Hepha All Mountain im Test
Bosch ist Deutschlands beliebtester Motor. Aber die Vormachtstellung der Schwaben wackelt. Denn immer mehr Konkurrenten kommen mit eigenen Motoren auf den Markt. Und der Hepha P101 Motor im Hepha Bike ist definitiv einen Blick wert.




Der Hepha P101 Motor: Ein echter Kraftprotz mit Charakter
Der Hepha P101 leistet 100 Nm Drehmoment und bringt es im Turbomodus auf über 670 Watt Outputleistung – und das bereits bei moderaten 150 Watt Eingangsleistung. Damit hängt er aktuelle Platzhirsche wie Bosch (570 Watt) oder DJI (580 Watt) bei gleicher Inputleistung klar ab.
Bemerkenswert: Er liefert seine Maximalleistung bereits bei geringer Tretleistung von 150 Watt. Im Gegensatz zu anderen Motoren wie dem Bosch CX oder dem DJI Avinox steigt der Output bei höherer Eingangsleistung nicht weiter an – was zeigt, dass Hepha das System auf Effizienz und Sofort-Power getrimmt hat. Bosch und DJI können auch diese Leistungswerte liefern, brauchen dazu aber 200 oder sogar 250 Watt Inputleistung vom Fahrer in den Motor.
Trotz seiner hohen Leistung bleibt der Motor angenehm leise und liefert ein natürliches, harmonisches Fahrgefühl. Zwischen 70–85 Kurbelumdrehungen/min fühlt er sich am wohlsten. Bei hohen Kadenzen oberhalb von 90 Umdrehungen pro Minute kann er sein volles Leistungspotential nicht mehr ganz abholen.



Reichweite & Akku: Stark trotz hoher Leistung
Im Unterrohr des Hepha All Mountain steckt ein 804-Wh-Akku, der unter realistischen Bedingungen (100 kg Systemgewicht, 150 W Eingangsleistung) für 1.990 Höhenmeter reicht – plus weitere 140 Höhenmeter, nachdem die Motorleistung runtergeregelt wurde. Ein starker, aber nicht rekordverdächtiger Wert. Auch Bosch oder DJI Systeme kommen auf einen vergleichbaren Wert.
Man muss bei diesem Vergleich allerdings berücksichtigen, dass der Motor bei diesem Test mehr Outputleistung liefert als die angesprochenen Konkurrenten. Der Verbrauch bleibt also vergleichbar, obwohl die Leistung bei unserem Testszenario mit 150 Watt Input-Leistung höher ist. Tendentiell ist der Hepha-Motor also einen Ticken effizienter.
Der Akku ist werkzeuglos entnehmbar, per Schlüssel gesichert und in ca. 4,5 Stunden vollständig geladen – dank 6A-Ladegerät. Das Ladegerät ist zudem kompakt genug, um es problemlos im Rucksack mitzunehmen.

Motorsteuerung
Der Motor reagiert feinfühlig auf unterschiedliche Fahrszenarien und weiß den Input über die Kurbeln richtig zu deuten. Im Gelände stellt sich so ein flüssiges Fahrgefühl ein. Auch wenn der P101 Hephas erster E-Bike-Motor ist, merkt man ihm das nicht an.
Bei gleichmäßigen Anstiegen auf Asphalt und Schotter zeigt sich aber: Der Motor gibt seine Leistung in leicht wellenförmigen Impulsen ab – vor allem an den Totpunkten der Kurbelumdrehung (Pedale ganz oben oder unten). Andere Systeme halten hier die Leistung konstanter. Auffallen tut das aber nur im direkten Vergleich – wer keinen anderen Motor kennt, wird es kaum bemerken. Möglich, dass Hepha das per Software-Update behebt.

Geräuschentwicklung
Beim Fahren ist der Motor deutlich leiser als das DJI-System und etwa auf dem Niveau des Bosch CX (Generation 5). Der Ton ist niederfrequent und somit angenehmer als bei vielen Mitbewerbern. Bergab jedoch hört man das Getriebe klappern – ein Geräusch, das man auch von Motoren wie dem Shimano EP801 oder älteren Bosch-Modellen kennt. Das ist normal und kein Grund zur Sorge.


Pro & Contra zum HEPHA P101-Motor
- Sehr hohe Leistung bereits bei geringem Tretaufwand
- Harmonische, feinfühlige Motorsteuerung
- Niedriges Geräuschniveau (leiser als DJI, vergleichbar mit Bosch)
- Keine spürbare Anfahrtschwelle
- Großes Know-how durch Gobao im Hintergrund
- Leistung fällt oberhalb von 90 U/min spürbar ab
- Keine Leistungsreserven bei höherem Input
- Leichtes Klappern des Getriebes bei Bergabfahrten
Ausstattung & Geometrie: Tourer statt Trail-Shredder
Mit einem Gewicht von 24,9 kg ist das Hepha All Mountain kein Leichtgewicht – aber bewusst so gebaut: Der Fokus liegt auf Haltbarkeit. Dafür sorgen z. B. 36-Speichen-Laufräder oder ein Shimano CUES-Antrieb mit 10 statt 12 Ritzeln, was die Kette stabiler macht.
Die Geometrie ist komfortorientiert, das Bike ist auf Tourenfahrer ausgelegt. Trotz 150 mm Federweg richtet es sich nicht an Enduro- oder Trail-Fahrer. Flache Lenkwinkel, ein wenig progressiver Hinterbau und fehlender Flaschenhalterplatz zeigen klar: Hier geht’s ums entspannt-kräftige Touren, nicht um Sprünge oder steile Lines.
Wer süchtig ist nach knackigen Singletrails, der sollte auf jeden Fall Reifen mit mehr Profil aufziehen. Die Nobby Nic Reifen funktionieren auf harten Untergründen sehr gut. Im losen Terrain braucht man aber mehr Grip.







- Haltbare Komponenten (z. B. 36 Speichen, breitere Kette)
- Komfort-orientierte Geometrie
- Solide Federung für Touren
- Display mit nützlichen Leistungswerten (inkl. Verhältnis Mensch/Motor)
- Nur zwei Rahmengrößen (M & L)
- Kein Platz für Trinkflasche im Rahmen
- trotz 150 mm Federweg kein Trail-Shredder
- gemessen an der Ausstattung relativ teuer

Fazit: Starker Auftritt mit eigenem Charakter
Das Hepha All Mountain überrascht vor allem beim detaillierten Blick auf den Motor: Mit einem eigenständigen Motor, der bei geringer Eingangsleistung mehr Output liefert als die Konkurrenz, trifft es einen Nerv vieler E-Biker. Auch das angenehme Fahrverhalten, der niedrige Geräuschpegel und die solide Ausstattung sprechen für sich.
Das Bike ist kein aggressives Trailbike, sondern ein komfortabler Tourenbegleiter, der durch seine Motorleistung und Reichweite punktet. Wer lange Strecken mit ordentlich Unterstützung und wenig Eigenaufwand zurücklegen will, findet hier ein spannendes Angebot.