Zwischen den Welten

Rocky Mountain Instinct Powerplay SL C70 im Test

Das Rocky Mountain Powerplay SL ist ein E-MTB mit 65 Nm Drehmoment, 550 Watt Maximalleistung und einem entnehmbaren Akku. Das Bike spielt zwischen den Welten: mehr als ein Light Assist, aber leichter als ein Full Power E-Bike. Seine 20,7 kg unterstreichen sein Hybrid-Dasein. Wie sich das Instinct Powerplay SL auf dem Trail schlägt, haben wir für euch herausgefunden.

Rocky Mountain Instinct Powerplay SL C70
Das Instinct Powerplay SL - ein Light E-MTB mit Superkräften?

Es gab Zeiten, da war der Mountainbike-Markt ein Fest für Technikfans. Die Fahrradhersteller interpretierten das Mountainbike auf unterschiedlichste Weisen. Das Ergebnis war ein vielfältiger Markt, der aufgrund großer Unterschiede am Produkt viel Spannung für uns Biker bot.

Mit dem Einzug des E-Motors, der Veränderung vom Szenesport zum Breitensport und der Professionalisierung der Branche konsolidierten sich die unterschiedlichen Interpretationen dessen, was ein Mountainbike ist und wie es aussehen kann. Was wir heute sehen, grenzt an eine Uniformierung der Branche.

Premium-Hersteller Santa Cruz setzt, genau wie der Mainstream-Gigant Cube, auf einen Viergelenk-Hinterbau, und selbst in Sachen Farben gehen die eigentlich so ungleichen Marken gleiche Wege. Es scheint, als folgten alle den gleichen Marktstudien. Harte Zeiten für Individualisten, die gerne abseits eingefahrener Wege unterwegs sind.

Vor allem im Bereich der Motorsysteme zeigt sich eine immer stärkere Durchdringung des Klassenprimus Bosch. Auch wenn der chinesische Drohnenhersteller DJI mit seinem Avinox-Motor jüngst eine spannende Alternative präsentiert hat, so breitet sich Bosch unaufhaltsam aus. Wer Freude an technischer Vielfalt hat, läuft bei so viel Einheitsbrei Gefahr, in einer Technikverdrossenheit zu enden.

DJI Avionix Motor
Ein weiterer Neuling auf dem E-Bike-Motoren-Markt ist der DJI Avinox.
Bosch SX-Motor
Der Bosch SX ist in dieser Motorenkategorie der Klassenprimus.

Die Gallier der MTB-Branche: Rocky Mountain traut sich, anders zu sein

Erfrischend anders hält es Rocky Mountain. Die kanadische Kultmarke beweist in Zeiten der Uniformierung Mut und geht vehement eigene Wege – ein wenig erinnert das an ein kleines gallisches Dorf aus den Zeichentrickbüchern unserer Kindheit. In Asterix und Obelix mischen die Gallier die imperialistischen Römer mächtig auf, nachdem die um Gallien herum ganz Europa besetzt haben.

Rocky Mountain scheint derzeit das gallische Dorf der E-MTB-Welt zu sein: An Rocky E-Bikes findet sich kein Bosch-Motor. Auch kein Shimano und kein Fazua. Die Kanadier setzen auf Eigenständigkeit und vertrauen auf ihr eigenes System. Unter dem Markennamen Dyname hat Rocky Mountain eine Schwesterfirma ins Leben gerufen, die eigens für Rocky Mountain E-Systeme baut. Der neueste Wurf von Dyname: der Dyname S4 Lite Motor.

Dyname S4 Lite-Motor
Rocky Mountain setzt mit dem S4 Lite-Motor der Tochterfirma Dyname auf Eigenbau.
Geschwindigkeitsrausch Instinct Powerplay
Ein Geschwindigkeitsrausch, der an den Zaubertrank der Gallier erinnert.
Rocky Mountain E-Bike
Mit dem Instinct Powerplay SL kann man es ordentlich krachen lassen.

Wie ein Zaubertrank für Light-Assist-E-Biker

Wie der Zaubertrank von Miraculix den gallischen Widerstandskämpfern übernatürliche Kräfte eingehaucht hat, so trumpft auch der Dyname S4 Lite mit Leistungsdaten auf, die über den bisher gängigen Kennzahlen von Light Assist Motoren liegen: Mit 550 Watt Spitzenleistung und 65 Nm Drehmoment streckt der Motor seine Fühler in Richtung Full Power Bikes aus. TQ und Fazua sind da deutlich zaghafter. Der Bosch Sx ist in etwa in dieser Liga.

