bezahlbare Alternative

Mondraker Sly im Test

Light EMTBs fahren genial, waren aber immer zu teuer. Jetzt stellt selbst Mondraker als Boutiquemarke eine bezahlbare light Alternative vor. Wie das neue Mondraker Sly fährt und wo man Abstriche zu den absoluten Luxusbikes machen muss, klärt unser Test.

Youtube Video

Es scheint so, als sei die Fahrradbranche in der Realität angekommen. Nachdem man jahrelang die Preisspirale für neue Bikes und vor allem E-Bikes nach oben gedreht hat, ist jetzt eine Kehrtwende in Sicht. Canyon hat jüngst mit dem Spectral ONfly das preisaggressivste light E-Bike, das wir je zum Test hatten, auf den Markt gebracht. Trotz anhaltender Inflation hat Cube die Preise in seiner kompletten EMTB-Produktpalette für 2025 reduziert oder die Ausstattung verbessert. Je nachdem, wie man es auswertet, kommt man beim größten deutschen Bike-Hersteller auf einen Preisrückgang von fast 10 %.

Dieser Entwicklung kann sich auch das Luxussegment, in dem sich Mondaker seit jeher tummelt, nicht entziehen. Obwohl die Spanier mit dem Neat und dem Dune zwei erstklassige light EMTBs im Portfolio haben, sind sie bei der aktuellen Marktlage im Zugzwang, auch preislich attraktive Alternativen zu bieten. Mit 5999 € ist das Sly R nicht das günstigste light EMTB auf dem Markt, aber immerhin nur halb so teuer wie das Topmodell des Neat. Ist das Bike nur das Ergebnis einer radikalen Sparkur, oder hat es immer noch das Potenzial E-Biker zu begeistern? Wir waren vor unserem Test selbst gespannt.

Mondraker Sly Test
Das Mondraker Sly gibt es ab 5.999 €. Es ist das preislich attraktivste Light-EMTB der Spanier.

Wo macht das Mondraker Sly Abstriche?

Das Mondraker Sly ist die günstige Version der Mondraker Neats. Die Federwege sind mit 160 mm an der Gabel und mit 150 mm im Heck identisch. Die Geometrie schmiegt sich stark an das Carbonmodell an und selbst die Optik ist erstaunlich ähnlich. Um das zu erreichen, hat Mondraker die Schweißnähte am Hauptrahmen verschliffen. Auf den ersten Blick sieht man dem Bike nicht an, dass es einen Alurahmen hat. Aber an der Waage ist dieser Fakt nicht zu leugnen. Im Vergleich zum Neat Topmodell muss man 2,8 Kilo Mehrgewicht hinnehmen.

Mit 20,8 Kilo ist das Bike kein absolutes Leichtgewicht mehr. Das Mehrgewicht, im Vergleich zum Neat, geht zu einem ganz großen Teil auf den Rahmen. Der 400er-Akku und der Bosch SX Motor wiegen nämlich nur ca. 350 Gramm mehr als das TQ HPR 50 System.

Hier könnt ihr einen direkten Vergleich zwischen Neat und Sly machen:

Mondraker Neat
Optisch ähnlich, aber 2,8 Kilo leichter. Das Mondraker Neat hat mit einem Gewicht unter 18 Kilo für Schlagzeilen bei seiner Präsentation gesorgt.
Mondraker Sly
Das neue Sly Alu Bike kostet die Hälfte des Neats. Wie viel Fahrspaß bleibt da noch übrig?

Der zweite große Nachteil, den man auf dem Trail in Kauf nehmen muss, ist die Soundkulisse. Während der TQ HPR 50 Motor bergauf wie bergab flüsterleise ist, hört man den Bosch SX in beiden Situationen ganz deutlich. Bergab rasselt das Zahnradgetriebe des Bosch SX und bergauf ist ein deutliches Surren zu vernehmen. Dafür unterstützt der Bosch SX mit bis zu 600 Watt aber auch deutlich stärker als der TQ. Diesen Fakt darf man bei dem Vergleich auf keinen Fall hinten runterfallen lassen.

