Was können Bike und Motor?

Hepha All Mountain im Test

Bosch ist Deutschlands beliebtester Motor. Aber die Vormachtstellung der Schwaben wackelt. Denn immer mehr Konkurrenten kommen mit eigenen Motoren auf den Markt. Und der Hepha P101 Motor im Hepha Bike ist definitiv einen Blick wert.

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Hepha ist eine noch junge Marke, doch kein unbeschriebenes Blatt. Hinter ihr steckt der chinesische Elektroroller-Hersteller Gobao, der sich mit seiner Expertise im Bereich Elektromobilität nun dem E-Bike-Sektor widmet. Das Ziel: Leistungsstarke, langlebige Systeme für Tourenfahrer, die nicht auf Effizienz und Komfort verzichten wollen.

Mit dem Hepha All Mountain bringt das Unternehmen ein Bike an den Start, das mit eigenem Antrieb, großem Akku 804 Wh und tourenorientierter Ausstattung punkten will. Herzstück ist der HPR P101-Motor, der nicht nur durch hohe Leistungsdaten, sondern auch durch eine smarte Steuerung überzeugen soll.

Hepha eMTB Test
Das Hepha All Mountain sticht mit eigenem Motor aus der Masse der E-MTBs heraus.
Hepha P101 Motor-Test
Der Motor wird von Gobao, einem großen chinesischen Produzenten von Elektrorollern, entwickelt und hergestellt.
Hepha Test
Wir haben den Motor im Anstieg und das Bike in der Abfahrt mal ordentlich auf den Zahn gefühlt.

Der Hepha P101 Motor: Ein echter Kraftprotz mit Charakter

Der Hepha P101 leistet 100 Nm Drehmoment und bringt es im Turbomodus auf über 670 Watt Outputleistung – und das bereits bei moderaten 150 Watt Eingangsleistung. Damit hängt er aktuelle Platzhirsche wie Bosch (570 Watt) oder DJI (580 Watt) bei gleicher Inputleistung klar ab.

Bemerkenswert: Er liefert seine Maximalleistung bereits bei geringer Tretleistung von 150 Watt. Im Gegensatz zu anderen Motoren wie dem Bosch CX oder dem DJI Avinox steigt der Output bei höherer Eingangsleistung nicht weiter an – was zeigt, dass Hepha das System auf Effizienz und Sofort-Power getrimmt hat. Bosch und DJI können auch diese Leistungswerte liefern, brauchen dazu aber 200 oder sogar 250 Watt Inputleistung vom Fahrer in den Motor.

Trotz seiner hohen Leistung bleibt der Motor angenehm leise und liefert ein natürliches, harmonisches Fahrgefühl. Zwischen 70–85 Kurbelumdrehungen/min fühlt er sich am wohlsten. Bei hohen Kadenzen oberhalb von 90 Umdrehungen pro Minute kann er sein volles Leistungspotential nicht mehr ganz abholen.

Hepha P101
Von der Antriebsseite her wirkt der Motor sehr klein und ist gut ins Bike integriert.
Hepha Remote
Der Remote-Controller für den Motor hat 5 Tasten und lässt sich auch im Gelände gut bedienen.
Hepha Display
Das kleine Display sitzt an einem geschützten Ort zwischen Vorbau und Lenker und zeigt mehr Infos, als man vermuten würde.

Reichweite & Akku: Stark trotz hoher Leistung

Im Unterrohr des Hepha All Mountain steckt ein 804-Wh-Akku, der unter realistischen Bedingungen (100 kg Systemgewicht, 150 W Eingangsleistung) für 1.990 Höhenmeter reicht – plus weitere 140 Höhenmeter, nachdem die Motorleistung runtergeregelt wurde. Ein starker, aber nicht rekordverdächtiger Wert. Auch Bosch oder DJI Systeme kommen auf einen vergleichbaren Wert.

Man muss bei diesem Vergleich allerdings berücksichtigen, dass der Motor bei diesem Test mehr Outputleistung liefert als die angesprochenen Konkurrenten. Der Verbrauch bleibt also vergleichbar, obwohl die Leistung bei unserem Testszenario mit 150 Watt Input-Leistung höher ist. Tendentiell ist der Hepha-Motor also einen Ticken effizienter.

Der Akku ist werkzeuglos entnehmbar, per Schlüssel gesichert und in ca. 4,5 Stunden vollständig geladen – dank 6A-Ladegerät. Das Ladegerät ist zudem kompakt genug, um es problemlos im Rucksack mitzunehmen.

Hepha Akku
Der 804 Wh Akku ist werkzeuglos aus dem Unterrohr entnehmbar und reicht für Touren mit ca. 2000 hm.

Motorsteuerung

Der Motor reagiert feinfühlig auf unterschiedliche Fahrszenarien und weiß den Input über die Kurbeln richtig zu deuten. Im Gelände stellt sich so ein flüssiges Fahrgefühl ein. Auch wenn der P101 Hephas erster E-Bike-Motor ist, merkt man ihm das nicht an.

Bei gleichmäßigen Anstiegen auf Asphalt und Schotter zeigt sich aber: Der Motor gibt seine Leistung in leicht wellenförmigen Impulsen ab – vor allem an den Totpunkten der Kurbelumdrehung (Pedale ganz oben oder unten). Andere Systeme halten hier die Leistung konstanter. Auffallen tut das aber nur im direkten Vergleich – wer keinen anderen Motor kennt, wird es kaum bemerken. Möglich, dass Hepha das per Software-Update behebt.

