Test: Preeto P90 E-Bike-Motor
Mit dem Preeto P90 bringt ein weiterer chinesischer Hersteller seinen ersten eigenen E-MTB-Motor auf den Markt. In unserem exklusiven Praxistest werfen wir einen detaillierten Blick auf das System: Wie schlägt sich der Motor im Gelände? Was sagt die Technik? Und welche Perspektiven eröffnet er für die Zukunft der Branche?


Gewichte und Q-Faktor
Die beiden Full-Power-Modelle wiegen ca. 2.700 Gramm – und sind damit leichter als aktuelle Bosch CX Motoren. Das Gehäuse liegt größenmäßig zwischen DJI und Bosch, die Achse misst 154 mm, was zu einem ca. 20 mm höheren Q-Faktor führt.


Besonderheit: Sensorik auf hohem Niveau
Die Sensorik am Hinterrad erinnert stark an DJI: Eine fein gerasterte Sensorscheibe mit über 40 Abnahmepunkten pro Umdrehung liefert gemeinsam mit drei internen Sensoren präzise Daten. Das führt zu einer reaktionsfreudigen und dynamischen Unterstützung – ein echter Pluspunkt.

Praxistest im Gelände
Im anspruchsvollen Gelände konnte der Preeto P90 durchaus überzeugen. Besonders positiv fiel auf:
- Modulation und Kraftentfaltung: Bei leichtem Schlupf reduziert der Motor blitzschnell die Leistung. Bei stärkerem Input liefert er kraftvoll nach – allerdings nicht sofort auf Vollleistung, wie z. B. beim HeFa-Motor, sondern progressiv.
- Dynamisches Fahrverhalten: Der Preeto fordert mehr Körpereinsatz vom Fahrer, was zu einem sportlichen, aktiven Fahrgefühl führt.
- Booster-Funktion: Per Tastendruck gibt der Motor für 30 Sekunden sein volles Drehmoment frei – unabhängig von der momentanen Trittleistung. Ideal für steile, technische Uphills.

Leistungswerte
Bei unserem Standard Leistungstest, wo wir mit 150 Watt Input bei 85 Umdrehungen die Leistung ermitteln, liegt der Preeto Motor in etwa auf Niveau des alten Bosch CX Gen 4 Motors. Der Preeto P90 ist ein ernst zu nehmender Full Power Motor und kann auch noch mehr Leistung liefern, wenn man die Trittfrequenz nach oben schraubt.

Input-Leistung | Output Preeto P90 |
150 Watt | 490 Watt |
200 Watt | 610 Watt |
250 Watt | 615 Watt |
Diese Werte liegen leicht unter dem Bosch CX Gen5 (ca. 670 Watt), sind aber auf Augenhöhe mit dem Bosch CX Gen4 oder dem Shimano EP801 – beachtlich für einen Motor der ersten Generation.

Reichweite & Energieeffizienz
Preeto liefert zwei eigene Akkus mit: 560 Wh und 720 Wh, bietet aber auch volle Kompatibilität mit Drittanbieter-Akkus. In unserem E-Bike Motoren Vergleichstest (150 W Input, 100 kg Systemgewicht, Schwalbe-Reifen) erzielte der Motor mit dem 560-Wh-Akku 1.659 Höhenmeter.
Das entspricht 2,9 Höhenmeter pro Wh – ein Wert, den auch etablierte Hersteller wie Bosch oder DJI erreichen. Lediglich die Akkustandsanzeige funktionierte im Test noch nicht korrekt – ein klassisches Vorserienproblem.


Display & Steuerung
Preeto bietet aktuell drei Display-Varianten an. Unser Testbike war mit dem kompakten VIP-Display ausgestattet, das man in ähnlicher Form von Borose kennt. Es funktioniert unauffällig, übersichtlich und zuverlässig. Wer mehr Informationen oder eine größere Darstellung möchte, kann auf zwei größere Varianten ausweichen.


Geräusch Verhalten
Der Geräuschpegel des Motors variiert stark mit der Trittfrequenz:
- bei 60 Umdrehungen: leise
- bei 80 Umdrehungen: hörbar
- bei 90 Umdrehungen: lautes, hohes Geräusch
Im Trailbetrieb klappert das Getriebe leicht – etwa auf dem Niveau des Shimano EP801, aber etwas leiser.


Pros
- gute Modulation & Dynamik im Gelände
- Boosterfunktion für technische Uphills
- Konkurrenzfähige Reichweite
Contra
- Höherer Q-Faktor als bei Bosch & DJI
- Geräusch bei hoher Trittfrequenz
- Noch keine Langzeiterfahrungen


Fazit: Beeindruckender Einstand mit viel Potenzial
Der Preeto P90 ist kein absoluter Benchmark-Motor wie das DJI Avinox-System, aber er liefert in fast allen Bereichen Ergebnisse auf hohem Niveau. Besonders beeindruckend sind die Dynamik und das Fahrgefühl im Gelände – Bereiche, in denen andere Hersteller oft mehrere Generationen zur Perfektion brauchen.
Für ein Erstlingswerk ist dieser Motor technisch ausgereift, leistungsstark und marktreif. Sollte Preeto die Kinderkrankheiten (z. B. Akkustandsanzeige) vor dem Marktstart ausräumen, könnten sie schon bald eine echte Alternative zu Bosch, Shimano & Co. sein – und den Preisdruck auf dem Markt deutlich erhöhen.