Dennoch bleibt das System ein Leichtgewicht – so ist die Motoreinheit 30% leichter als der starke Dyname S4 Full Power Motor. Konkret bringt die Motoreinheit 2,26 kg auf die Waage. Auch der Bosch SX Motor spielt in dieser Gewichtsklasse. Der 108 Nm starke Dyname S4 Full Power Motor wiegt hingegen 940 Gramm mehr, also 3,20 kg. Zum Vergleich: Boschs SX Light Assist Motor wiegt 2,1 kg und stellt 10 Nm Drehmoment weniger zur Verfügung.

Dyname S4 Lite Power
Im Uphill erinnert der eigentlich abgespeckte Motor dennoch an ein Full-Power-E-Bike.

Anders um jeden Preis: der Dyname S4 SL-Motor

Anders als bei allen anderen E-MTB-Motoren sind die Kurbeln und das Hauptkettenblatt nicht am Motor aufgehängt. Die Achse der Kurbeln sitzt ganz gewöhnlich in einem Innenlager, das hinter dem Motor liegt. Somit wird die Kraft des Motors auch nicht direkt vom Kettenblatt aus auf die Kette übertragen, sondern von einem vorgelagerten Ritzel.

Bevor die Kette auf das Kettenblatt aufläuft, wird sie über ein Umlenkritzel geführt – genau wie bei den derzeit angesagten High-Pivot-Bikes. Dieses Umlenkritzel überträgt die Kraft des Motors auf die Kette. Zwischen diesem Ritzel und dem Kettenblatt sitzt ein weiteres Ritzel, welches über einen Sensor den Lastunterschied zwischen Motorkraft und Fahrereinsatz misst.

Dieser einzigartige Aufbau des Dyname S4 Lite Motors bringt Vor- und Nachteile zugleich mit sich.

Die Vorteile des Dyname S4 SL Motors

  • High-Pivot-Hinterbausystem: Die systembedingte Kettenumlenkung erlaubt eine hohe Position des Hauptlagers der Kettenstrebe. Genau wie bei High-Pivot-Bikes ermöglicht der hohe Drehpunkt und die umgelenkte Kette eine besondere Raderhebungskurve beim Einfedern. Der Hinterbau weicht beim Einfedern nach hinten aus, wodurch ein außergewöhnlich sattes Fahrgefühl entsteht.
  • Direkte Kraftübertragung: Da das Kettenblatt nicht von den Kurbeln entkoppelt ist und damit nicht wie bei anderen Motorsystemen an der Motorwelle aufgehängt ist, wird die Beinkraft des Fahrers direkt und ohne Verluste auf die Kette übertragen. Das Ergebnis ist ein natürliches Fahrgefühl.

Negativ am Dyname S4 SL

  • Geräuschentwicklung: Die Umlenkung über zwei vorgelagerte Ritzel erzeugt Reibung und Geräusche. Die Reibung ist vor allem dann zu spüren, wenn man ohne Motorunterstützung fährt. Anders als bei anderen modernen Motorsystemen spürt man deutlich, dass das System einiges an Watt aus den Beinen schluckt. Zudem muss die Kette immer gut geschmiert sein, da sich die ohnehin schon hörbare Geräuschkulisse des Motors nochmals verstärkt.
Dyname S4 Lite Ritzel
Das obere, kleine Ritzel ist für die Unterstützung verantwortlich.
Dyname Motor Tretlager
Hinter der Motoreinheit sitzt wie bei Bio-Bikes ein normales Innenlager mit klassischer Kurbel.

Wenn schon anders, dann richtig anders

Neben der Eigenständigkeit in Sachen Motorkonstruktion macht auch der Rest des Eco-Systems auf sich aufmerksam. Vor allem das ins Oberrohr eingelassene Display sticht heraus. Die Auflösung des Displays lässt keine Wünsche offen und so lassen sich alle Informationen bestens ablesen. Der Informationsgehalt der über das Display zur Auswahl stehenden Menüs ist auf das Wesentliche reduziert. Ein Navigations-Feature gibt es nicht.

Ein hilfreiches Feature ist die Trittfrequenzempfehlung, die via Live-Auswertung anzeigt, ob man schneller oder langsamer treten soll. So lässt sich der Motor in seinem idealen Effizienzfenster halten. Übrigens: eine extra App braucht es beim Instinct Powerplay SL nicht. Die Bedienung ist denkbar einfach, und so lassen sich alle Einstellungen On-Screen direkt am Bike vornehmen. Draufsetzen, losfahren.

