mehr als Marketing?

Der Bosch CX Race unterscheidet sich vom Bosch CX Power Update technisch nur marginal: 100 Gramm weniger Gewicht dank Titanachse und Keramiklager – Leistung bleibt bei 750 Watt Peak und 100 Nm.

Der spannende Unterschied liegt in der Charakteristik: Der Race-Modus gibt die volle Unterstützung früher und aggressiver frei. Auf Schotteranstiegen ein Traum, im technischen Uphill manchmal zu nervös – hier hilft es, auf EMTB-Plus umzuschalten und die Dynamik zu drosseln.

Mit dem 600-Wh-Akku sind bei moderater Fahrweise ca. 1600 Höhenmeter im Turbomodus drin. Wer es im Race Modus krachen lässt, leert den Akku schneller – logisch. Im Vergleich zum normalen CX hält sich der Mehrverbrauch aber in Grenzen.

Bosch CX Race-Motor
Keramiklager und Titanachse machen den Bosch CX Race 100 Gramm leichter als den normalen CX Gen 5 Motor. Die maximale Leistung bleibt identisch. Der Race-Motor gibt seine Maximalleistung von 750 Watt aber etwas schneller frei als die normale Version.
Kiox 400 C Display
Gut integriert und mit der Möglichkeit zu navigieren. Das Bosch Kiox 400 C Display im Oberrohr überzeugt, obwohl es keine Touch-Funktion hat.
Mini Remote
Der Mini Remote für die Bosch-Einheit hält das Cockpit clean.
Bosch CX Race Test
Sowohl bergauf als auch bergab hat Bosch bei seinem CX Gen 5 (BDU38) den Sound im Griff bekommen. Der Motor ist trotz üppiger Power leise.

Fahrwerk & Handling – Progression pur

170 mm Federweg vorn und hinten, Fox 38 Factory und ein progressiver Hinterbau – das AMS Hybrid 177 ist klar aufs Ballern ausgelegt.

Während das Cube Stereo Hybrid One77 SLX , arbeitet das AMS deutlich progressiver: Körperspannung im tiefen Federweg ist Pflicht, dafür belohnt das Bike mit unglaublicher Direktheit. Pushen in Kurven, Abziehen an Kanten, hohe Geschwindigkeiten – hier fühlt sich das Cube wohler als je ein Cube zuvor.

Die neue Steifigkeitsbrücke am Hinterbau eliminiert den früher oft kritisierten Flex. Selbst bei härtester Gangart am Geißkopf gab es kein spürbares Verwinden und keine Abriebspuren.

Der Anti Rise liegt super niedrig, und im Vergleich auch deutlich niedriger als beim Stereo One77. Das heißt, die Bremse hat keinerlei Einfluss auf die Hinterbaufunktionen. In manchen Kurven hätte ich mich aber gewünscht, dass der Hinterbau etwas mehr Gegendruck aufbaut, wenn man die Bremse zieht. Dann denke ich, wär das Gripniveau am Hinterrad nochmal geiler gewesen. Wir haben das Bike mit etwas mehr Druckstufe am Dämpfer genau in die Richtung tunen können, die ich aber wollte.

Cube AMS Hybrid One77 Test
Das Cube AMS 177 wird nicht nervös, wenn es plötzlich Luft unter den Reifen hat. Niedriges Gewicht und ein progressiver Hinterbau laden zum Springen ein.
Cube Stereo One77
Der Gegenspieler im Cube Portfolio. Das Stereo One77 hat den identischen Federweg von 170 mm, wiegt aber über 3 Kilo mehr und hat einen linearen Hinterbau.
Cube AMS Hybrid One77
Während das neue AMS 177 auf Fahrspaß bergab ausgelegt ist, will das Stereo One77 mit größerem Akku und mehr Komfort Tourenfahrer ansprechen.
Fox 38 Factory
Braucht man die Fox Podium. Unsere Meinung: Nein. Die Fox 38 Factory funktioniert so gut, dass man sich fragen muss, warum man ein halbes Kilo mehr für die Upside Down Gabel von Fox in Kauf nehmen sollte.
Fox X2 Air
Die voluminöse Optik des Fox X2 Dämpfers weckt hohe Erwartungen an das Federbein.
Dämpfer-Druckstufe
Wir haben im Test die Druckstufen tendenziell etwas mehr zugedreht als sonst. Der Hinterbau hat sehr wenig Anti-Rise. Mit etwas mehr Druckstufe baut er in der Kurve beim Anbremsen mehr Grip auf.
Dämpfer Zugstufe
Auch an der Zugstufe muss man zwei Stellrädchen für High- und Lowspeed bedienen. Das Setup des Fahrwerks ist kein Selbstläufer und erfordert Know-how, Zeit und etwas Feingefühl.

Geometrie & Handling

Mit 63,6° Lenkwinkel, 475 mm Reach (Größe L) und 443 mm Kettenstreben bewegt sich das AMS Hybrid 177 im modernen, aber nicht extremen Geometriebereich. Der BB-Drop von nur 6 mm erlaubt es, mehr Sag zu fahren, ohne gleich Pedalaufsetzer zu riskieren.