Denn die 600 Watt, die der Motor bei einer hohen Trittfrequenz freigibt, liegen auf dem Niveau vieler Full-power Motoren. Zum Vergleich: Der TQ Motor liefert in der Spitze maximal 300 Watt. Trotz geringerem Gewicht der Neat-Modelle fließt also mehr Schweiß mit ihnen auf dem Weg zum Gipfel als mit dem Sly. Der Power des SX Motors sei Dank. Und endlich hat Bosch mit dem Purion 400 auch ein passendes Display für sportliche Fahrer, das gut geschützt zwischen Lenker und Vorbau sitzt. In Kombination mit dem Mini Remote trägt das Bosch System nicht übermäßig auf.

Bosch SX Motor
Mit bis zu 600 Watt ist der Bosch SX kräftiger als alle anderen Light-Motoren.
Bosch Purion 400 Display
Mit dem Purion 400 hat Bosch endlich eine Display-Option für sportliche Fahrer.
Bosch Mini Remote
Der Mini-Remote zum Wechsel zwischen den Fahrmodi schmiegt sich dezent ins Cockpit ein.
TQ HPR 50
Im Mondraker Neat steckt der TQ HPR 50 Motor. Der ist zwar 150 Gramm leichter als der Bosch SX, unterstützt aber auch nur halb so stark.
Mondraker Sly bergauf
Mit bis zu 600 Watt schiebt der Bosch SX ordentlich an, auf dem Weg zum Traileinstieg.

Wie fällt das Handling auf dem Trail aus?

Die Frage, ob man ein EMTB mit 20,8 Kilo noch als Light EMTB bezeichnen darf, ist durchaus legitim. Immerhin haben Orbea, Amflow und Cannondale dieses Jahr schon Full Power EMTBs unter 20 Kilo gezeigt. Diese sind zwar allesamt in der 10.000 € Preisklasse unterwegs, punkten aber trotz starker Motoren und 600 Wh Akku mit einem exzellenten Handling. Auch wenn das Sly auf der Waage minimal mehr wiegt, als die aktuelle technische Speerspitze, gibt es sich beim Handling keine Blöße.

In der Größe M/L, die unser Testbike hatte, fällt der Reach mit 480 mm normal aus. Auch der Lenkwinkel fällt mit 64,5 Grad nicht extrem aus. Einen Flip Chip zur Geometrieanpassung gibt es bei dem Bike nicht, wir haben ihn aber auch nicht vermisst. Egal, ob man sich mit dem Bike im langsamen, eher technischen Gelände aufhält oder durch flowige Abschnitte durchrauscht. Man hat stets das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.

SIZE XXS XS S M L XL XXL
Hersteller-Größenbezeichnung
-
-
s
m
m/l
l
-
Laufradgröße
-
-
29
29
29
29
29
Stack
-
-
633
633
642
651
660
Reach
-
-
440
460
480
500
520
Oberrohrlänge
-
-
595
615
635
660
685
Sitzrohrlänge
-
-
380
410
435
460
490
Sitzwinkel
-
-
77
77
77
77
77
Steuerrohrlänge
-
-
120
120
130
140
150
Lenkwinkel
-
-
64,5
64,5
64,5
64,5
64,5
Tretlagerabsenkung
-
-
22
22
22
22
22
Tretlagerhöhe (absolut)
-
-
350
350
350
350
350
Kettenstrebenlänge
-
-
455
455
455
455
455
Radstand
-
-
1225
1250
1265
1290
1315
Überstandshöhe
-
-
-
-
-
-
-
Mondraker Sly Test
Das Handling des Mondrakers ist verlockend. Sowohl im steilen Gelände als auch auf flowigen Abschnitten kommt richtig Fahrspaß auf.

Mit dem Riser Lenker kommt die Front relativ hoch, was für eine aufrechte Sitzposition sorgt und einem aber vor allem im steilen Geläuf ein sicheres Fahrgefühl gibt. Dadurch dass der Radstand bei unserem Testbike mit 1265 mm relativ lang ausfällt, hat man aber trotz der hohen Front stets das Gefühl, dass sich der Druck gleichmäßig auf das Vorder- und Hinterrad verteilt. Und mit der zentralen Position zwischen den beiden Kontaktpunkten zum Boden, lässt sich das Bike einfach präzise durchs Gelände manövrieren.

