Kleiner Akku, großer Fahrspaß?

Giant Trance X Advanced E+ Elite V2 im Test

Giant kombiniert einen kleinen 400-Wh-Akku mit voller Power aus dem Motor. Ergibt diese Kombination viel Fahrspaß dank niedrigem Gewicht, oder ist die Reichweite letztlich der Killer für das Konzept?

Giant Trance X Advanced E+ Test
Top-Ausstattung, geile Optik, guter Preis. Hat das Giant Trance X Advanced auch einen Haken?
Giant SyncDrive Pro 2 Test
Der Giant SyncDrive Pro MG Motor wird von Yamaha gebaut, ist aber speziell für Giant customized.
Giant E-MTB Test
Wir haben das Giant auch auf Touren in die Alpen und die Trails von Finale Ligure entführt, um es ordentlich zu testen.

Vor etwa eineinhalb Jahren hat Giant mit dem ersten Trans X Advanced E+ einen echten Trend gesetzt: Ein Full-Power-Motor kombiniert mit einem kompakten Akku, der das Gesamtgewicht auf unter 20 kg drückt. Das Orbea Rise im Test , das Cannondale Moterra SL im Test und auch das Amflow PL Carbon im Test haben mittlerweile diesen Trend weiter befeuert.

Auch Giant hält mit Version 2 dieses Bikes an dem Konzept mit viel Power und wenig Gewicht fest, hat aber einige Verbesserungen vorgenommen. Das Trans X Advanced E+ Elite V2 zielt auf sportliche Fahrer, die ein leichtes und gleichzeitig leistungsstarkes E-Mountainbike suchen.

Touren E-MTB
Mit wenig schielt das Giant Trance X Advanced E+ vor allem auf den Toureneinsatz.

Der Motor: leicht, aber leistungsstark

Das Trance X Advanced E+ Elite V2 wird von dem neuen Giant Sync Drive Pro 2 MG Motor angetrieben. Dieser Motor wiegt nur 2,6 kg und bietet ein maximales Drehmoment von 85 Nm. Er basiert auf Yamahas PW-XM-Motor, wurde jedoch von Giant mit eigener Sensorik und maßgeschneiderten Bedienelementen ausgestattet. Ein Display hat das Bike ab Werk nicht. Der Schalter zum Wechsel der Unterstützungsstufe ist super dezent und hat eine angenehme Haptik.

Der Motor reagiert auf jede kleine Bewegung am Pedal, was zu einem sehr sportlichen, manchmal aber auch ungestümen Fahrgefühl führt. Besonders in steilen Anstiegen oder schnellen Trail-Passagen könnte man sich hier manchmal auch etwas mehr Feingefühl wünschen. Motoren wie der Bosch CX Gen 5 haben das und haben im Gelände auch ein Quäntchen mehr Power. Denn auch wenn das Drehmoment nominal gleich hoch ist, hat der Yamaha Motor spürbar weniger Leistung als die Full Power von Bosch, Shimano oder Specialized.

Giant E-Bike-Motor
Kann dieser Motor mit dem so beliebten Bosch CX-Motor mithalten?
Display
Das Bike kommt ohne Display daher. Der Ladestand des Akkus und die Unterstützungsstufe werden über die LEDs im Display angezeigt.
Giant Ladebuchse
Der Akku ist fest im Unterrohr verbaut. Strom kommt nur über die Ladebuchse herein.

Trendthema: kleiner Akku, niedriges Gewicht

Das TransX Advanced E+ Elite V2 ist mit einem fest integrierten 400-Wh-Akku im Unterrohr ausgestattet. Der Akku lässt sich mit einem optionalen Range Extender auf 600 Wh erweitern. Dank dem kompakten, fest verbauten Akku bleibt das Gewicht des Bikes bei 19,9 Kilo ohne Pedale – ein guter Wert für ein Full-Power-Bike mit 85 Nm Drehmoment. Aber das Gewicht ist heute auch nicht mehr konkurrenzlos.

Kleiner Exkurs: Das Orbea Rise im Test , das Cannondale Moterra SL im Test und auch das Amflow PL Carbon im Test mit DJI Motor setzen ab Werk sogar auf einen 600er-Akku und knacken ebenfalls die Gewichtsmarke von 20 Kilo. Mit einem Range Extender kann man zumindest das Orbea auf 840 Wh Akkukapazität aufpumpen. Die Konkurrenz hat hier nachgelegt.

