YT Decoy Gen2 im Test
Mehr Federweg, neuer Motor, erstaunlich wenig Gewicht: YT hat sein Full-Power-Decoy komplett überarbeitet – und verbaut zum ersten Mal einen Bosch CX. Fährt sich das neue Decoy so geil, wie sich seine Eckdaten lesen? Wir haben es getestet.



Gewicht unter 24 kg – mit 800-Wh-Akku!
Alle Ausstattungsvarianten des neuen YT Decoy wiegen unter 24 Kilo. Klingt unspektakulär, ist in Wahrheit ein Statement: Mit einem 800-Wh-Akku unter 24 kg zu bleiben gelingt aktuell nur ganz wenigen Herstellern. Das Santa Cruz Vala oder das Bulls EDR haben zwar weniger Gewicht, setzen dafür aber nur auf 600-Wh-Akkus. YT geht den anderen Weg – und punktet mit Reichweite und Gewicht. Der Preis dafür: ein fest verbauter Akku, der sich nur mit Motorausbau entnehmen lässt.
Was bedeutet das konkret?
- Keine Ladeoption außerhalb des Rahmens
- Kein Range-Extender möglich
- Dafür: massive Gewichtsersparnis (800 - 1000 g)



Feine Details & starke Verarbeitung
YT war mal der coole Direktversender mit Top-Optik und aggressiven Preisen. Jetzt ist die Firma aus Franken ein ernstzunehmender Entwickler mit echten Detaillösungen.
Die neue Akkuaufhängung ist vom Rahmen entkoppelt, um Belastungsspitzen vom Stromspeicher fernzuhalten. Kabel verlaufen sauber durch durchgehende Hüllen – klapperfrei und easy zu warten. Auch die Ladeklappe wurde eigenständig entwickelt. Kurz: Hier wurde mitgedacht. Das schraubt die Wertigkeit des Bikes mächtig nach oben. Auch die ab Werk angebrachten Schutzfolien für den Rahmen zeigen: Man weiß bei YT, was Biker wollen.








Fahreindruck: Gravity-Gen mit Spieltrieb
Trotz 180 mm Federweg fährt sich das Decoy nicht wie ein träger Bolide. Das MX-Setup mit kleinem Hinterrad macht es wendig, das tiefe Tretlager sorgt für satte Kurvenlage. In engen Anliegern, technischen Passagen oder auf Flowtrails zeigt sich: Das neue Decoy will nicht nur ballern – es kann auch präzise.
Anders als sonst bleiben wir bei diesem Bike immer im “High” Setting des Flip Chips. Denn die Geometrie ist auch im High Setting schon tief genug. Und so bleibt das Bike trotz massig Federweg agil im Handling.

Beim Hinterbau setzt YT auf den bewährten 4-Gelenker, der auch beim Downhillbike von Vali Höll und Andi Kolb zum Einsatz kommt. Und in der Abstimmung beweist YT Händchen. Denn die hohe Progression zu Beginn des Federwegs macht den massiven Federweg auch auf flowigen Trails angenehm im Handling. Gegen Ende nimmt die Progression ab, was dafür sorgt, dass das Fahrverhalten stabil bleibt, vor allem wenn es zur Sache geht und man tief im Federweg steckt.
Wir haben das Decoy sowohl mit Luftfahrwerk als auch mit einem Öhlins Stahlfederdämpfer getestet. Persönlich hat uns das Luftfahrwerk sogar besser gefallen, weil es sich exakter abstimmen lässt. Aber der Hinterbau hat mit beiden Versionen exzellent funktioniert. Zudem ist er mit breiten Abstützungen, kurzem Umlenkhebel und voluminösen Rohren sehr stabil. Das weckt Vertrauen mit Blick auf den Gravity-Einsatzbereich.


