Rose Slab Plus im Test
Geht das – ein günstiges High-End-Bike mit Carbonrahmen, Bosch CX und 800er Akku? Das Rose Slab Plus wagt den Versuch und wir haben getestet, was dabei herauskommt.
Klares Konzept statt Modellflut
Während viele Hersteller mit immer neuen E-Bike-Modellen jede Marktnische besetzen, verfolgt Rose eine andere Strategie: Konzentration auf wenige, durchdachte Modelle.
Nach dem tourenorientierten File Plus mit Light-Motor und wenig Federweg folgt nun das Slab – ein kompromissloser Enduro-Bolide mit Full-Power-Antrieb.
Diese klare Ausrichtung zeigt: Rose baut nicht für jeden Geschmack, sondern für klare Einsatzbereiche. Man besetzt hier Federwegsklassen nicht doppelt mit einem Light und einem Full Power EMTB, sondern überlegt sich im Produktmanagement, wo welcher Antrieb Sinn macht, und entwickelt dann ein sehr konsequentes Bike für die jeweiligen Einsatzbereiche. Nach dem Test des Rose File, das uns voll überzeugt hat, lassen wir uns hier zu folgender Aussage hinreißen: Diese Konzentration und Konsequenz in der Entwicklung scheint dem Endprodukt gutzutun.
Ausstattung & Komponenten
Der Preis für das Einstiegsmodell ist mit unter 5000 €, gemessen an der Ausstattung, eine Ansage. Ähnlich aggressiv spricht nur Radon mit seinem Deft die Kundschaft an. Selbst Cube, der als preisaggressiver Anbieter bekannt ist, verlangt für sein Einstiegsmodell des neuen Cube AMS Hybrid 177 1000 € mehr. Auch die XT Version von Cube ist 1000 € teurer als unser Testbike.
Trotz Kampfpreis muss sich die Ausstattung unseres Testbikes nicht verstecken. Wer nach einem offensichtlichen Bug in den Parts sucht, wird nicht fündig. Rose mogelt einem hier an keiner Stelle ein faules Ei unter, sondern legt viel mehr auf die Parts besonderen Wert, die den Fahrspaß am meisten prägen.
- Fahrwerk: Fox 38 Performance GRIP & passender Dämpfer – robust, sensibel und mit sattem Grip
- Reifen: Schwalbe Radial Tires – Grip satt
- Bremsen: Shimano XT Stopper: Große 200-mm-Scheiben sorgen für Standfestigkeit
- Schaltung: Shimano XT Di2 mit Automatikmodus (CoastShift, FreeShift, AutoShift)
- Display: Bosch Kiox 400C mit Navigation
Auf dem Trail: Volle Kontrolle, viel Sicherheit
Mit 170 mm Federweg und 29er-Laufrädern zeigt das Slab, dass es für ruppiges Gelände gemacht ist. Das Fahrwerk arbeitet tendenziell linear und sorgt für hohen Grip und Souveränität, selbst wenn es richtig zur Sache geht.
Das Handling bleibt trotz des sehr langen Reach (495 mm in Größe L) agil und berechenbar, solange man die richtige Rahmengröße wählt. Der extrem hohe Reach-Wert dürfte für viele Biker ein “Downsizing” auf die kleinere Rahmengröße als gewohnt ermöglichen. Auch wir hatten vom Rose Slab Plus ein M Testbike, obwohl wir in der Redaktion normalerweise immer L Bikes fahren und waren damit sehr glücklich.
Tipp: Wer zwischen zwei Rahmengrößen steht, sollte das Slab lieber eine Nummer kleiner wählen – das macht es verspielter, ohne an Stabilität zu verlieren.
Der steile 78°-Sitzwinkel sorgt dafür, dass man auf steilen Anstiegen schön zentral über dem Tretlager sitzt und das Vorderrad am Boden bleibt.
Bergauf: Der Bosch zieht durch
Der neue Bosch CX Gen 5 ist und bleibt (neben dem DJI Avinox System) aktuell die Benchmark im Bereich der EMTB-Motoren. Mit 100 Nm Drehmoment und feinfühliger Steuerung zieht er auch an steilen Rampen souverän hoch. Trotz viel Federweg klettert das Rose besser als viele andere Bikes, was nicht zuletzt auch auf den steilen Sitzwinkel zurückzuführen ist.
In Kombination mit dem 800 Wh-Akku schafft das Slab in unserem standardisierten Reichweitentest über 2.000 Höhenmeter im Turbomodus – ein echter Reichweitenvorteil gegenüber Konkurrenten mit 600er Akkus. Cube oder Santa Cruz sparen sich hier mit dem kleineren Akku ein Kilo Gewicht, büßen dafür aber auch Reichweite ein.
Der fest verbaute Akku im Unterrohr des Roses spart Gewicht und steigert die Rahmensteifigkeit, kostet aber etwas Flexibilität beim Laden – ein fairer Kompromiss angesichts der Reichweite.
Design & Details
Optisch ist das Slab kein Bike, dem man seinen Preis ansieht. Rose ist bekannt für ein gutes Händchen beim Design und beweist das auch beim Slab Plus wieder.
- Cleanes Design mit integrierter Zugverlegung durch den Steuersatz
- Großer Rocker, clever im Rahmen integriert – wirkt kompakt und erhöht die Steifigkeit.
- Große Lagerdurchmesser und clever positionierte Drehpunkte – langlebig und wartungsfreundlich
- Gerades Sitzrohr – ideal für lange Dropper-Stützen
Einziger Kritikpunkt: Der Vorbau lässt sich nicht ohne Kürzen des Gabelschafts absenken – hier steht Design leicht vor Funktion.
Pro
- Starker Bosch CX Gen 5 mit großem 800-Wh-Akku
- Vollcarbonrahmen vorn & hinten
- Sehr gutes Fahrwerk mit FOX-Performance-Komponenten
- Top Preis-Leistungs-Verhältnis (ab 4.900 €)!
- Viel Reichweite & starke Klettereigenschaften
Contra
- Akku nicht entnehmbar
- Vorbauhöhe nur schwer anpassbar
- XT Di2-Schaltung etwas lauter & weniger robust als SRAM-Transmission
- Interne Zugverlegung, Geschmackssache
Fazit: Ein echtes Statement in der 5.000-€-Klasse
Das Rose Slab 2025 zeigt eindrucksvoll, dass Highend nicht teuer sein muss. Mit seinem Carbonrahmen, dem Bosch CX-Motor, dem riesigen Akku und 170 mm Federweg bietet es ein Gesamtpaket, das in dieser Preisklasse fast konkurrenzlos ist.
Rose schafft, woran viele scheitern: ein stimmiges, spaßorientiertes E-Enduro mit fairem Preis, top Ausstattung und durchdachter Geometrie. Wer ein potentes, aber bezahlbares EMTB sucht, sollte das Slab unbedingt auf dem Zettel haben.






