Cannondale Moterra LT im Test
Cannondale polarisiert – das war schon immer so. Mit dem neuen Moterra LT treibt die US-Marke das Konzept des abfahrtsorientierten E-MTBs auf die Spitze. Doch wie schlägt sich das 25-Kilo-Bike auf dem Trail? Und wie steht es im Vergleich zu Specialized, Mondraker & Co.? Wir haben es ausführlich getestet.

Bevor wir in die Tiefen dieses Tests eintauchen, ist es wichtig, klarzustellen, über welches Moterra wir reden. Denn es gibt mittlerweile 3 Ausprägungen von Moterra:
- Moterra (normal): 60 mm Federweg, 29er Laufräder, großes Bosch-Display – für Touren- und Allrounder-Einsatz.
- Moterra LT: 170 mm vorne, 165 mm hinten, Stahlfeder, 27,5-Zoll-Hinterrad – kompromisslos auf Downhill-Spaß getrimmt.
- Moterra SL: Full-Power-Bike unter 20 kg, Shimano EP801, für Leichtbau-Fans und verspielte Fahrer:innen.
Das auf Leichtbau getrimmte Moterra SL bleibt vom jüngsten Update völlig unberührt. Nur das normale Moterra und das Moterra LT erhalten 2025 eine Frischzellenkur. Diese beiden Modelle heben sich dabei nicht nur durch Geometrie und Ausstattung ab – sie fahren sich auch völlig anders. Während das SL mit Flex-Pivot noch klar auf Effizienz schielte, geht’s beim LT ums Runterknallen. Punkt.



Bosch CX Gen 5: Neues Herz für ein bewährtes Konzept
Cannondale setzt beim neuen Moterra erstmals auf den Bosch Performance Line CX Motor der 5. Generation – ein entscheidender Schritt, denn die neuen Bosch-Antriebe sind nicht nur in Sachen Motorsteuerung besser, sondern auch deutlich leiser geworden. Gerade im Downhill gibt es kein Klappern mehr – ein echter Fortschritt. Das hat auch unser großer Motorentest gezeigt.
Dazu kommt ein großer 800-Wh-Akku, der bei Bedarf gegen einen 600er getauscht werden kann. Optional ist ein Range Extender anschließbar – damit ist auch für lange Touren vorgesorgt, auch wenn der Fokus des LT klar anders liegt. Ein weiteres Detail: Der massive Motorschutz aus Aluminium ist nicht nur funktional, sondern zeigt, dass das LT für harte Einsätze gedacht ist. Kunststoffteile? Fehlanzeige.



25-Kilo-Downhill-Gerät: Das steckt im Moterra LT
Die Ausstattung unterstreicht den Einsatzzweck: fette Schwalbe Radial-Reifen, DT Swiss HX1900 Laufräder, Stahlfederdämpfer, 27,5-Zoll-Hinterrad – all das ergibt in Summe ein Bike, das lieber runter als rauf fährt.
Zwar hat Cannondale am Rahmen ein ganzes Kilo eingespart, aber: Mit 25 kg ist das LT trotzdem kein Leichtgewicht. Im Vergleich zum Vorgänger immerhin über ein Kilo weniger – aber in 2025 ist das eben nicht mehr besonders leicht. Dafür hat das Bike nach wie vor ein zulässiges Gesamtgewicht von 150 Kilo und ist damit besser aufgestellt als viele seiner Konkurrenten.
Wo kommt das Gewicht her? Reifen, Dämpfer, Laufräder und die SRAM Eagle Transmission in mechanischer Ausführung – alles solide, aber nicht gewichtsoptimiert. Dafür gibt’s maximale Robustheit und einfache Wartung. Alleine der Shredda Vorderrreifen von Schwalbe wiegt 1,5 Kilo. Ein Luftdämpfer spart im Vergleich zur Stahlfederversion 300 Gramm. So könnte man die Aufzählung weiter fortführen.




Trail-Performance: Grip ohne Ende, Fahrspaß pur
Auf dem Trail zeigt das Moterra LT sein wahres Gesicht. Besonders in ruppigen, steilen oder technisch anspruchsvollen Passagen entfaltet es eine beeindruckende Ruhe, Traktion und Sicherheit. Das Bike vermittelt sofort Vertrauen – ideal für Fahrer:innen, die sich an ihre Grenzen herantasten wollen. Dieses Bike liefert das nötige Selbstvertrauen dafür.
Der genaue Blick auf die Kinematik zeigt: Der Hinterbau verlängert sich beim Einfedern leicht (ca. 4 mm), was ein Verhalten erzeugt, das man eher von High-Pivot-Bikes kennt. Normal ist eine Längung von ca. 1-2 mm. In Kombination mit dem Stahlfederdämpfer entsteht ein fast schon sänftenartiges Fahrgefühl. Hier muss niemand mehr vor grobem Gelände, Sprüngen und Drops zurückschrecken.
Selbst in schrägen Off-Camber-Sektionen bleibt das Bike satt auf dem Trail. Der Grip der Radial-Reifen liegt über dem, was man gewohnt ist, das Fahrwerk spricht feinfühlig an, und die Bremse hat auf die Federung überhaupt keinen negativen Einfluss.



Handling & Geometrie: Masse in Bewegung
So viel Lob – aber: Auf engen, verwinkelten Trails oder bei langsamem Tempo zeigt das LT seine Masse. Die flache Geometrie, der lange Radstand und die 25 kg Gewicht erfordern Körpereinsatz und eine aktive Fahrweise. Wer’s lieber verspielt mag, sollte vielleicht zur kleineren Rahmengröße greifen. Mit 1,80 m Körpergröße war die Größe M im Test zwar gut fahrbar, aber die Position ist etwas gedrungener – und in steilen Uphills heißt es: Gewicht nach vorne verlagern, sonst steigt das Vorderrad.
Im Uphill liefert der Bosch-Motor aber zuverlässig ab – auch wenn er in der Spitzenleistung nicht ganz mit DJI Avinox oder Specialized 3.1 mithalten kann. Dafür punktet er mit Harmonie, Laufruhe und – endlich – leisem Betrieb.


Pros
- Exzellente Downhill-Performance mit viel Federweg
- Satter Grip & Komfort durch Fahrwerk und Kinematik
- Neuer Bosch CX Gen 5: leise, stark, effizient
- Robuste Ausstattung, sinnvoll gewählt für harten Einsatz
- Akku-Optionen & guter Motorschutz
Cons
- Schwer: 25 Kilo trotz Carbonrahmen
- Träg auf engen, langsamen Trails
- Preis: 7.399 € ist kein Schnäppchen

Fazit: Nicht für alle – aber perfekt für manche
Das Cannondale Moterra LT 2025 ist kein E-MTB für jedermann. Es ist ein abfahrtsorientiertes Kraftpaket, das mit Grip, Fahrspaß und Reserven punktet – aber eben auch mit einem stattlichen Gewicht und einem klaren Fokus auf ruppiges Gelände kommt.
Wer ein verspieltes Trailbike sucht, fährt mit dem normalen Moterra oder Moterra SL besser. Wer aber Downhill liebt, Wurzeln hasst und lieber Vollgas als Kompromisse fährt, wird am LT seine Freude haben.