Alle der aufgezählten Bikes sind gewichtsoptimiert. Deshalb verzichten die Hersteller hier auf die Option, den Akku aus dem Unterrohr entnehmbar zu machen. Das spart in der Rahmenkonstruktion fast ein halbes Kilo und ist die Grundlage für derart niedrige Gewichte.

400 Wh Akku EMTB
Im schlanken Unterrohr steckt ein 400-Wh-Akku. Wer mehr Reichweite will, muss mit einem optionalen Range Extender arbeiten.
Gewicht
Wir nehmen es genau und haben das Giant Trance X Advanced E+ an die Waage in unserer Werkstatt gehängt.
Gewicht
Die 19,92 Kilo lassen sich vor allem mit einem Blick auf den Preis des Bikes sehen. Ähnlich leichte Full Power Bikes sind deutlich teurer.

Abgrenzung zu einem Light-EMTB

Leistungstechnisch liefert der Yamaha-Motor zwar etwas weniger Power als der Bosch CX oder Shimano EP801 Motor, aber er liefert im Schnitt immer noch ca. 450 Watt. Er ist damit deutlich leistungsstärker als der TQ HPR 50 Light-Motor, der nur 300 Watt in der Spitze liefert. Auch Fazuas Ride 60 schafft die 450 Watt nur bei absoluten Lastspitzen. Der Bosch SX Motor ist da schon etwas besser aufgestellt und erreicht bei hoher Trittfrequenz ähnliche Werte.

Canyon Spectral Onfly
Auch das Canyon Spectral Onfly hat eine ähnlich schlanke Silhouette wie das Giant Trance X Advanced.
Gewicht light E-MTB
Mit unter 19 Kilo ist es sogar noch etwas leichter bei vergleichbarem Preis.
TQ HPR 50
Aber mit TQs HPR 50 hat es auch einen deutlich schwächeren Motor. Giant hat sich bewusst gegen so ein Light-Assist-Konzept entschieden.

Die Kehrseite der Medaille: Reichweite bleibt überschaubar.

Dass ein kleiner Akku und viel Motorleistung nicht zu Spitzenwerten in der Reichweite führen, ist klar. Wir haben es aber genau genommen und dem Bike mit Wattmesspedalen und einem Systemgewicht von 100 Kilo den Akku leergefahren.

In der vollen Unterstützungsstufe schafft man gut 1000 Höhenmeter mit diesem Setup. Das ist nicht die Welt. Wer lange Touren in den Alpen plant, stößt hier an ein Limit. Für die schnelle Feierabendrunde zu Hause ist das kein Problem. Dennoch dürften für die meisten Biker keine Wege um den zusätzlichen Range Extender herumführen.

Auch mit einer geringeren Unterstützungsstufe lässt sich die Reichweite erhöhen. Für 2000 Höhenmeter mit diesem Bike muss man aber auch mit Range Extender dem eigenen Muskelapparat einiges abverlangen.

Reichweite Giant Trance X Advanced E+
1000 Höhenmeter im Boost-Modus, danach ist der Akku leer. Für lange Touren in den Alpen muss ein Range-Extender her.

Fahrwerk und Geometrie: Viel Komfort auf dem Trail

Das Trans X Advanced E+ Elite V2 ist mit einem Fox Factory-Fahrwerk ausgestattet. Mit nur 150 mm Federweg vorne und 140 mm hinten bleibt das Bike auf der sportlichen Seite. Auf knackigen Trails will es präzise gelenkt werden. Ein Sofa zum Draufsetzen und Trail-runterrollen ist das Giant nicht. Der progressive Hinterbau dürfte ambitionierten Bikern aber gut gefallen. Das unterstützt eine aktive Fahrweise.

Ein genauer Blick auf die Hinterbaufunktion lohnt sich immer, um dem Charakter eines Bikes auf den Zahn zu fühlen. Mit seiner progressiven Arbeitsweise kaschiert der Maestro Hinterbau, dass er nur 140 mm Federweg bereitstellt. Der Anti-Rise-Wert bleibt über den kompletten Federweg in etwa bei 80 %, was die Bremseinflüsse auf das Fahrwerk tendenziell gering hält. Hier merkt man Giants jahrelanges Know-how in der Konstruktion von Maestro Hinterbauten.

