Shuttle Killer

Mondraker Crusher im Test

Dicker 720er Akku, mächtig Federweg und eine progressive Geometrie. Mit dem Crusher will Mondraker den Shuttleunternehmern das Leben schwer machen. Ob das klappt, haben wir in Finale Ligure ausprobiert.

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Der spanische Premium-Bike-Hersteller Mondraker ist bekannt für extreme Produktkonzepte. Vor allem sein Geometrie-Konzept namens Forward Geometry sorgt seit Jahren für Aufsehen.

Mondraker-Bikes sind richtig lang, sollen dem Fahrer viel Bewegungsfreiraum bieten und für Laufruhe in extremem Gelände sorgen. Extrem ist auch der neueste Spross von Mondraker, das E-Enduro-Bike Crusher RR. Schießt Mondraker mit dem Crusher über’s Ziel hinaus?

Mondraker Crusher Test
Das Mondraker Crusher hat einen Shimano EP801 Motor, 160 mm Federweg vorne und kostet in der RR-Version 9499 €.

Key Facts zum Mondraker Crusher

  • Motor: Shimano EP 801
  • Akku: 720 Wh
  • Federweg: 160 / 150 mm
  • Rahmenmaterial: Carbon (Hauptrahmen) / Alu (Hinterbau)
  • Preise: 3 Modelle von 6999 € bis 9499 €
  • Gewichte: von 24,6 bis 23,55 Kilo (Topmodell)
  • Besonderheit: Top Geometrie, großer Akku
Mondraker Crusher auf dem Trail
Das Crusher beim Trail-Check in Finale Ligure. Schon auf den ersten Metern wird klar: Das Bike will es bergab krachen lassen.
Shimano EP801 Motor
Der Shimano EP 801 Motor ist deutlich stärker als sein Vorgänger und funktioniert auf Augenhöhe mit dem Bosch CX Aggregat. Leider klappert das Getriebe bergab immer noch.
Shimano E-Bike Display
Shimanos Display sitzt gut geschützt zwischen Vorbau und Lenker. So besteht bei einem Sturz nicht direkt die Gefahr eines Defekts.

Kann das Crusher ein Shuttle ersetzen?

Finale Ligure ist ein absolutes Mountainbike-Mekka, vor allem wenn man den Fahrspaß bergab sucht. Neuerdings wird Finale aber auch zum Anziehungspunkt für E-Mountainbiker. Denn E-Mountainbiker können mittlerweile auf den Shuttle verzichten und finden schon im Uphill richtig Fahrspaß. Denn die Italiener haben eigens für E-Biker angelegte Trails entwickelt, die vor allem eins bringen sollen, nämlich Uphill-Flow.

Wir haben den Sprinter voll beladen mit den neuesten E-Bikes auf dem Markt und waren letzten Dezember für eine Woche in Finale und haben die Bikes hoch wie auch runter auf Herz und Nieren geprüft. Das brandneue Mondraker Crusher war, neben dem Norco Sight VLT, das Bike mit dem dicksten Akku. Mit 720 Wattstunden im Unterrohr schafft man bei etwas Eigenleistung locker 2000 hm. Somit ersetzt es das Shuttle, zumindest für einen halben Tag.

Mondraker Crusher
Das Bike der Spanier als Shuttle-Ersatz? Wir haben den Uphill-Flow in Finale auf den eigens dafür entwickelten Trails getestet.

Damit ist es deutlich ausdauernder als seine Kollegen aus der eigenen Familie. Mondraker hat mit dem Neat und dem Dune nämlich noch zwei weitere EMTBs im selben bzw. ähnlichen Federwegsbereich. Allerdings hat das Neat mit seinem TQ-Motor gerade mal 360 Wh im Akku. Das Dune kommt mit Boschs SX Motor und 400 Wh Akku nicht wesentlich weiter als das Neat. Der Vergleich aller Modelle ist dennoch spannend:

Mondraker Neat
Das Mondraker Neat hat gerade mal 360 Wh im Akku und ist eher im Light-EMTB-Segment anzusiedeln.
Mondraker Dune
Das Mondraker Dune hat den Bosch SX Motor und 400 Wh Akku.

Abfahrtsorientierte Ausstattungen lassen das Crusher bei den Enduros wildern.