E-Bikes können mittlerweile tatsächlich Emotionen wecken. Rocky Mountain versteht es bestens, mit diesen Emotionen zu spielen: Genau wie bei Tesla E-Autos gibt es auch am Instinct Powerplay SL einen „Ludicrous“ Modus – zu deutsch: aberwitzig. Das ist der stärkste der insgesamt vier Modi und soll den Fahrspaß unterstreichen, den man bei voller Leistungsentfaltung erlebt.

Dyname S4 Lite-Display
Das hochwertige Display ist im Oberrohr eingelassen.

Die Kehrseite der Medaille – der Preis

Getestet haben wir das Instinct Powerplay C70, das zweitteuerste der sechs verfügbaren Modelle. Mit satten 9.700 Euro schlägt das Bike zu Buche. Obwohl das Bike damit an der 10.000-Euro-Marke kratzt, bekommt man noch kein Fox Factory Fahrwerk und gerade mal Sram Code Silver Bremsen. In Sachen Preispolitik bleibt Rocky Mountain also weiterhin am obersten Ende der Fahnenstange angesiedelt. Preis-Leistungs-Schnäppchen gibt es wo anders.

Übrigens, 20,3 kg bringt das Komplett-Bike in Gr. L auf die Waage. Ausgestattet ist es dafür mit einem für light EMTBs erstaunlich großen Akku. 480 Wh bietet der Akku, der im Unterrohr verschraubt ist. Das ist üppig für ein Light Assist Bike. Wer noch mehr will, bekommt für 790 € Aufpreis das sogenannte „Overtimepack 2.0“ – das ist ein RangeExtender, der auf dem Unterrohr angebracht wird und zusätzliche 314 Wh liefert.

In puncto Gewicht ist aber auch eine Einordnung mit Marktvergleich geboten: Cannondale und Orbea schaffen es mit ihren Full Power-Modellen Cannondale Moterra SL und Orbea Rise die 20,00 kg Marke zu knacken. Zugegeben, mit den Topmodellen über 10.000 Euro. Das teuerste Instinct Powerplay SL kann die 20,00-kg-Marke ebenfalls um 1,0 kg unterbieten. Dennoch behalten Cannondale und Orbea die Nase vorne: beide Marken spendieren ihrenBikes große 600-Wh-Akkus. Zudem stehen volle 85 Nm Drehmoment zur Verfügung. Auch das Amflow Bike mit DJI Motor wiegt unter 20 Kilo bei voller Motorpower.

Sram GX Transmission
Für knapp 10.000 € kann man mehr als nur einen GX Antrieb erwarten. Dennoch funktioniert dieser tadellos.
Fox Float X Performance
Beim Fahrwerk wurde ebenfalls auf die maximale Ausbaustufe verzichtet.

Das werden viele von euch lieben

Apropos Akku: Anders als bei den meisten Light Assist Bikes, lässt sich der Akku des Instinct Powerplay SL aus dem Unterrohr herausnehmen. Erst wird mit einer Schraube das Motorcover gelöst, dann wird der Akku über zwei Schrauben aus dem Unterrohr gelöst. Über eine Lasche lässt sich der Akku kinderleicht herausnehmen.

2.667 Gramm bringt der Akku auf die Waage. Obwohl der Akku schmaler als die meisten Trinkflaschen ist, eignet er sich aufgrund seiner Länge nicht für den Transport im Rucksack. Wer trotzdem Party-Laps runterreißen will, kann sich einfach einen zweiten Akku ins Auto legen. Für den 480-Wh-Akku als Zubehörartikel werden 899 € fällig. Die einfache Entnahme ermöglicht einen schnellen Wechsel – wer sich mehrere Akkus leisten will, kann sich also bestens für einen ganzen Tag Hoch-Runter-Hoch-Runter rüsten.

Dyname S4 Lite Akku
Der Akku ist entnehmbar, und es besteht die Möglichkeit zur Nutzung eines Range Extenders.

Wie viel Party kann schon im Uphill gefeiert werden?

Das Instinct Powerplay SL ist keine Sänfte. Das Bike präsentiert sich straff, definiert und sehr direkt im Antritt. Das Bike wirkt steif und übersetzt die Impulse des Fahrers direkt auf den Untergrund – das gilt auch für Tretimpulse. Voraussetzung für ein spritziges Anfahren ist jedoch ein eingeschalteter Motor. Denn ohne Motorunterstützung wirkt das Rocky Mountain träge – es scheint, als würden die beiden Umlenkungen der Kette einiges an Tretenergie schlucken. Ohne Motorunterstützung möchte man das Rocky nicht fahren.