Die Geometrie des Bikes passt zum sportlichen Ansatz. Mit einem flachen Lenkwinkel und einem langen Reach gibt sich Giant hier trendbewusst. Auch wenn es schnell wird, bleibt das Giant auf der laufruhigen Seite. Wir hatten mit dem Bike Spaß auf den rauen Trails von Finale Ligure, haben aber auch festgestellt, dass es mit 150 mm Federweg an der Gabel kein Ballerbolide ist. Für den regelmäßigen Einsatz auf solchen harten Trails oder sogar im Bikepark hat das Fahrwerk etwas zu wenig Reserven. Außerdem hat uns das Motorklappern bergab etwas gestört.

Maestro-Hinterbau
Never kill a Klassiker. Der Maestro-Hinterbau ist ein Markenzeichen von Giant und kommt natürlich auch in den aktuellen E-Bikes zum Einsatz.
Carbon-Umlenkwippe
Sogar die Umlenkwippe fertigt GIANT aus Carbon.
Fox 36er Gabel
Die 36er-Gabel von Fox passt perfekt zum Einsatzbereich des Bikes.

Ausstattung: Hochwertige Komponenten zu einem guten Preis

Das Testmodell ist mit einer elektronischen Sram Eagle Transmission Test ausgestattet. Besonders bei Gangwechseln unter Volllast zückt diese ihren Joker gegenüber anderen Schaltungen. Denn dank der Technologie ohne Schaltauge funktionieren diese sehr gut.

Insgesamt muss man sagen, dass für 6999 € die Ausstattung mit Carbonfelgen, Factory-Fahrwerk und elektronischer Schaltung wirklich gut dasteht. Da wollen andere Hersteller wie Orbea schon eine fünfstellige Summe dafür haben.

Die Sram Code R-Bremsen bieten ausreichend Leistung, sind aber kein Wurfanker. Giant weiß das mit großen Bremsscheiben aber gut zu kaschieren. Die Maxxis-Reifen könnten im harten Einsatz etwas mehr Pannenschutz vertragen, passen mit ihrer EXO-Karkasse aber zum knapp bemessenen Federweg von 150 mm an der Gabel.

Giant-Lenker-Vorbau-Einheit
Cleaner wird's nicht.
Giant-Lenker-Vorbau-Einheit
Die Vorbaulänge der Lenker-Vorbau-Einheit lässt sich über Spacer im Inneren verstellen. Praktisch, so kann man verschiedene Sitzpositionen realisieren.
Giant-Lenker-Vorbau-Einheit
Die Optik aus der Fahrerperspektive ist so schlank wie bei einem nicht-motorisierten Bike.
Sram GX Eagle Transmission
Srams Transmission-Schaltwerk kommt ohne Schaltauge aus und wechselt die Gänge auch unter Volllast.
Giant Carbon-Laufrad
Carbon, wohin das Auge blickt. Auch am Hinterrad kommt eine Carbonfelge von Giant zum Einsatz.
Flip-Chip
Hi oder Low. Die Geometrie lässt sich über einen Flip Chip anpassen. Wir waren vor allem im Low-Setting unterwegs.

Vorteile

  • Sehr gute Ausstattung
  • Unter 20 Kilo
  • Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Nachteile

  • Kleiner, fest verbauter Akku
  • Wenig Federweg
  • Motor könnte sensibler sein
Giant Trance X Advanced E+ Test
Das Konzept von Giant ist spannend und wird polarisieren.

Modellvarianten vom Giant Trance X Advanced E+

Die Nomenklatur von Giant ist etwas verwirrend. Denn es gibt das Trance mit und ohne X, mit dem Modellzusatz Advanced und dann auch noch ohne Motor. Wer diese Modelle sucht, muss beim Händler also ganz genau hinsehen, ob es auch wirklich das Modell ist, das er will. Unser Testbike gibt es aktuell auch mit anderen Ausstattungen zu extrem guten Preisen. Rahmen, Motor und Akku bleiben dabei jeweils immer gleich. Aktuell schlägt die Stunde der Sparfüchse.

Fazit zum Giant Trance X Advanced E+ EMTB

Das Konzept eines leichten Full-Power-EMTBs fährt sich auf dem Singletrail genial. Giant liefert für unter 7000 € zudem eine sehr gute Ausstattung. Aber mit dem kleinen 400-Wh-Akku dürfte die knapp bemessene Reichweite für viele Biker ein K.-O.-Kriterium darstellen. Selbst mit Range Extender hat man hier eine klare Einschränkung gegenüber anderen Bikes. Wer damit leben kann, bekommt ein geniales Bike zum fairen Preis.

Über den Autor

Ludwig Döhl

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

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