Radon Render 9.0 im Test
Radon hat das Render 9.0 aktuell auf 4000 € heruntergesetzt und geht damit in die Preisoffensive. Lohnt es sich, zuzuschlagen, obwohl der Bosch-CX-Motor der 4. Generation verbaut ist? Wir haben es auf dem Trail ausprobiert.




Rahmen & technische Daten
Das Radon Render 9.0 setzt auf eine durchdachte Kombination aus Carbon-Hauptrahmen und Aluminium-Hinterbau. Mit 160 mm Federweg vorne und 140 mm hinten bietet es eine solide Basis für Trail- und All-Mountain-Einsätze, bei denen die Tour im Vordergrund steht. Wer primär aufs Shredden bergab aus ist, sollte sich ein Bike mit mehr Federweg im Heck aussuchen. Radon hat auch dafür mit dem Deft ein passendes Modell im Angebot.
Ein Fakt, den man mittlerweile betonen muss: Der ausbaubare Akku lässt sich mit nur wenigen Handgriffen aus dem Unterrohr entnehmen. Das ist praktisch, wenn man das Bike aufs Auto verladen will oder keine Lademöglichkeit in der Garage hat. Viele andere Bikes, wie z. B. das deutlich teurere Santa Cruz Vala oder das Giant Trance X Advanced E+, bieten diese Option nicht mehr.
Die Kunststoffabdeckung des Akkus wird mit einem Gummizug fest ans Unterrohr gedrückt. Andere Hersteller setzen hier auf ein Design, das sich stärker ins Gesamtbild des Bikes einfügt. Radon zeigt sich an dieser Stelle pragmatisch und liefert dafür eine Lösung, die super einfach und ohne Werkzeug funktioniert. Auch die Ladeluke am Sitzrohr macht einen soliden Eindruck. Die Zugverlegung durch den Hauptrahmen (nicht durch den Steuersatz) freut diejenigen, die an ihrem Bike gerne selbst schrauben.



Ist der Bosch CX Gen 4 der Deal-Killer?
Der Alle Infos zum Bosch CX Motor war Deutschlands beliebtester E-MTB-Motor. Im September 2024 hat Bosch allerdings den CX Gen 5 nachgelegt. Und damit steht natürlich die Frage im Raum: Ist der Motor des Radon Render noch zeitgemäß?
Bei den wichtigsten Eckdaten hat sich jedoch nichts getan. Drehmoment und Leistung sind beim Gen-5-Motor unverändert zum Vorgänger. Das Gewicht hat sich nur minimal, um etwa 100 Gramm, verbessert. Der offensichtlichste Vorteil des neuen Motors: Er klappert im Singletrail bergab nicht mehr. Der im Render verbaute CX-Gen-4-Motor hat noch ein deutlich hörbares Getrieberasseln, wenn man im Singletrail bergab fährt.
Um weitere Unterschiede zwischen Vorgänger und Nachfolger zu erfahren, muss man ins Gelände gehen. Denn nur dort zeigt sich, dass die Kraftentfaltung des neuen Bosch-CX-Motors Gen 5 etwas sportlicher geworden ist und die generelle Motorsteuerung etwas sensibler reagiert.
Auf dem Schotterweg oder Asphalt-Anstieg spürt man das jedoch nicht. Wer sich nicht ständig technische Trails hochwindet und mit dem Klappern bergab leben kann, fährt auch 2025 mit dem Bosch CX Gen 4 immer noch verdammt gut.


Wie weit reichen 750 Wattstunden im Akku?
Mit 750 Wh ist das Radon Render ehrlich gesagt üppig bestückt. Viele Konkurrenten haben nur einen 600er-Akku an Bord. Wir haben den Akku mit 100 kg Systemgewicht (Bike + Fahrer) an einem Asphalt-Anstieg einmal leer gefahren, um die Reichweite zu testen.
Dabei hat es ca. 2250 Höhenmeter gedauert, bis der Akku komplett leer war. Diese Reichweite kann sich sehen lassen – vor allem, wenn man berücksichtigt, dass wir dabei durchweg im Turbo-Modus unterwegs waren. Wer die Leistung auf den Tour-Modus runterregelt, schafft auch lange Alpentouren mit 3000 Höhenmetern und mehr. Klar ist aber auch: Auf Schotter oder bei höherem Systemgewicht sinkt die Reichweite.

Wie schlägt sich das Render im Praxistest?
Die Sitzposition fällt nicht zu sportlich aus, sondern tendiert eher in Richtung Komfort. Das liegt vor allem am relativ kurzen Oberrohr. Tourenfahrer werden es lieben, denn so bleibt der Druck auf die Handballen auch bei langen Ausflügen angenehm.
Neigt sich der Trail Richtung Tal, punktet das Render mit fehlerverzeihendem Fahrverhalten. Die Differenz zwischen 160 mm Federweg an der Front und 140 mm im Heck kaschiert Radon geschickt mit einer leichten Progression in der Hinterbau-Kinematik.
Das Handling des Bikes gelingt intuitiv. Das Radon Render hat jedoch relativ lange Kettenstreben. Das erhöht die Spurstabilität bergab, verlangt aber auch etwas Nachdruck beim Kurvenwechsel. Generell ist das Render eher ein gutmütiger Begleiter als ein temperamentvoller Hengst. Wer ein progressives Enduro für den Bikepark erwartet, wird hier weniger fündig. Als Tourenbike für Trail- und All-Mountain-Einsätze schlägt sich das Render jedoch hervorragend.
Die Komponenten, die für das Fahrverhalten bergab maßgeblich verantwortlich sind, überzeugen auf ganzer Linie. Beim Fahrwerk, den Bremsen und den Reifen wurde nicht gespart – und das zahlt sich in Form von Fahrspaß auf dem Trail aus.


Positiv am Render
- Exzellente Ausstattung für den Preis
- Intuitives Handling & hoher Fahrspaß
- Starke Bremsleistung mit großen Scheiben
- Großer Akku
Nachteile
- Kein Display
- Alter Bosch-CX-Gen4-Motor

Fazit: Für wen lohnt sich das Radon RENDER 9.0?
Das Radon Render 9.0 ist auch 2025 noch eine gute Option. Der alte Bosch-CX-Gen-4-Motor ist nur dann ein Ausschlusskriterium, wenn es dir um die Leistung in technischen Uphills geht. Im normalen Toureneinsatz ist dieser Motor nach wie vor eine Bank. Ausstattung und Handling können vor allem mit Blick auf das Preisschild voll überzeugen.