Die Lastverteilung passt, Grip ist satt vorhanden – vorne wie hinten. Das Bike fühlt sich leichtfüßiger und verspielter an als klassische 25-Kilo-E-Enduros. Spontane Richtungswechsel, Manuals oder kleine Sprünge gehen locker von der Hand.

Der Lenkwinkel ist über den Steuersatz um 0,6° steiler stellbar – interessant für Fahrer, die öfter auf flacheren Trails unterwegs sind. Aber ehrlich: Dieses Bike schreit nach grobem Gelände.

Cube AMS Hybrid One77 Erfahrungen
Die Kettenstreben fallen nicht ultra kurz aus. Damit hat man mit dem Cube eine gute Lastverteilung zwischen Hinterrad und Vorderrad. Wir haben auch mit einem längeren 60 mm Vorbau experimentiert (ab Werk ist ein 50 mm Vorbau verbaut). Auch das stand dem AMS 177 gut.
Cube Steuersatz
Über den Steuersatz kann man den Lenkwinkel um 0,6 Grad verstellen. Die interne Leitungsführung hat in unserem Test keine Probleme gemacht.
Cube AMS Hybrid One77 Praxistest
Yeeehaaa. Selten hat ein E-Bike bergab so viel Spaß gemacht. Die Kombi aus niedrigem Gewicht und massig Federweg liefert ab.

Produktion & Preisstrategie

Cube profitiert massiv von seiner Großserienproduktion in Waldershof: über 1 Mio. Bikes pro Jahr, entsprechend starke Einkaufskonditionen. Das erklärt, wie man ein solches Gesamtpaket für unter 8000 € schnürt – während kleinere Marken für dieselbe Ausstattung vierstellige Beträge mehr verlangen müssen.

Cube AMS Hybrid One77
Cube macht normalerweise Mainstream. Mit dem Cube AMS Hybrid 177 biegen die Bayern aber von der Hauptstraße in die Szenegässchen ab. Und mit dem Bewusstsein schenken sie einigen Details auch etwas mehr Aufmerksamkeit.
Cube AMS Hybrid One77 Hinterbau-Steifigkeit
Zu weiche Hinterbauten waren oft ein Kritikpunkt bei Cube. Die Bayern reagieren darauf und verpassen den Druckstreben nun eine steife Verbindungsbrücke. Das Thema der Verwindung ist damit vom Tisch.
Hinterbauklemme
Die Achse des Rockers wird nicht nur verschraubt, sondern zusätzlich auch noch mit einer Klemmung gesichert. So muss das für den Hardcore-Einsatz aussehen.
Cube AMS Hybrid One77 Hauptrahmen
Form follows Funktion. Beim Design lehnt sich Cube nicht aus dem Fenster, sondern geht einen klassischen Weg.
Kettenschützer
Ein guter Kettenstrebenschutz gehört mittlerweile zum Standard.

Pro

  • Sehr leicht für ein 170-mm-E-Enduro (21,4 kg)
  • Progressiver Hinterbau, extrem direkter Fahrspaß
  • Top-Ausstattung zu konkurrenzlosem Preis
  • Bosch CX Race mit aggressiver Leistungsentfaltung

Contra

  • Fester 600-Wh-Akku limitiert Toureneinsatz
  • Integration teils zweckmäßig, nicht High-End
  • Di2 ist gut, aber noch nicht das Gelbe vom Ei
Cube AMS 177 Action Team Test

Fazit – das Cube zum Gas geben

Das Cube AMS Hybrid 177 ist ein klares Statement: ein Bike fürs Bergab-Ballern. Mit progressiver Kinematik, starkem Fahrwerk und erstaunlich niedrigem Gewicht bringt es Fahrspaß auf ein Niveau, das sonst deutlich teurere Marken beanspruchen.

Für Tourenfahrer mit Akku-Sorgen ist das Stereo One77 die bessere Wahl. Für Trail-Liebhaber und Enduro-Fans, die ein schnelles, steifes und robustes Bike suchen, ist das AMS Hybrid 177 dagegen ein echtes Highlight.

Cube hat es geschafft, ein E-Enduro unter 22 Kilo auf die Laufräder zu stellen, das ab 6000 € verfügbar ist – und damit vielen Highend-Konkurrenten den Nerv raubt. Mehr „Baller-Bude“ fürs Geld gibt’s aktuell kaum.

Cube AMS Hybrid One77 Super TM
Das Cube AMS Hybrid 177 Super TM kostet 10 K, ist aber nicht wesentlich leichter. Funktional dürfte es sich nur unwesentlich vom Action-Team-Modell abheben.
Cube AMS Hybrid ONE77 TM
Auch das Cube AMS Hybrid 177 TM haben wir mit 21,6 Kilo gewogen. Für 6000 € ist es die Vernunftwahl. Magura Bremsen und die mechanische Transmission Schaltung sind Teile, auf die man sich verlassen kann.

Über den Autor

Ludwig Döhl

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

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