Mit Unterstützung entfaltet das Bike jedoch sein volles Potenzial – und das liegt vor allem abseits befestigter Wege. Das Instinct Powerplay SL will ins Gelände. Der starke Hinterbau glänzt durch enorme Traktion, wodurch die 65 Nm Drehmoment bestens auf den Boden gebracht werden. So lassen sich auch steile Passagen in verblocktem Gelände bergauf gut bewältigen. Wer selbst noch Bums aus den eigenen Beinen beisteuert, kann sogar mit den Kumpels auf Full Power E-Bikes mithalten. Erstaunlich.

Die Leistungsentfaltung des Dyname S4 Lite Motors ist ebenfalls auf Uphills im Gelände getrimmt. Denn der Motor schiebt von unten weg mit ordentlich Druck an. Allerdings geht ihm nach oben raus dann die Puste aus. Wer aus voller Fahrt beschleunigen möchte, guckt in die Röhre. Hier zeigt sich, dass der Motor vor allem auf niedrige Geschwindigkeiten ausgelegt ist – also für eine kraftvolle Unterstützung auf konstanten Anstiegen und beim Durchwühlen von anspruchsvollen Singletrail-Uphills.

Dyname S4 Lite Leistung
Erst bei höheren Geschwindigkeiten lässt die Motorleistung nach.
Rocky Mountain Instinct Sattelstütze
Der enorme Hub der Sattelstütze sorgt für absolute Bewegungsfreiheit auf dem Bike.

Alles eine Frage der Einstellung

Über die Ride-4 Einstellung am Hinterbau lässt sich der Dämpfer in vier verschiedenen Positionen einhängen. Das ermöglicht eine Feinsteinstellung der Geometrie sowie der Hinterbaukinematik. Wir waren am liebsten in Position 3, der Neutralposition des Hinterbaus, unterwegs. In Position 3 beträgt der Lenkwinkel immer noch flache 64° und der Sitzwinkel steile 77°. Der Reach beläuft sich bei der von uns getesteten Größe XL auf 480 mm. Schade ist: Je Flacher man den Lenkwinkle einstellt, desto weniger Federweg steht am Heck zur Verfügung. Seit jeher eine Achillesferse des Rocky Mountain Bikes.

Auffällig ist das ausgesprochen tiefe Tretlager. Man steht tief im Bike, wodurch sich ein außerordentlich hohes Sicherheitsempfinden einstellt. Außerdem vermittelt das Bike aufgrund des tiefen Schwerpunkts eine beachtliche Gutmütigkeit. Die Kehrseite der Medaille spürt man beim Treten. In technischem Gelände setzten wir auffällig oft mit den Pedalen auf.

Rocky Mountain Instinct Flip-Chip
Durch den Flip-Chip hat man vier verschiedene Geometrie-Einstellungen zur Auswahl.

Wie viele Party-Laps sind denn nun drin?

Die Reichhöhe eines E-Bikes ist der alles entscheidende Faktor, wie hoch bzw. wie oft man seine Runden drehen kann. Die Reichhöhe des Instinct Powerplay SL C70 haben wir mit 1.553 hm ermittelt. In unserem Fall waren das drei Runden auf dem knapp 500 hm langen Hometrail.

Wie stark der Dyname S4 Lite dann doch anschiebt, zeigt die Durchschnittsgeschwindigkeit und Zeit. Die 1.553 hm bewältigten wir in weniger als einer Stunde – die Tracking-App zeigte eine Durchschnittsgeschwindigkeit im Uphill von 15,1 km/h. Das ist ordentlich. Getestet haben wir die Reichhöhe mit Klickpedalen (Fahrergewicht: 82 kg).

Zum Vergleich: das Specialized Turbo Levo SL S-Works im Test mit seinem 320-Wh-Akku schafft bei unserem Reichhöhentest knapp 1.300 Höhenmeter.

Das Highlight: Als der Display auf 0 % sprang und die Anzeige das “Laden”-Symbol zeigte, war die Leistung nicht plötzlich weg. Das System scheint mit einer Restkapazität programmiert zu sein – wie die Tankreserve beim Auto. Das ist genial, denn der Rückweg vom Trail-Ausgang nach Hause war noch mit seichter, aber spürbarer Unterstützung möglich. Super.