Während dem Test sind wir im direkten Wechsel auf ein 25 Kilo schweres Full Power EMTB gestiegen und dabei ist der Unterschied im Handling schon ganz klar rausgekommen. Während man mit dem schwereren Bike deutlich vorausschauender fahren muss, um die Bremspunkte nicht zu verpassen, kann man sich mit dem Sly voll auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Denn die Manöver, die man machen will, macht das Bike auch locker mit, ohne zu murren. Es wäre gelogen zu sagen, man spürt die 2-3 Kilo Mehrgewicht gegenüber dem Neat Carbonbike nicht. Aber das Handling des Sly liegt ganz klar näher bei einem light EMTB, wie bei einem Full Power EMTB.

Mondraker Sly Erfahrung
Schnell mal an einer Kante das Bike in die Luft ziehen? Kein Problem für das Sly.
Mondraker Sly Erfahrungen
Durch die zentrale Körperposition zwischen den Rädern lässt sich das Bike jederzeit intuitiv über die Trails steuern.

Fahrwerk und Ausstattung

Das Fox Performance Fahrwerk stellt den Einstieg in die sportlichen Fox Fahrwerke dar. Im Vergleich zu den Top-Fahrwerken bleiben die Dimensionen der Standrohre und des Dämpfers gleich, die Dämpfungskartusche hat aber einen einfacheren Aufbau. Ersichtlich von außen wird das vor allem an den geringeren Einstelloptionen. Auch wenn die High-End-Federelemente mit High und Low Speed Zug- und Druckstufen feingliedriger einstellbar sind, bringt das nicht immer nur Vorteile mit sich. Wer sich nämlich im Setup verhaut, fährt mitunter schlechter als mit dem vorgegebenen Werksseitig der Performance Federelemente. Sowohl die Gabel als auch der Dämpfer sprechen exzellent an und bauen mächtig Grip auf. Die leicht progressive Arbeitsweise des Hinterbaus hält Reserven zurück, wenn es richtig zur Sache geht. Hier ist Mondraker wirklich eine erstklassige Kinematik gelungen.

Die GX Transmission Schaltung ist die perfekte Wahl am EMTB. Denn sie schaltet auch unter Volllast. Wer mehr Infos darüber will, kann sich unseren großen Transmission Test reinziehen. Srams Code Bremsen verzögern mit den 200er Scheiben zu jeder Zeit ausreichend. Für mehr Bremspower hilft nur ein Upgrade auf Srams neue Maven oder eine Magura 4-Kolben-Anlage. Die Maxx Grip Reifenmischung am Vorderrad hat auch bei Nässe einen erstaunlich guten Grip. Am Hinterrad haben wir mit der Exo+ Karkasse aber einen Platten eingefahren. Das Bike verleitet dazu, den Hahn aufzumachen. Ein Platten ist da nichts Außergewöhnliches im Enduro Einsatz. Mit einer stärkeren Karkasse hätte man sich diesen Zwischenfall wahrscheinlich aber auch sparen können.

Fox Float X Performance
Auch wenn es sich bei den Federelementen um die Einstiegsmodelle von Fox handelt, funktioniert das Fahrwerk wirklich gut. Hier gibt es keinen Grund zur Bedenken.
Sram Transmission Schaltung
Das teurere Sly Modell hat sogar Srams neue Transmission Schaltung und damit die aktuellste Technologie an Bord.
Sram Code Bremsen
Die SRAM Code Bremsen sind nicht jedermanns Sache, aber mit den 200er Bremsscheiben an Front und Heck verzögern sie ausreichend.
Teleskopstütze
Mit bis zu 200 mm Hub lässt sich die Teleskopstütze bergab so weit versenken, dass man den Sattel gar nicht mehr spürt.
Maxxis Reifen
Die Mavic E-Deemax Laufräder sind steif, leicht und stabil. Sie passen zur Ausrichtung des Sly.

Rahmendetails und Akkuintegration

Der Mondraker Rahmen ist top verarbeitet und hat eine ästhetische Anmutung. Darüber hinaus gibt es aber auch ein paar technische Raffinessen zu erwähnen. Die Züge verlaufen nicht durch den Steuersatz, sondern durch Taschen am Steuerrohr in den Rahmen ein. Wer will, hat aber die Option, die Züge für eine saubere Optik auch durch den Steuersatz zu verlegen. Kleine Schutzbleche schützen den Dämpfer während der Arbeit vor Dreckbeschuss. An der Unterseite des Oberrohrs gibt es die Möglichkeit, einen weiteren Flaschenhalter oder einen Toolmount zu montieren.