Die 160 mm Federweg an der Front und die 150 mm im Heck signalisieren: Das Crusher ist ein All-Mountain. Mit seiner Ausstattung wildert es aber ordentlich im Enduro-Sektor. Besonders ins Auge sticht das wuchtige Öhlins-Fahrwerk, welches die Erwartungen auf eine richtig starke Downhill-Performance schürt.

Zahlreiche Einstelloptionen bieten die Möglichkeit, das Fahrwerk perfekt auf die individuellen Vorlieben einzustellen, verlangen aber auch nach Liebe zum Detail. So lässt sich mit der Positiv-Luftkammer grundsätzlich die Federhärte, wie bei jeder Gabel, einstellen. Mit der zweiten Luftkammer kann man zusätzlich die Progression der Gabel, also die Federkennlinie, beeinflussen. Auffällig war allerdings, dass das Setup ziemlich viel Zeit in Anspruch nahm.

Öhlins TTX Dämpfer
Öhlins Federelemente werden oft als Schwedengold bezeichnet. In der Abstimmung zeigten sich sowohl der Dämpfer als auch die Gabel aber zickig.

Öhlins gibt zwar ganz klare Setup-Empfehlungen, aber wir mussten die Werkseinstellungen nochmal deutlich anpassen. Ansonsten hing die Gabel oft zu tief im Federweg und hat bei sportlicher Fahrweise nicht das nötige Feedback vom Untergrund gegeben. Auch wenn andere Fahrwerkshersteller es beim Thema Setup deutlich einfacher halten, ist ein Öhlins Fahrwerk natürlich ein feuchter Traum für Fahrwerksfreaks.

Shimano Di2 Schaltung
Die elektronische Di2-Schaltung kann die Gänge dank Free-Shift-Funktion auch wechseln, ohne dass man in die Pedale tritt. Der Schaltvorgang selbst fällt aber etwas rauer aus als bei SRAMs Transmission-Antrieben.
Shimano Di2 Schaltung
Am Crusher RR kommt Shimanos elektronische Di2 Schaltung zum Einsatz, welche sogar mit dem Motor gekoppelt ist.

Gut kombiniert: Shimano-Motor und Di2-Schaltung

Mondraker spendiert dem Crusher den neuen Shimano EP801 Motor. Der hat sich gegenüber seinem Vorgänger, dem EP8 vor allem in Sachen Leistung verbessert und lässt sich jetzt über die App auf dem Handy noch individueller anpassen.

Ganze 7 Modi stellt der Motor zur Verfügung, nämlich Eco, Trail und Boost, wobei sich der Trail-Modus gleich in 5 unterschiedlichen Einstellungen vorkonfigurieren lässt. Was erstmal nach Verwirrungspotenzial klingt, hat uns auf dem Trail ziemlich gut gefallen. Man hat einfach für jede Fahrsituation den richtigen Modus.

Shimano E-MTB Remote
Die Remote-Bedienung für den Motor funktioniert gut, kann beim Style aber nicht auf das restliche Level des Crusher heranreichen.
Mondraker Crusher Fahrmodi
Die 7 einstellbaren Modi des Motors klingen zuerst etwas viel, machen aber Sinn, um für jede Fahrsituation gerüstet zu sein.

Neu ist auch, dass der Motor jetzt mit Shimanos neuer elektronischer Schaltung kommunizieren kann. Die Shimano XT-DI2 Schaltung am Crusher fügt sich also in ein Ecosystem mit dem Motor ein. Das bietet den sogenannten Free-Shift-Modus. Konkret heißt das: Man kann schalten, ohne zu treten.

Schaltet man, während die Kurbeln waagerecht stehen, springt der Motor an, treibt die Kette an, sodass die Kette hinten auf dem Ritzelpaket in den nächsten Gang springen kann. Das Feature hilft gerade in Fahrsituationen, in denen man aus fehlender Bodenfreiheit nicht mal eben treten kann. Mit der Free-Shift-Funktion lässt sich trotzdem der richtige Gang für die bevorstehende Trailsektion wählen.