Rocky Mountain Instinct Powerplay SL Reichweite
Mit dem Instinct Powerplay SL sind Partylaps garantiert, solange man die 1500-Höhenmeter-Marke nicht überschreitet.
Rocky Mountain Instinct Powerplay SL Reserve
Die eingeplante Tankreserve kann zum Day Saver werden.

Wer später bremst, ist länger schnell.

Der straffe Hinterbau des Instinct Powerplay SL glänzt mit seinem definierten Fahrverhalten und klarem Feedback vom Untergrund. Das Rad kann mit Nachdruck über den Trail gepusht werden. Trotz der straffen Abstimmung nimmt das Heck die Schläge des Untergrunds sensibel auf. In Kombination mit der Raderhebungskurve, die nach hinten ausweicht, ergibt sich ein außerordentlich sattes Fahrgefühl und geniale Traktion.

Das Instinct Powerplay SL darf so richtig geschürt werden. Obwohl das Datenblatt nur 145 mm Federweg am Heck verspricht, fühlt sich der Hinterbau nach mehr an – und er kann mehr. Die Fox 36 Performance Elite Federgabel an der Front stellt 160 mm Federweg zur Verfügung. So schafft es das Rocky, erstaunlich viele Hindernisse einfach zu schlucken. Die klare Rückmeldung vom Untergrund dürfte vor allem Speed-Freaks freuen, denn wie in einem Supersportwagen vermittelt das Fahrwerk ein klares Bild von dem, was unter dem Bike gerade passiert. Genau das, was Racer suchen.

Wer später bremst, ist länger schnell. Rocky scheint diese Devise beim Wort genommen zu haben: denn das Instinct Powerplay SL punktet mit enormer starker Bremstraktion. Wirft man den Anker, so kommt die Bremskraft auf den Punkt an – der Hinterbau bleibt dabei aktiv, sodass das Hinterrad kontrolliert Bodenkontakt behält. Nur so kann ein Bremsmanöver seine volle Wirkung erzielen. Die Bremspunkte lassen sich somit bis zum Äußersten hinauszögern, wodurch man länger seine Geschwindigkeit halten kann. Allerdings könnte die Bremsleistung der Code Anlage besser ausfallen.

Rocky Mountain Instinct Powerplay SL Fahrverhalten
Das Instinct Powerplay kann einiges ab und fühlt sich auch bei High-Speed wohl.

Kann mehr als einfach nur draufhalten.

Dank des steifen Chassis des Rocky lässt sich das Bike präzise steuern und die Ideallinie punktgenau treffen. Das Vorderrad bekommt ordentlich Druck ab, wodurch sich auch enge Turns und schnelle Richtungswechsel mit verspielter Leichtigkeit meistern lassen.

Auch wenn der mit 1540 mm knapp bemessene Federweg eine andere Sprache spricht, so ist das Instinct Powerplay SL mehr Enduro als All Mountain. Ein Wermutstropfen für grobes Trail-Geballer sind die Bremsen, denn die Code Stealth Silver könnten für unseren Geschmack mehr Bums haben – vor allem bei starker Hitzeentwicklung auf langen Abfahrten.

Sram Code Stealth Silber
Der Sram Code Stealth Silver Bremsanlage fehlt ein wenig Bremspower, vor allem bei längeren Abfahrten.

Vorteile des Powerplay Instinct SL C70

  • herausragendes Fahrwerk
  • starke Downhill-Performance
  • herausnehmbarer Akku
  • starke Unterstützung für ein Light-Assist-E-Bike
  • gute Reichhöhe

Nachteile

  • markante Antriebsgeräusche aufgrund der Kettenumlenkung
  • ohne Motorunterstützung spürbarer Tretwiderstand
  • Bremsen können nicht mit der starken Downhill-Performance mithalten
Rocky Mountain Instinct Powerplay SL Test
Das Rocky Mountain Instinct Powerplay SL ist ein Gallier, trotzdem nicht in allen Bereichen unschlagbar.

Fazit zum Rocky Mountain Instinct Powerplay SL

Das Instinct Powerplay SL verzichtet auf Schnickschnack wie App, Diebstahlschutz und Navigation und richtet sich somit gezielt an Singletrail-Biker, die einfach nur aufsitzen und Spaß haben wollen. Das Powerplay SL bietet eine außergewöhnlich starke Trail-Performance, liegt wie ein Brett auf dem Trail. Das vielleicht beste reinrassige Trail-E-Bike am Markt.

Über den Autor

Ludwig Döhl

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

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