EMTB-Motor-Test
Man darf den Hepha P101 Motor nicht unterschätzen. Er kann mit seiner üppigen Leistung auch eine sportliche Gangart im Gelände gut ab.

Geräuschentwicklung

Beim Fahren ist der Motor deutlich leiser als das DJI-System und etwa auf dem Niveau des Bosch CX (Generation 5). Der Ton ist niederfrequent und somit angenehmer als bei vielen Mitbewerbern. Bergab jedoch hört man das Getriebe klappern – ein Geräusch, das man auch von Motoren wie dem Shimano EP801 oder älteren Bosch-Modellen kennt. Das ist normal und kein Grund zur Sorge.

Sound Hepha Motor
Bergauf ist der Hepha-Motor angenehm leise.
Getriebe klappern
Bei Erschütterungen im Singletrail bergab klappert das Getriebe wie bei den allermeisten E-MTB-Motoren.

Pro & Contra zum HEPHA P101-Motor

  • Sehr hohe Leistung bereits bei geringem Tretaufwand
  • Harmonische, feinfühlige Motorsteuerung
  • Niedriges Geräuschniveau (leiser als DJI, vergleichbar mit Bosch)
  • Keine spürbare Anfahrtschwelle
  • Großes Know-how durch Gobao im Hintergrund

  • Leistung fällt oberhalb von 90 U/min spürbar ab
  • Keine Leistungsreserven bei höherem Input
  • Leichtes Klappern des Getriebes bei Bergabfahrten

Ausstattung & Geometrie: Tourer statt Trail-Shredder

Mit einem Gewicht von 24,9 kg ist das Hepha All Mountain kein Leichtgewicht – aber bewusst so gebaut: Der Fokus liegt auf Haltbarkeit. Dafür sorgen z. B. 36-Speichen-Laufräder oder ein Shimano CUES-Antrieb mit 10 statt 12 Ritzeln, was die Kette stabiler macht.

Die Geometrie ist komfortorientiert, das Bike ist auf Tourenfahrer ausgelegt. Trotz 150 mm Federweg richtet es sich nicht an Enduro- oder Trail-Fahrer. Flache Lenkwinkel, ein wenig progressiver Hinterbau und fehlender Flaschenhalterplatz zeigen klar: Hier geht’s ums entspannt-kräftige Touren, nicht um Sprünge oder steile Lines.

Hepha setzt auf einen klassischen 4-gelenkigen Hinterbau. Die 150 mm im Heck haben wenig Progression und sprechen damit vor allem komfortorientierte Tourenfahrer an.

Wer süchtig ist nach knackigen Singletrails, der sollte auf jeden Fall Reifen mit mehr Profil aufziehen. Die Nobby Nic Reifen funktionieren auf harten Untergründen sehr gut. Im losen Terrain braucht man aber mehr Grip.

Im leichten Gelände fühlt sich das Hepha All-Mountain wohl.
Tektro-Bremse
Die verbauten Tektro-Bremsen können mit einem oder zwei Fingern bedient werden.
Tektro Bremse
Obwohl der Bremssattel mit 4 Kolben arbeitet, ist die Bremsanlage kein maximaler Kraftprotz. Sie verzögert ausreichend, aber schwere Fahrer würden sich noch etwas mehr Power wünschen.
Shimano Cues Schaltung
Bei der Schaltung setzt Hepha auf einen robusten 1x10 Shimano Cues-Antrieb.
Am Heck arbeitet ein Shimano Cues Schaltwerk, um die Kette über die 10 Ritzel der Kassette wechseln zu lassen.
Federgabel
Die Rock Shox Psylo Gabel verrichtet ihren Dienst mit 150 mm Federweg zuverlässig.
Flaschenhalter
Die zentrale Dämpferposition im Heck macht eine Flaschenhalter-Montage leider unmöglich.

  • Haltbare Komponenten (z. B. 36 Speichen, breitere Kette)
  • Komfort-orientierte Geometrie
  • Solide Federung für Touren
  • Display mit nützlichen Leistungswerten (inkl. Verhältnis Mensch/Motor)

  • Nur zwei Rahmengrößen (M & L)
  • Kein Platz für Trinkflasche im Rahmen
  • trotz 150 mm Federweg kein Trail-Shredder
  • gemessen an der Ausstattung relativ teuer
Hepha E-Bike Test
Das Hepha All Mountain kann ernsthaftes Gelände bewältigen, fühlt sich aber auf leichten Trails am wohlsten.

Fazit: Starker Auftritt mit eigenem Charakter

Das Hepha All Mountain überrascht vor allem beim detaillierten Blick auf den Motor: Mit einem eigenständigen Motor, der bei geringer Eingangsleistung mehr Output liefert als die Konkurrenz, trifft es einen Nerv vieler E-Biker. Auch das angenehme Fahrverhalten, der niedrige Geräuschpegel und die solide Ausstattung sprechen für sich.

Das Bike ist kein aggressives Trailbike, sondern ein komfortabler Tourenbegleiter, der durch seine Motorleistung und Reichweite punktet. Wer lange Strecken mit ordentlich Unterstützung und wenig Eigenaufwand zurücklegen will, findet hier ein spannendes Angebot.

Mehr Bikes mit dem Hepha-Motor

Über den Autor

Ludwig Döhl

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

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