Mondraker Crusher Optik
Typisch Mondraker: Das Designelement hinter dem Steuerrohr zeigt, dass die Spanier viel Wert auf die Optik legen,
Mondraker Crusher Test
Mit den verschiedenen Fahrmodi ist man für jede Situation gewappnet – und selbst der Motor kann teilweise das Schalten dank Free-Shift übernehmen. Ist das Innovation oder unnötiger Schnickschnack?

Was allerdings auch auffällt, ist, dass die Gangwechsel bei der Shimano-Schaltung ganz schön laut sind. Da ist die neue SRAM Eagle Transmission Schaltung deutlich leiser, vor allem am E-Bike. Auch bergab gibt das Getriebe, wie bei jedem Shimano Motor, ein deutliches Klappergeräusch von sich.

Dafür verzögern die Shimano Bremsen sehr gut. Der dicke 2,6er Hinterreifen von Maxxis überträgt die Kraft auch im Uphill problemlos auf den Boden.

Maxxis Minion DHF Reifen
Die dicken 2,6er Maxxis Schlappen sorgen für ein gutmütiges Handling. Mit der Exo+ Karkasse ist im Punkt Pannenschutz zumindest das Nötigste getan.
Mondraker Laufräder und Bremsen
Man findet sowohl stimmige Laufräder, dicke Reifen als auch gut verzögernde Bremsen bei dem Crusher vor.

Auf einen Blick

Die wichtigsten Wertungen des CRUSHER RR im Vergleich zum relevanten Marktumfeld um 9500€ .

Mondraker Crusher Geometrie
Never change a winning team: In Sachen Fast Forward Geometrie und genereller Philosophie gibt es keine Änderungen beim Mondraker Crusher.

Mondraker bleibt seiner Fast-Forward-Geometrie treu

Das Herzstück jedes Mondraker-Bikes ist der Rahmen mit Mondrakers legendärer Forward-Geometry. Dieses wirklich eigenständige Geometrieverständnis ist vor allem vom langen Hauptrahmen und dementsprechend auch langem Radstand geprägt.

In der getesteten Größe L hat das Crusher einen 490 mm langen Reach und damit einen wirklich langen Hauptrahmen. Der bietet zwar viel Bewegungsfreiheit, aber er macht das Rad eben auch ganz schön lang. Und trotzdem überrascht das Mondraker mit einem erstaunlich direkten Lenkverhalten. Der 30 mm kurze Vorbau trägt ebenfalls dazu bei, dass die Lenkimpulse des Fahrers direkt auf den Untergrund übertragen werden.

Denn Mondraker verweigert sich dem gegenwärtigen Trend zu superflachen Lenkwinkeln. Mit 65 Grad fällt der Lenkwinkel fast schon konservativ aus. Aber dadurch lässt sich das Mondraker eben sehr präzise steuern.

SIZE XXS XS S M L XL XXL
Hersteller-Größenbezeichnung
-
-
S
M
L
XL
-
Laufradgröße
-
-
29
29
29
29
-
Stack
-
-
632
632
645
645
-
Reach
-
-
450
470
490
510
-
Oberrohrlänge
-
-
605
625
650
670
-
Sitzrohrlänge
-
-
380
420
450
490
-
Sitzwinkel
-
-
76
76
76
76
-
Steuerrohrlänge
-
-
110
110
130
130
-
Lenkwinkel
-
-
65
65
65
65
-
Tretlagerabsenkung
-
-
25
25
25
25
-
Tretlagerhöhe (absolut)
-
-
350
350
350
350
-
Kettenstrebenlänge
-
-
455
455
455
455
-
Radstand
-
-
1236
1256
1285
1305
-
Überstandshöhe
-
-
-
-
-
-
-

Das Crusher: Im Uphill eine Bank

Die gelungene Geometrie kommt dem Crusher auch im Uphill zugute. Da kann man Hindernissen aufgrund des direkten Handlings sehr gut ausweichen. Trotz des langen Hauptrahmens sitzt man auf dem Mondraker erstaunlich aufrecht. Das liegt einerseits am doch recht steilen Sitzwinkel, aber eben auch am kurzen Vorbau.

Dennoch lässt sich genügend Druck aufs Vorderrad für steile Rampen bringen. Uphill-Flow ist mit dem Crusher, auch wegen des starken Shimano Motors, auf jeden Fall garantiert.