Komponenten & Varianten
Beim Topmodell für 8.999 € gibt’s Fox-Fahrwerk, AXS-Schaltung und SRAM Maven-Bremsen und Carbonlaufräder – da bleiben keine Wünsche offen. Aber: Auch das Core 3 Modell für 6.999 € überzeugt. Es bringt nur 300 Gramm mehr auf die Waage, fährt mit RockShox Select+ Fahrwerk und TRP Bremsen fast genauso souverän – nur die AXS Funkschaltung fehlt. Aber Srams mechanische Transmission Schaltung funktioniert perfekt. Für uns wäre es das Go-To Modell. Denn es ist immer noch 1000 € günstiger als das Core 2 Modell mit Öhlins Fahrwerk. Auf dem Trail bleibt die Funktion aber absolut ebenbürtig.
Wer noch 1.000 € sparen will, bekommt mit dem Core 1 ein solides Gesamtpaket, muss aber bei Schaltung und Dämpfer Abstriche machen. Der Kampfpreis dürfte dennoch viele ansprechen.
Alle neuen YT Decoy-Varianten im Überblick:
Modell | Preis | Gewicht | Ausstattung | Besonderheit |
Core 4 | 8.999 € | 23,6 Kilo | Fox Factory / AXS / SRAM-Maven | Top Gewicht + Carbon-Laufräder |
Core 3 | 7.999 € | 23,8 Kilogramm | Öhlins Fahrwerk / AXS Transmission / TRP-Bremsen | Stahlfeder-Dämpfer |
Core 2 | 6.999 € | 23,8 kg | RockShox Select+ / TRP-Bremsen / mechanische Transmission | Preis-Leistungs-Killer |
Core 1 | 5.999 € | 24 Kilo | Shimano 1x12 Schaltung/ Marzocchi Fahrwerk / Basis-Setup | guter Preis, Abstriche bei der Ausstattung |

Bosch-Motor & Reichweite
YT setzt beim Decoy erstmals auf Bosch – und das war die richtige Entscheidung. Der neue Performance CX ist leise, stark, präzise steuerbar – und mit der Bosch-App top integriert. Die 800 Wh im Akku reichen für 2.000+ Höhenmeter im EMTB-Modus – das ermöglicht auch lange Tage im Sattel.

Man hat zwar etwas weniger Power als mit einem DJI Bike, ist in Sachen Service aber top aufgestellt. Kein anderer Motorenhersteller hat derartige Servicestrukturen und so einen guten Ruf in Sachen Haltbarkeit wie Bosch. Unser Test vom Bosch CX Motor macht auch klar, dass man mit 700 Watt immer noch mehr als üppig aufgestellt ist. Zumal die Motorsteuerung exzellent ist.

Bosch Kiox 400 C Display im Rahmen
Mit dem Bosch Kiox 400 C Display hat Bosch endlich eine vernünftige Lösung für den harten MTB-Einsatz. Denn so werden die nötigen Infos übermittelt, ohne das Defektrisiko von einem exponierten Display zu haben. Klarer Kritikpunkt: Das Display hat keine Touch-Funktion. Gamechanger: Wer das Bike mit der Bosch App koppelt, kann GPS-Tracks auf dem Display abspielen lassen. So kann man nur mit dem Display navigieren und braucht keinen GPS-Tacho mehr. So muss das sein 2025!

Pro:
- Sehr gutes Gewicht trotz großem Akku
- Stimmige Ausstattung in allen Modellen
- Top Handling trotz 180 mm Federweg
- Clevere Detaillösungen (Akkuaufhängung, Kabelführung)
- realistische Preise
Contra:
- Akku nicht entnehmbar
- Trinkflaschenhalter nur mit YT-Flasche nutzbar

Fazit: Gravity, aber smart
Mit dem neuen Decoy bringt YT ein EMTB auf den Markt, das viel mehr kann, als es sein Federweg vermuten lässt. Trotz 180 mm bleibt das Bike agil und präzise, trotz großem Akku erstaunlich leicht. Der neue Bosch-Motor macht das Decoy zukunftssicher, die Core-2-Variante ist ein echter Sweet Spot. Wer Enduro-Feeling mit Reichweite und High-End-Faktor sucht, kommt an diesem Bike kaum vorbei.