Diese Option ist durchaus nützlich. Denn will man einen Range Extender montieren, kann man immer noch eine Trinkflasche mitnehmen. Um das Thema Range Extender werden vor allem Fans längerer Touren nicht herumkommen. Denn der 400 Wh Akku im Unterrohr bietet nur eine begrenzte Reichweite. Im Turbomodus ist der Akku in 1000 hm, mitunter auch weniger leer. Bei niedrigeren Unterstützungsstufen schafft man auch 1500 hm. Wer mehr will, muss zusätzlich ca. 450 € in einen Range Extender mit weiteren 250 Wh investieren. Denn der Akku im Unterrohr lässt sich nicht mal schnell tauschen. Er ist fest integriert und lässt sich nur wechseln, wenn man den Motor ausbaut. Keine Aktion für den Alltag.

Mondraker Sly Rahmen
Die verschliffenen Schweißnähte geben dem Rahmen die Anmutung eines Carbon-Bikes.
Zero-Suspension-Hinterbau
Der Zero-Suspension-Hinterbau hat exakt die gleiche Kinematik wie beim teureren Neat.
Dämpfer
Der schwimmend gelagerte Dämpfer ist beim Fahren durch die Schutzbleche vor dem Dreckbeschuss durch das Hinterrad geschützt.
Zugverlegung Mondraker Sly
Mondraker verlegt die Züge ab Werk nicht durch den Steuersatz. Wer das für eine schickere Optik machen will, hat aber die Option.
Flaschenhalter
An der Unterseite des Oberrohrs lässt sich ein zweiter Flaschenhalter oder Tool-Mount montieren.
Ladebuchse
Die Ladebuchse liegt gut geschützt im vorderen Rahmendreieck.
Akku
Der 400-Wh-Akku lässt sich nicht aus dem Unterrohr entnehmen. Die Reichweite ist damit etwas begrenzt.

Pros

  • preislich attraktiv
  • genialer Hinterbau
  • gute Geo
  • sexy Optik
  • starker Motor

Cons

  • kein Wechselakku
  • Motorklappern bergab
  • kleine Akkukapazität
Mondraker Sly Testbericht
Das Mondarker Sly macht Abstriche im Vergleich zu den Neat-Modellen. Aber es macht immer noch verdammt viel Spaß.

Alle Sly und Neat Modelle auf einen Blick

Mit 6.999 € schlägt unser Testbike 1000 € mehr zu Buche als das Sly R. Mit dem Pfeil-Symbol Bikes direkt vergleichen, könnt ihr die einzelnen Modelle auch in den Vergleich mit jedem anderen Bike aus unserer großen Marktübersicht ziehen. Spannend ist vor allem auch der Vergleich mit den leichten Full Power Optionen am Markt. Dem Cannondale Moterra SL, dem Orbea Rise LT und natürlich dem Neat.

Fazit zum Mondraker Sly:

Dass selbst Boutique-Marken wie Mondraker mittlerweile bezahlbare EMTBs anbieten, die auf dem Trail ordentlich was einstecken können, kann man nur gutheißen. Erfreulich ist auch, dass der Fahrspaß nicht in dem Maß zurückgeht, wie der Preis im Vergleich zu den Topmodellen sinkt. Das Mondraker Sly ist der beste Beweis dafür. Man muss bei Sound und Gewicht zwar Abstriche hinnehmen im Vergleich zum absoluten Luxussegment. Das Bike hat ein wirklich gelungenes Handling auf dem Trail und damit das Potenzial, die Hormonproduktion im Körper mächtig anzuschmeißen.

Über den Autor

Ludwig Döhl

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

Empfohlen für dich

Preiswertes light EMTB: Das Focus Jam² SL im Test

Das light EMTB Segment ist zwar trendig, aber auch sehr elitär. Wer ein E-Mountainbike ...

Pivot Shuttle LT 2025 Test

Pivot ist für ausgefallene Bikes zu exklusiven Preisen bekannt. Und auch das neue Pivot...

Mondraker Crusher im Test

Dicker 720er Akku, mächtig Federweg und eine progressive Geometrie. Mit dem Crusher wil...

Brandneu: Mondraker Dune 2024

Mondraker legt sein Dune neu auf. Während die letzte Mondraker Dune Version 2020 ohne M...