Mondraker Crusher
Bergauf gibt sich das Crusher keine Blöße. Hindernisse werden effektiv überwunden und Schaltvorgänge gehen zackig.

Bergab: In der Ruhe liegt die Kraft

Bergab zeigt sich das Crusher von seiner laufruhigen Seite. Denn der lange Radstand und das Gewicht von 23,5 kg machen das Rad sehr spurstabil. Je schneller, desto besser. Man fährt ein bisschen wie im Autopilot und kann sich dabei voll auf das Rad verlassen. Denn das Rad sucht sich seine Linie auch im ruppigen Gelände von Finale Ligure. Das hat uns gut gefallen.

Mondraker Crusher Downhill
Im Zen-Mode trotz Rumpeln: Das Mondraker Crusher zeigt sich laufruhig im Downhill.
Mondraker Crusher Kurven
Spurstabil? Ja. Agiles Kurvenfahren? Jein. Hier muss man ab und an etwas nachhelfen.

Als Fahrer mit aktivem Fahrstil findet man aber sicherlich verspieltere Bikes. Denn gerade bei schnellen Richtungswechseln muss man das Mondraker mit etwas Nachdruck durch die Kurve drücken. Aber die Tests der unten aufgeführten Bikes in derselben Federwegsklasse zeigen auch: Eine derart ausgeglichene Leistung aus Uphill, Downhill und Reichweite bekommen nur die wenigsten hin.

Modell Federweg Motor Akku Gewicht Preis
Mondraker Crusher 160 /150 mm Shimano EP 801 720 Wh 23,5 Kilo 9.999 €
Santa Cruz Heckler 160 /150 mm Shimano EP 801 720 Wh 22,2 Kilo 10.999 €
Focus Jam² SL 160 /150 mm Fazua Ride 60 430 Wh 19,7 Kilo 6.899 €
Mondraker Neat 160 /150 mm TQ HPR 50 360 Wh 17,9 Kilo 11.999 €
Specialized Turbo Levo SL 160 /150 mm Specialized SL 1.2 320 Wh 17,6 Kilo 14.000 €
Cannondale Moterra SL 160 /150 mm Shimano EP 801 605 Wh 19,95 Kilo 9.999 €
Mondraker Crusher Zugverlegung
Die Zugverlegung handelt Mondraker beim Crusher ganz klassisch über seitliche Eingänge am Steuerrohr.
Mondraker Crusher Flaschenhalter und Storage
Neben der Position am Unterrohr gibt es die Möglichkeit, am Oberrohr einen zweiten Flaschenhalter oder ein Storage-Päckchen zu montieren.

Fazit zum Mondraker Crusher Test

Das Crusher macht auf langen Touren viel Spaß, denn man sitzt komfortabel und der große 720Wh Akku gibt ordentliche Reichweite. Die wahre Paradedisziplin ist jedoch die Abfahrt. Und da sind wir wieder beim Thema Finale Ligure.

Mit dem Crusher kann man nämlich ganz einfach auf den Shuttle verzichten. Man kommt gut und schnell den Berg hoch, kann es dann bergab aber richtig krachen lassen und eine Abfahrt nach der anderen runterschrubben. Das eigenständige Geometriekonzept und die Ausstattung haben uns im Test überzeugt.

Mondraker Crusher Fazit
Ein insgesamt überzeugendes Gesamtbild liefert das Mondraker Crusher bei unserem Test in Finale Ligure ab.

Infos zu allen Mondraker Crusher Modellen

Wir haben für unseren Test auf dem Crusher RR, dem Topmodell, gesessen. Wer keine 10.000 € ausgeben will und mit etwas weniger Luxus zurechtkommt, kann sich auch die günstigeren Versionen ansehen.
Alle Informationen, einschließlich Geometrie-Tabellen und technischen Daten, zu allen Modellen finden Sie wie immer auf den jeweiligen Detailseiten. Spannend bleibt auch der Vergleich zum Mondraker Neat und Dune.

Über den Autor

Maxi Dickerhoff

...liebt es, mit der Hangabtriebskraft zu spielen und bewegt Mountainbikes bergab meist in Schräglage. Sein Fahrstil verlangt den Bikes alles ab, seine Liebe zum Detail macht seine Tests zu einer wahren Hilfe für alle Biker.

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